Erholung nach Schwankungen und geopolitischen Spannungen
Nach den starken Kursschwankungen der vergangenen Woche hat sich die größte Kryptowährung Bitcoin (BTC) am vergangenen Wochenende stabilisiert. Zu Wochenbeginn setzte der Kurs seinen Aufwärtstrend fort – doch nicht alle Experten glauben an eine nachhaltige Erholung. Noch vor zwei Wochen erreichte Bitcoin mit über 126.000 Dollar ein neues Allzeithoch, bevor er in der vergangenen Woche deutlich unter Druck geriet. Belastend wirkten dabei Sorgen um die wirtschaftliche Lage in den USA: Der anhaltende Regierungsstillstand verzögerte die Veröffentlichung wichtiger Konjunkturdaten, während sich die Handelskonflikte mit China zuspitzten. Am Freitag fiel BTC laut „CoinMarketCap“ zeitweise auf 103.736,39 Dollar, bevor er sich wieder erholte. Ausschlaggebend für den jüngsten Aufschwung war nach Angaben von „Investing.com“ eine Aussage von US-Präsident Donald Trump. Er bezeichnete einen langfristigen Handelskrieg mit China als „nicht nachhaltig“ und kündigte an, sich in etwa zwei Wochen mit Chinas Präsident Xi Jinping zu treffen. Auch US-Finanzminister Scott Bessent erklärte, die hochrangigen Handelsgespräche mit Peking würden fortgesetzt. Diese Signale einer möglichen Entspannung weckten Hoffnung, dass Trump sein Vorhaben, 100-Prozent-Zölle auf chinesische Waren zu verhängen, nicht umsetzt.
Gleichzeitig spekulieren Marktteilnehmer darauf, dass die US-Notenbank Federal Reserve Ende Oktober die Zinsen senken könnte – ein weiterer Impuls für riskantere Anlageformen wie Kryptowährungen. Am Montag überschritt Bitcoin die Marke von 111.000 Dollar.
Positive Signale und begleitende Marktimpulse
Auch andere Digitalwährungen folgten dem Bitcoin-Kurs. Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung, stieg am Montag um 4,74 Prozent auf 4.075,44 Dollar, während XRP um 5,12 Prozent auf 2,47 Dollar zulegte. Wie „CoinDesk“ berichtet, sank der sogenannte BTC-RVT-Indikator, der das Verhältnis zwischen realisierter Marktkapitalisierung und Transaktionsvolumen misst – ein Indiz für verstärkte Aktivität im Netzwerk. Historisch gesehen war ein Rückgang dieses Werts oft der Beginn größerer Aufwärtsphasen. „Ein stark fallender RVT-Wert zeigt, dass Bitcoin vermehrt genutzt, transferiert und akkumuliert wird – nicht nur passiv gehalten“, schrieb die Analyseplattform Alphractal auf Telegram. Unterstützung kam auch von prominenter Seite: Michael Saylor, Vorstandsvorsitzender der börsennotierten Bitcoin-Holding Strategy, deutete neue BTC-Käufe an. Parallel erreichten auch traditionelle Märkte Rekordwerte – der japanische Nikkei-225-Index überstieg erstmals in der Geschichte 49.000 Punkte, ein Plus von 25 Prozent seit Jahresbeginn. Der US-Dollar-Index, der den Wert des Dollar gegenüber anderen Leitwährungen misst, sank leicht auf 98,40 Punkte und unterstützte damit Dollar-denominierte Anlagen wie Bitcoin zusätzlich. Gold notierte bei rund 4.250 Dollar und zeigte laut „Investing.com“ Anzeichen einer nachlassenden Aufwärtsdynamik – ein Muster, das in der Vergangenheit häufig den Beginn neuer Bitcoin-Rallys markierte.
Pessimistische Stimmen warnen vor Trendwende – Bedeutung für deutsche Anleger
Trotz der Euphorie mahnen einige Experten zur Vorsicht. Jonathan Glover, Chef-Investmentoffizier bei Ledn und bekannt für seine Elliott-Wave-Analysen, warnte laut „CoinDesk“ vor einer möglichen Trendwende. Die seit Anfang 2023 laufende Bullenphase sei nach dem Rückgang von 126.000 auf 104.000 Dollar möglicherweise beendet. Glover prognostiziert eine längere Bärenmarktphase mit möglichen Kursrückgängen bis auf 70.000 Dollar oder darunter – ein Minus von über 33 Prozent gegenüber dem aktuellen Preis. „Ich bin überzeugt, dass der fünfwellige Aufwärtstrend abgeschlossen ist. Nun beginnt eine Abwärtsphase, die mindestens bis Ende 2026 dauern könnte“, erklärte er. Zwar sei eine Rückkehr zu Rekordständen nicht ausgeschlossen, doch die Gesamtstimmung habe sich ins Negative gedreht. Bemerkenswert ist zudem, dass der Oktober traditionell zu den besten Monaten für Bitcoin gehört. Laut „CoinGlass“ war BTC in zehn der vergangenen zwölf Oktober „bullish“. 2017 und 2021 stieg der Kurs in den Bullenjahren um 48 beziehungsweise 40 Prozent. Für deutsche Anleger bedeutet dies eine Phase erhöhter Unsicherheit. Während die Bitcoin-Rally kurzfristig Gewinne verspricht, warnen Analysten vor einer möglichen Korrektur. Da die Europäische Zentralbank den Leitzins zuletzt unverändert ließ, könnte sich die Nachfrage nach alternativen Anlagen in Euro verstärken – doch ohne stabile Rahmenbedingungen in den USA und Asien bleibt das Risiko hoch.