Finanzen

Novo Nordisk-Aktie unter Druck: Stellenabbau und Anpassung des Ausblicks

Novo Nordisk baut Stellen ab, senkt seine Prognose und will dennoch den Fokus auf Wachstum legen. Der Pharmariese steht unter Druck von Konkurrenz und Kosten. Kann die Restrukturierung die Novo Nordisk-Aktie langfristig stärken – oder überwiegen die Risiken für Anleger?
10.09.2025 08:18
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Novo Nordisk-Aktie unter Druck: Stellenabbau und Anpassung des Ausblicks
Die Novo Nordisk-Aktie steht im Fokus der Anleger: Der dänische Pharmakonzern baut Stellen ab (Foto: dpa). Foto: Victor Golmer

Novo Nordisk-Aktie aktuell: Restrukturierung mit massiven Einschnitten belastet Aktienkurs

Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat eine tiefgreifende Umstrukturierung angekündigt, die auch den Aktienmarkt bewegt. Insgesamt sollen weltweit 9.000 Stellen gestrichen werden – das entspricht 11,5 Prozent der gesamten Belegschaft von rund 78.400 Beschäftigten. Besonders stark betroffen ist der Heimatmarkt Dänemark, wo etwa 5.000 Arbeitsplätze wegfallen. Die Restrukturierungskosten belaufen sich auf 8 Milliarden dänische Kronen (rund 1,07 Milliarden Euro), die in den kommenden Quartalen bilanziell spürbar sein werden. Ab dem Jahr 2026 sollen diese Einsparungen jedoch jährlich denselben Betrag einbringen.

Die Entscheidung markiert eine der größten Personalmaßnahmen in der Unternehmensgeschichte und soll die Strukturen vereinfachen, Entscheidungswege verkürzen und die Schlagkraft in den Kerngeschäftsfeldern Diabetes und Adipositas stärken. Damit reagiert Novo Nordisk auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck, insbesondere durch US-Konkurrent Eli Lilly und Nachahmerprodukte im Bereich Adipositas-Therapien.

Im vorbörslichen Handel am Mittwoch verliert die Novo Nordisk-Aktie aktuell mehr als 4,6 Prozent und rutscht unter die Marke von 43,90 Euro. In den vergangenen 12 Monaten hat das Papier des dänischen Pharmakonzerns somit mehr als 60 Prozent an Wert verloren. Für Anleger bleiben die Zeiten unruhig, sollten sie die Novo Nordisk-Aktie verkaufen?

Belastungen durch Sonderkosten

Klar ist: Kurzfristig belasten die hohen Sonderkosten das Ergebnis erheblich. Allein im dritten Quartal fallen Restrukturierungskosten von 9 Milliarden DKK an. Im vierten Quartal erwartet der Konzern Einsparungen von rund 1 Milliarde DKK. Zusätzlich steigen die Abschreibungen und Wertminderungen für das laufende Jahr auf etwa 21 Milliarden DKK, nach zuvor erwarteten 17 Milliarden DKK.

Diese Entwicklung wirkt sich direkt auf den Ausblick aus: Der bereinigte operative Gewinn soll 2025 bei konstanten Wechselkursen nur noch um 4 bis 10 Prozent wachsen. Zuvor hatte das Management ein Plus von 10 bis 16 Prozent prognostiziert. Damit wurde die Prognose für die Novo Nordisk-Aktie deutlich gesenkt.

Stimmen aus dem Management

CEO Mike Doustdar begründete die Neuausrichtung mit der Dynamik in den Märkten: "Als globaler Marktführer in den Bereichen Adipositas und Diabetes liefern wir lebensverändernde Therapien. Doch unsere Märkte verändern sich, insbesondere im Bereich Adipositas, sie sind kompetitiver und stärker vom Konsumentenverhalten geprägt. Wir müssen unser Unternehmen entsprechend ausrichten."

Doustdar betonte, dass es schmerzlich sei, sich von talentierten Kolleginnen und Kollegen zu trennen. Gleichzeitig sei dieser Schritt notwendig, um die Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Durch die Neuaufstellung soll eine leistungsorientierte Unternehmenskultur gestärkt und Investitionen gezielter auf Wachstumsmärkte sowie Forschung und Entwicklung gelenkt werden.

Marktreaktionen auf die Novo Nordisk-Kursentwicklung

Anleger reagierten auf die Nachricht mit Skepsis. Die nächste Gewinnwarnung in kurzer Zeit lässt erwarten, dass der Novo Nordisk-Aktienkurs kurzfristig unter Druck bleibt. Analysten gehen davon aus, dass die Aktie nach einer Phase der Bodenbildung erneut herausgefordert wird.

Gleichzeitig sehen Marktbeobachter in den geplanten Kosteneinsparungen und der Fokussierung auf Kernbereiche jedoch einen strategisch richtigen Schritt. Das Umfeld in der Pharmabranche hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, insbesondere im Segment der Adipositas-Therapien, wo die Nachfrage zwar hoch, der Wettbewerb aber ebenfalls intensiver geworden ist. Die Pharma-Aktie steht damit im Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Belastungen durch Sonderkosten und mittelfristigen Chancen durch eine schlankere, agilere Organisation.

Fokus auf Zukunftsmärkte

Die freigesetzten Mittel sollen verstärkt in Forschung und Entwicklung fließen, um den Vorsprung im Bereich innovativer Therapien zu sichern. Der Blockbuster Wegovy, ein Medikament gegen Fettleibigkeit, steht dabei besonders im Zentrum der Strategie. Doch gerade dieses Präparat sieht sich einer wachsenden Konkurrenz durch Generika und alternative Produkte gegenüber.

Neben Wegovy will das Unternehmen weitere Innovationen in der Pipeline schneller zur Marktreife bringen. Mit dem Konzernumbau wird die Grundlage geschaffen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Für die Novo Nordisk-Aktie bedeutet das: Kurzfristig dürfte die Unsicherheit dominieren, langfristig aber eröffnet sich die Chance auf eine nachhaltige Novo Nordisk-Kursentwicklung.

Novo Nordisk-Aktie: Analystenmeinungen und Kursziele

Die Streichung von 9.000 Stellen markiert einen tiefen Einschnitt für Novo Nordisk und belastet kurzfristig die Ergebnisse. Doch die Neuaufstellung ist strategisch nachvollziehbar: Kosten werden reduziert, Entscheidungsprozesse beschleunigt und die Ressourcen auf die wachstumsstarken Kernfelder Diabetes und Adipositas konzentriert. Für Anleger der Novo Nordisk-Aktie bedeutet dies zunächst weitere Unruhe. Der Novo Nordisk-Aktienkurs dürfte volatil bleiben, bis sich die Effekte der Restrukturierung klarer zeigen. Mittel- und langfristig könnte die Neuaufstellung jedoch den Grundstein für stabile Erträge legen und die Position des Unternehmens im globalen Wettbewerb sichern.

Die Analystenmeinungen zur Novo Nordisk-Aktie zeigen aktuell ein geteiltes Bild. Während UBS vorsichtiger bleibt, sieht JPMorgan weiterhin Potenzial. Beide Einschätzungen spiegeln die Spannung zwischen kurzfristigen Marktdynamiken und längerfristigen Wachstumserwartungen wider. Anleger müssen genau abwägen, welche Perspektive schwerer wiegt.

Am 08. September bestätigte die Schweizer Großbank UBS ihre Einstufung auf "Neutral" mit einem Kursziel von 340 dänischen Kronen. Analyst Matthew Weston verwies auf wöchentliche Verschreibungstrends bei Abnehmmedikamenten (GLP-1). Er betonte, dass das Wachstum des Novo-Präparats Wegovy nach einer Umstellung bei CVS wohl seinen Höhepunkt erreicht habe, was zu einer Verlangsamung führen dürfte. Zuvor hatte JPMorgan am 04. September die Novo Nordisk-Aktie mit "Overweight" und einem Kursziel von 500 Kronen bestätigt. Richard Vosser erklärte, dass die Schätzungen unverändert blieben, da sie bereits den Ausblick von Ende Juli berücksichtigten.

Insgesamt stehen Anleger zwischen zwei Polen: vorsichtige Stimmen, die eine Wachstumsabkühlung sehen, und optimistischere Einschätzungen, die langfristige Stärke hervorheben. Die Entwicklung der Aktie dürfte stark davon abhängen, ob sich kurzfristige Bremsspuren oder strukturelle Chancen durchsetzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen XRP-Kursausblick: US-Investor aus Beverly Hills erzielt in 4 Tagen einen Gewinn von 19.700 US-Dollar

Technische Analyse zeigt, dass XRP bei etwa 2,86 US-Dollar eine starke Unterstützung hat. Ein Ausbruch über 3,00 US-Dollar könnte einen...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wall Street warnt vor Kapitalverlust durch KI-Investitionen
01.10.2025

Investoren beobachten die US-Märkte genau, da Unternehmen enorme Summen in neue Technologien investieren. Analysten prüfen gleichzeitig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Merz' Rezept für Wettbewerbsfähigkeit: Schock und künstliche Intelligenz
01.10.2025

Deutschland steht vor einer entscheidenden Phase wirtschaftlicher und administrativer Reformen. Staat, Wirtschaft und Verwaltung sollen...

DWN
Panorama
Panorama Globale Umfrage: Deutsche blicken immer pessimistischer in die Zukunft
01.10.2025

Die eigene Zukunft, die Entwicklung des Landes, die Weltlage: Der Blick der Deutschen trübt sich zunehmend ein. Mit großer Skepsis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weniger Aufträge: US-Zölle treffen Maschinenbau
01.10.2025

Die deutsche Schlüsselbranche hat im August bessere Geschäfte mit dem Euroraum gemacht. Mit Drittländern hapert es dagegen. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen KGHM-Aktie im Aufschwung: Kupfer- und Silberpreise treiben den Kurs
01.10.2025

Die internationalen Metallmärkte befinden sich in einer anhaltenden Aufwärtsbewegung, die insbesondere Aktien von Bergbauunternehmen wie...

DWN
Politik
Politik Gegen Vermögensungleichheit: Ostbeauftragte für neue Verteilung von Vermögen
01.10.2025

Die Ostbeauftragte Elisabeth Kaiser macht einen neuen Vorstoß zur gerechteren Verteilung der Vermögen in Ost und West. Ein...

DWN
Politik
Politik Bundesregierung: Kabinett beschließt Staatsmodernisierungsplan
01.10.2025

Das Bundeskabinett will mit rund 80 Maßnahmen Staat und Verwaltung effizienter und digitaler machen. Bürokratiekosten sollen um 16...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das A und O für Gründer: Was Sie 2025 über Domains wissen sollten
01.10.2025

Wer 2025 ohne eigene Domain ins Geschäft geht, verschenkt seine digitale Identität – und liefert sie im Zweifel den falschen Händen...