Deutsche Industrie: Auftragseingang liegt überraschend höher
Die Lage im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland beruhigt sich weiter. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden berichtete, nahmen die Bestellungen auch im Oktober gegenüber dem Vormonat zu. Im Monatsvergleich stiegen die Bestellungen um 1,5 Prozent. Damit fiel der Zuwachs deutlich stärker aus als Analysten im Mittel erwartet hatten; sie waren nur von einem Plus von 0,3 Prozent ausgegangen. Im September hatte der Wert nach oben revidiert um 2,0 Prozent zugelegt.
Ohne die volatilen Großaufträge ergibt sich jedoch ein geringerer Anstieg. In dieser engeren Betrachtung erhöhte sich der Auftragseingang zum Vormonat um 0,5 Prozent. Der Auftragseingang bleibt damit auf Erholungskurs. Allerdings hatte diese Kerngröße bereits im September spürbar angezogen. "Damit kann man nun wieder eindeutig von einem Seitwärtstrend reden - sowohl bei der Gesamtgröße als auch bei der Kerngröße", schreibt Commerzbank-Experte Ralph Solveen. "Damit hat sich die Industrie wohl stabilisiert, ein Aufschwungsignal lässt aber weiter auf sich warten."
Auslandsaufträge brechen ein, Inlandsbestellungen treiben die Industrie
Aus dem Ausland kamen weniger Orders: Die Auslandsaufträge gingen gegenüber dem Vormonat um vier Prozent zurück. Solveen sieht dafür auch die Zollpolitik der US-Regierung als Ursache. Die Inlandsaufträge legten dagegen um fast zehn Prozent zu. "Darin manifestieren sich die höheren Militär- und Infrastrukturausgaben der Bundesregierung", schreibt der Chefvolkswirt der VP Bank Thomas Gitzel. "Vor allem die höheren Militärausgaben schlagen sich positiv nieder."
Auch gegenüber dem Vorjahr fielen die Daten besser aus als gedacht. Zwar lagen die Aufträge um 0,7 Prozent unter dem Vorjahresmonat, doch Fachleute hatten im Schnitt einen Rückgang von 2,4 Prozent erwartet.
Für 2026 bleibt Solveen vorsichtig zuversichtlich. "Im kommenden Jahr dürfte es wegen der expansiven Finanzpolitik sogar wieder etwas aufwärtsgehen, ohne dass damit die strukturellen Probleme der deutschen Industrie und der gesamten deutschen Wirtschaft gelöst wären", heißt es in der Studie. "Darum rechnen wir für das kommende Jahr zwar zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder mit einem nennenswerten Wachstum der deutschen Wirtschaft, einen kraftvollen Aufschwung dürfte es aber weiter nicht geben."


