US-Konzern Exxon lotet Comeback bei Sachalin-I aus – Moskau hofft auf Technologie und Kapital
Hinter verschlossenen Türen verhandeln Vertreter des US-Ölkonzerns ExxonMobil mit dem russischen Energieriesen Rosneft über eine Rückkehr zum Förderprojekt Sachalin-I. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, steht Exxon bereits seit Monaten mit dem Kreml-nahem Konzern in Kontakt. Das Gesprächsangebot kam offenbar von Rosneft – in Erwartung einer geopolitischen Entspannung.
Exxon war 1995 mit einem 30-Prozent-Anteil in das Projekt eingestiegen, das drei Ölfelder vor der russischen Pazifikküste umfasst. Neben Rosneft sind weiterhin indische und japanische Unternehmen beteiligt. Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte sich Exxon 2022 offiziell aus Russland zurückgezogen und Investitionen in neue Projekte ausgeschlossen. Die Regierung in Moskau reagierte mit der Verstaatlichung der Vermögenswerte. Für Exxon bedeutete das eine Abschreibung von fast vier Milliarden Dollar.
Politik und Ölinteressen: Washingtons stille Kehrtwende
Interne Quellen berichten nun von erneuten Verhandlungen zwischen Exxon und Rosneft. Sie sollen im Januar an Dynamik gewonnen haben – kurz nachdem Donald Trump ins Weiße Haus zurückgekehrt war. Im Februar kam es zu einem informellen Treffen zwischen Neil Chapman, Vizepräsident von Exxon, und Igor Setschin, dem langjährigen Rosneft-Chef und engen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin. Das Gespräch fand im Rahmen amerikanisch-russischer Sondierungen in Saudi-Arabien statt. Setschin steht weiterhin auf der US-Sanktionsliste.
Rosneft erhofft sich durch eine mögliche Wiederbeteiligung Exxons Zugang zu Kapital, Fördertechnologie und Know-how. Die russische Ölindustrie leidet zunehmend unter technischer Rückständigkeit. Laut dem „Wall Street Journal“ wäre eine Rückkehr Exxons an Bedingungen geknüpft – etwa einem Durchbruch im Ukraine-Friedensprozess. Die Gespräche gelten als taktisches Manöver beider Seiten, um Optionen offen zu halten.
Bedeutung für Deutschland
Ein Wiedereinstieg westlicher Konzerne in russische Projekte wie Sachalin-I hätte auch Auswirkungen auf Europa. Deutschland hat nach dem Importstopp russischen Pipeline-Gases seine Abhängigkeit verschoben – hin zu Flüssigerdgas und globalen Lieferketten, die zunehmend von geopolitischen Faktoren geprägt sind. Sollte sich Exxon erneut in Russland engagieren, könnte dies langfristig zu einer Normalisierung des Energiehandels mit Moskau führen – auch wenn Berlin derzeit auf Distanz bleibt. Für deutsche Unternehmen, die im Schatten der Sanktionen auf Zugang zu Rohstoffen verzichten mussten, wäre eine solche Entwicklung strategisch brisant.



