Technologie

Uniper schwenkt um und produziert weniger grünen Strom

Uniper galt lange als Hoffnungsträger der Energiewende. Jetzt rudert der Konzern überraschend zurück: Die selbst gesetzten Ziele für grüne Stromproduktion bis 2030 wurden drastisch gesenkt. Verzögerte Ausschreibungen, geopolitischer Druck und ein langsamer Wasserstoffhochlauf bremsen den Umbau. Doch Milliarden fließen trotzdem – in neue Gaskraftwerke.
07.08.2025 15:16
Lesezeit: 2 min

Uniper bremst Umbau: Weniger grüner Strom bis 2030

Uniper, einer der größten Stromerzeuger Europas, will seinen Strom künftig immer klimafreundlicher produzieren. Doch die Ziele dafür schraubt der Konzern nun deutlich nach unten.

Der Energiekonzern Uniper geht beim Umbau seines europäischen Kraftwerksparks in Richtung Klimaneutralität kräftig auf die Bremse. Das Unternehmen wollte bislang den Anteil grüner Stromproduktion bis 2030 auf 80 Prozent steigern – jetzt sind nur noch 50 Prozent das Ziel. "Der Anteil an erneuerbarer, CO2-armer und dekarbonisierbarer Erzeugungskapazität soll bis dann mindestens 50 Prozent betragen", teilte das Unternehmen bei der Vorlage der Halbjahreszahlen mit. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 bleibe bestehen, sagte ein Sprecher.

"Das regulatorische und geopolitische Umfeld ist herausfordernd", erklärte Uniper-Chef Michael Lewis laut der Mitteilung. Zwar begrüße Uniper das Vorhaben der deutschen Regierung zum Neubau von Gaskraftwerken. "Die Verzögerung bei der Ausschreibung und folglich auch beim Bau der neuen Kraftwerke verschiebt mögliche Erträge daraus jedoch in spätere Jahre." Auch der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft werde nicht so schnell gelingen wie erwartet. Daraus ziehe der Konzern nun Konsequenzen.

Gaskraftwerke im Fokus: Milliarden für die Transformation

Uniper zählt bei Stromerzeugung und Gashandel zu den größten Energieunternehmen Europas. Derzeit betreibt der Konzern unter anderem Steinkohle- und Gaskraftwerke vor allem in Deutschland, Großbritannien und Schweden mit einer Erzeugungskapazität von insgesamt mehr als 14 Gigawatt. Das entspricht 14 großen Kohlekraftwerken. Weitere gut fünf Gigawatt entfallen auf Stromerzeugung aus Wasserkraft und Atomkraft in Deutschland und Schweden. Bis 2030 rechnet Uniper den Angaben zufolge mit einer Stromerzeugungskapazität von insgesamt 15 bis 20 Gigawatt.

Uniper bestätigte frühere Angaben, wonach bis Anfang der 2030er Jahre insgesamt rund acht Milliarden Euro in die Transformation investiert werden sollen. Bis 2030 sollen davon bereits rund fünf Milliarden Euro geflossen sein. So werde Uniper sich an der geplanten Ausschreibung der Bundesregierung von neuen Gaskraftwerken in Deutschland beteiligen, bekräftigte das Unternehmen. In Großbritannien plane man den Neubau von zwei Gaskraftwerken, Connah’s Quay und Killingholme, mit der Möglichkeit der Abscheidung und Speicherung von CO2.

Staat muss aussteigen: Uniper bleibt nicht dauerhaft in öffentlicher Hand

Uniper war als größter deutscher Gasimporteur 2022 in Schieflage geraten, als Russland nach dem Angriff auf die Ukraine kein Gas mehr lieferte. Deutschland rettete das Unternehmen mit Milliarden-Beihilfen und wurde mit über 99 Prozent Mehrheitseigentümer. Bis Ende 2028 muss der Staat seine Beteiligung auf höchstens 25 Prozent plus eine Aktie reduzieren.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Klöckner & Co-Aktie hebt ab: Übernahmefantasie und positive Analysteneinstufung treiben Aktienkurs
08.12.2025

Die Klöckner-Co-Aktie schießt hoch, weil erneut Übernahmegespräche kursieren. Doch hinter dem Kurssprung steckt eine lange...