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Wertvollstes deutsches Start-up: Trade Republic-Bewertung bei 12,5 Milliarden Euro – Frust im Kundenservice

Trade Republic wächst rasant, zieht neue Spitzeninvestoren an und erreicht einen Milliarden-Unternehmenswert. Gleichzeitig mehren sich Berichte über Frust im Kundenservice. Zwischen Bewertungseuphorie und Nutzerkritik stellt sich die Frage, wie belastbar das Erfolgsmodell des Neobrokers wirklich ist.
17.12.2025 08:48
Aktualisiert: 17.12.2025 08:48
Lesezeit: 2 min
Wertvollstes deutsches Start-up: Trade Republic-Bewertung bei 12,5 Milliarden Euro – Frust im Kundenservice
Die App von Trade Republic: Der Neobroker erreicht eine Bewertung von 12,5 Milliarden Euro, doch Kritik wächst (Foto: dpa). Foto: Christoph Dernbach

Milliardenbewertung für Trade Republic durch Secondary-Transaktion

Trade Republic rückt derzeit gleich aus zwei Richtungen in den Mittelpunkt: Der Neobroker meldet eine Secondary-Transaktion über 1,2 Milliarden Euro, die Trade Republic mit 12,5 Milliarden Euro bewertet, gleichzeitig wächst die Kritik am Kundenservice. Für die Trade Republic-Bewertung und den damit verbundenen Unternehmenswert ist der Einstieg prominenter Investoren ein wichtiges Signal. Für Nutzer zählt jedoch, ob Trade Republic seine Abläufe stabilisiert und Beschwerden reduziert.

Bei der Secondary nimmt Trade Republic selbst kein frisches Geld auf. Altinvestoren können Anteile an neue oder andere Investoren verkaufen; insgesamt wechselten 10 Prozent der Anteile den Besitzer. Trade Republic erklärte, als profitables Unternehmen kein externes Wachstumskapital zu benötigen. Insgesamt hat Trade Republic seit der Gründung über eine Milliarde Euro an Wachstumskapital eingesammelt.

Neue Top-Investoren stärken das Vertrauen in Trade Republic

Unter Führung von Founders Fund erwarben etablierte Geldgeber wie Sequoia, Accel, TCV und Thrive Capital Anteile von Frühphaseninvestoren und erhöhten damit ihre Positionen. Founders Fund um Peter Thiel und Thrive Capital von Joshua Kushner gelten dabei als besonders aufmerksam beobachtete Namen. Neu hinzu kamen institutionelle Investoren wie Wellington Management, der Singapurer Staatsfonds GIC, Fidelity Management & Research Company sowie Khosla Ventures. Ergänzt wird der Investorenkreis durch Lingotto Innovation (Vermögensverwalter der Agnelli-Familie) und Aglaé, die technologieorientierte Investmentfirma der Familie Arnault.

„Wir sind 2019 mit der Mission gestartet, dabei zu helfen, Europas Rentenlücke zu schließen. Heute ist diese Mission wichtiger denn je, da das öffentliche Rentensystem zunehmend unter Druck steht, seine Versprechen einzulösen. Jeden Tag beginnen Tausende Menschen in ganz Europa mit Trade Republic Vermögen aufzubauen. In den vergangenen 18 Monaten haben wir unsere Kundenbasis auf mehr als 10 Millionen Menschen verdoppelt, die zusammen 150 Milliarden Euro Vermögen verwalten“, sagt Christian Hecker, Co-Founder von Trade Republic. „Diese Transaktion unterstreicht, dass der kulturelle Wandel hin zum privaten Investieren am Kapitalmarkt in Europa erst am Anfang steht, insbesondere da Regierungen wie in Deutschland mit substanziellen Rentenreformen beginnen, den Aktienbesitz als Teil der privaten Vermögensvorsorge zu fördern.“

BaFin registriert wachsenden Unmut bei Neobrokern – auch bei Trade Republic

Trade Republic verweist darauf, seit drei Jahren profitabel zu sein; nach Unternehmensangaben sind 70 Prozent der Nutzer Erstanleger. 2023 erhielt Trade Republic eine Vollbanklizenz von der Europäischen Zentralbank. Im laufenden Jahr expandierte Trade Republic nach Frankreich, Italien, Spanien, in die Niederlande und nach Österreich; im Jahr 2025 hat Trade Republic sein Angebot dort lokalisiert. Das Produktangebot wurde um Kinderdepots, Private Markets, Fixed Income, Anleihen und ein Crypto Wallet erweitert. Zudem bietet Trade Republic ein Girokonto mit Zinsen in Höhe der EZB-Einlagefazilität sowie eine Debitkarte mit einem Prozent Cashback. Die Plattform steht Kunden in 18 europäischen Ländern zur Verfügung und unterliegt der Aufsicht der BaFin und der Deutschen Bundesbank.

Dem wachsenden Unternehmenswert steht Kritik an der Servicequalität gegenüber. Bei Trade Republic berichten Nutzer von langen Wartezeiten, unzureichenden Antworten im Chat und Schwierigkeiten bei Depotüberträgen. Besonders ärgerlich seien fehlerhafte oder extrem langsame Überträge beim Wechsel des Depots zu einem anderen Broker; teils ziehen sich Prozesse über Monate hin. Auch andere Neobroker sind betroffen. Die BaFin bestätigt eine hohe Zahl an Beschwerden zu Neobrokern; bei Verbraucherzentralen ist Trade Republic besonders oft Thema, berichtet die Stiftung Warentest.

Trade Republic verspricht Besserung beim Kundenservice

Trade Republic kündigt an, den Kundenservice auszubauen. Standardfragen würden derzeit automatisiert beantwortet, komplexe Fälle sollen von spezialisierten Teams bearbeitet werden; konkrete Änderungen sollen im Frühjahr sichtbar werden. Betroffene sollen Trade Republic zunächst schriftlich kontaktieren. Dauern Antworten zu lange oder bleiben unverständlich, empfiehlt die BaFin eine Beschwerde über ein Formular auf der BaFin-Website einzureichen – so die Stiftung Warentest. Damit steht für Trade Republic neben der Trade Republic-Bewertung vor allem die praktische Trade Republic-Bewertung im Alltag auf dem Prüfstand.

Trade Republic zeigt, wie schnell sich digitale Finanzplattformen in Europa entwickeln können. Die hohe Bewertung und der wachsende Unternehmenswert spiegeln Vertrauen großer Investoren wider. Gleichzeitig verdeutlichen Beschwerden über Service und Depotüberträge, dass Skalierung Risiken birgt. Für die Trade Republic-Bewertung ist entscheidend, ob das Unternehmen Prozesse stabilisiert und Nutzerzufriedenheit erhöht.

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