Finanzen

Rheinmetall-Aktie rutscht weiter ab: Schwankungen trotz voller Auftragsbücher

Die Rheinmetall-Aktie gerät am Dienstag zusammen mit anderen Rüstungswerten erneut unter Druck – trotz voller Auftragsbücher und ambitionierter Expansionspläne schwanken Anleger zwischen Euphorie und Skepsis. Drohen dem Rüstungskonzern womöglich Risiken trotz glänzender Zukunftsaussichten?
19.08.2025 17:30
Aktualisiert: 19.08.2025 17:30
Lesezeit: 3 min
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Rheinmetall-Aktie rutscht weiter ab: Schwankungen trotz voller Auftragsbücher
Die Rheinmetall-Aktie steht wegen geopolitischer Entwicklungen rund um den Ukraine-Krieg unter Druck – trotz voller Auftragsbücher und ambitionierter Expansionspläne (Foto: dpa). Foto: Federico Gambarini

Rheinmetall-Aktie und andere Rüstungswerte verlieren an Boden

Die europäischen Rüstungswerte haben am Dienstag erneut nachgegeben. Besonders die Rheinmetall-Aktie (ISIN: DE0007030009) stand im Fokus. Im frühen Handel prallten die Titel von Rheinmetall und Renk deutlich von ihren 100-Tage-Linien nach unten ab, während die Papiere von Hensoldt bis an dieses mittelfristige Trendbarometer korrigierten. Technisch orientierte Anleger verfolgen diese Marken sehr genau. Nach den Kursgewinnen zum Wochenauftakt setzte damit erneut Ernüchterung ein.

Am Montag hatten die Werte der Branche noch profitiert – trotz des ergebnislosen Treffens zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin. Hoffnung machte allerdings das anschließende Gespräch Trumps mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Spitzenpolitikern. Hier zeichnet sich ein vorsichtiger Optimismus für mögliche Friedensgespräche ab.

Rheinmetall-Aktienkurs fällt deutlich

Im deutschen Wertpapierhandel fiel die Rheinmetall-Aktie besonders stark auf. Das Papier verzeichnete zeitweise einen Verlust von mehr als 5,2 Prozent. Damit rutschte der Rheinmetall-Aktienkurs um 87 Euro ab auf ein Tagestief bei 1.546 Euro. Gemessen an anderen DAX-Werten ergibt sich ein klarer Rückstand: Der deutsche Leitindex kletterte gleichzeitig auf 24.400 Punkte und verbuchte ein kleines Plus von zeitweise annähernd 0,5 Prozent.

Für Anleger bleibt immerhin ein Trost: Ein neues Rheinmetall-Allzeittief ist nicht in Sicht. Der bisherige Tiefststand der Rheinmetall-Aktie datiert vom 23. November 2000, als der Kurs bei lediglich 7,20 Euro lag - diese Zeiten sind längst vorbei

Der Rüstungskonzern Rheinmetall im Überblick

Die Rheinmetall AG mit Hauptsitz in Düsseldorf ist ein traditionsreicher Rüstungskonzern und zugleich Anbieter von Mobilitäts- und Sicherheitstechnologien. Das Unternehmen wurde 1889 gegründet und produziert unter anderem Luftverteidigungs-, Soldaten- und Feuerleitsysteme. Im letzten Geschäftsjahr erwirtschaftete Rheinmetall einen Gewinn von 808 Millionen Euro bei einem Umsatz von 9,75 Milliarden Euro. Im Marktumfeld treten Wettbewerber wie Borgwarner oder Esterline Technologies auf, die jedoch zuletzt nur wenig Bewegung zeigten. Damit bleibt Rheinmetall einer der zentralen Werte im europäischen Verteidigungssektor.

Das Auf und Ab der Rüstungsaktien spiegelt die geopolitische Lage wider. Nachdem die Gespräche zwischen Trump und Putin zunächst ohne Ergebnis blieben, stiegen die Kurse am Montag. Doch das Treffen Trumps mit Selenskyj sowie europäischen Regierungschefs erzeugte neue Hoffnung auf eine Lösung im Ukraine-Krieg. Bundeskanzler Friedrich Merz zog ein positives Fazit: "Meine Erwartungen sind eigentlich nicht nur getroffen, sondern übertroffen worden", erklärte er.

Sollte es tatsächlich zu einem Frieden kommen, könnte die Rheinmetall-Aktie kurzfristig erneut unter Druck geraten. Denn in einer solchen Situation dürfte die Nachfrage nach Rüstungsgütern zunächst zurückgehen. Gleichwohl sehen Analysten den langfristigen Trend ungebrochen. Europa wird weiterhin hohe Summen in die Aufrüstung investieren, um die eigene Verteidigungsfähigkeit zu sichern.

Auftragsflut stellt Rheinmetall vor Herausforderungen

Der Blick in die Unternehmenszahlen unterstreicht die Dimensionen: Der Auftragsbestand von Rheinmetall ist auf 62,6 Milliarden Euro angewachsen – ein Plus von 58 Prozent in nur einem Jahr. Bis Mitte 2026 könnten weitere Bestellungen im Wert von bis zu 80 Milliarden Euro hinzukommen.

Um die Nachfrage zu bedienen, plant der Rüstungskonzern den Bau von bis zu 15 neuen Produktionsstätten in Europa, von Rumänien bis Lettland. Auch in der Ukraine soll eine Munitionsfabrik entstehen, die die Produktion von 155-mm-Artilleriegeschossen verdoppeln soll. Dennoch bleibt die Lücke groß: Selbst mit einer Jahreskapazität von 600.000 Geschossen könnte der Bedarf der Ukraine von rund einer Million Schuss nicht gedeckt werden.

Rheinmetall-Aktie: Kursziele für den DAX-Wert, Risiken und Chancen für Anleger

Trotz der beeindruckenden Zahlen stehen der Rheinmetall-Aktie auch Risiken gegenüber. Verzögerungen bei der Vertragsvergabe und die schwächelnde zivile Sparte bremsen die Entwicklung. Zudem belasten hohe Investitionskosten für den Kapazitätsausbau die Bilanz kurzfristig. Rheinmetall-Chef Armin Papperger zeigt sich dennoch optimistisch. Er ist überzeugt, dass das Unternehmen die Herausforderungen meistern wird. Für Anleger bedeutet dies: Der Rheinmetall-Aktienkurs mag schwanken, doch der langfristige Trend bleibt positiv. Die Rüstungswende in Europa ist in vollem Gange, und Rheinmetall ist ihr Hauptnutznießer. Die Börse wird daher genau beobachten, ob der Konzern seine Versprechen einhalten kann. Ob die Rheinmetall-Aktie für Investoren ein kurzfristiger Wackelkandidat oder ein langfristiger Favorit ist, hängt stark von der geopolitischen Lage ab. Klar ist jedoch: Als DAX-Wert bleibt das Papier im Zentrum des Interesses – und die Schwankungen sind Teil des Geschäfts.

Bei den Analysten war die Stimmung zur Rheinmetall-Aktie nach den Zahlen zum zweiten Quartal geteilt. Mehrere Analystenhäuser hatten am 08. August ihre Einschätzungen veröffentlicht. Diese bieten Anlegern unterschiedliche Blickwinkel auf Chancen und Risiken des Rüstungskonzerns: Die Deutsche Bank Research hat ihre Einstufung für Rheinmetall auf "Buy" mit einem Kursziel von 1950 Euro belassen. Analyst Christoph Laskawi hob hervor, dass zwar Gewinn und Barmittelfluss enttäuschten, der bestätigte Ausblick jedoch für Stabilität sorge. Seiner Einschätzung nach bleibe der fundamentale Anlagehintergrund intakt. Ebenfalls optimistisch zeigte sich die Privatbank Berenberg. Analyst George McWhirter beließ seine Einstufung auf "Buy" und setzte das Kursziel auf 2100 Euro. Zwar beeinträchtigten Lieferverzögerungen den Wachstumsprozess, doch verbesserte Auftragseingänge und eine starke Gewichtung im vierten Quartal stützten seine Zuversicht. Zudem sei das Potenzial für Rüstungsaufträge aus Deutschland größer als bislang angenommen.

Etwas zurückhaltender argumentierte Warburg Research. Analyst Christian Cohrs hob das Kursziel zwar von 1550 auf 1740 Euro an, beließ die Einstufung aber auf "Hold". Die Ergebnisse des zweiten Quartals seien "wenig inspirierend" ausgefallen. Zwar bleibe die langfristige Wachstumsstory von Rheinmetall intakt, doch die aktuelle Bewertung rechtfertige seiner Ansicht nach lediglich ein neutrales Votum. Deutlich positiver beurteilte die US-Bank JPMorgan die Lage. Analyst David H Perry bestätigte seine Einstufung "Overweight" mit einem Kursziel von 2250 Euro. Er sprach angesichts des Kursrutsches am Berichtstag von einem "sehr attraktiven Einstiegszeitpunkt". Vor allem ab September erwarte er für das Rüstungsgeschäft einen außergewöhnlich positiven Nachrichtenfluss. Zudem sei nicht davon auszugehen, dass politische Gespräche zwischen Donald Trump und Wladimir Putin die geplanten deutschen Rüstungsinvestitionen beeinflussen würden.

Damit zeigt sich: Die Rheinmetall-Aktie bleibt in Bewegung. Während Optimisten auf neue Aufträge und anhaltendes Wachstum setzen, mahnen zurückhaltende Stimmen vor zu hohen Erwartungen und kurzfristigen Schwächen. Für Anleger bedeutet dies, Chancen und Risiken gleichermaßen zu beachten und die geopolitische Entwicklung im Blick zu behalten.

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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