Finanzen

KNDS-IPO: Börsengang des deutsch-französischen Panzerherstellers rückt wohl näher

Der KNDS-IPO nimmt konkrete Formen an: Doppelnotierung, Milliardenbewertung und klare Abgrenzung zu Rheinmetall prägen die Debatte. Gleichzeitig läuft eine neue Kooperation mit Leonardo an.
17.12.2025 10:43
Lesezeit: 3 min
KNDS-IPO: Börsengang des deutsch-französischen Panzerherstellers rückt wohl näher
Ein Leopard 2A8 beim Rüstungskonzerns KNDS: Offenbar plant der Panzerhersteller einen Börsengang in Frankfurt und Paris (Foto: dpa). Foto: Sven Hoppe

KNDS-IPO: Doppelnotierung rückt näher

Beim deutsch-französischen Panzerhersteller KNDS verdichten sich die Hinweise auf einen Börsengang. Nach Informationen aus Kreisen bereitet sich das in Amsterdam ansässige Unternehmen in Zusammenarbeit mit Banken für das kommende Jahr auf eine mögliche Doppelnotierung in Paris und Frankfurt vor. Angestrebt sei dabei eine Bewertung von rund 20 Milliarden Euro. Entsprechende Pläne könnten noch in dieser Woche veröffentlicht werden, der Zeitpunkt könne sich aber auch noch ändern. KNDS wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Klar ist: Das Thema KNDS-IPO gewinnt damit an Dynamik – und rückt als möglicher KNDS-Börsengang stärker in den Fokus von Investoren.

KNDS-IPO: Unternehmen bestätigt Pläne für 2026

Parallel dazu hat KNDS am Mittwoch mitgeteilt, 2026 den Gang aufs Parkett wagen zu wollen. Geplant sei eine doppelte Notierung in Frankfurt und Paris; der Schritt solle die langfristige Wachstumsstrategie unterstützen. Damit wird aus Spekulationen um das KNDS-IPO ein konkreter Plan – und der KNDS-Börsengang ist zeitlich klarer eingeordnet. Bereits im September hatte KNDS angekündigt, einen Börsengang im kommenden Jahr zu prüfen.

Zur Unterstützung des Vorhabens sei Christian Schulz in den Verwaltungsrat berufen worden. Der ehemalige Finanzchef des Panzergetriebeherstellers Renk bringe Erfahrung mit Börsengängen und aus der Rüstungsindustrie mit. Zuvor hatte Bloomberg über eine bevorstehende Bestätigung der Börsenpläne berichtet. Für den Markt ist das ein weiteres Signal: Das KNDS-IPO ist nicht nur ein Gedankenspiel, sondern wird organisatorisch vorbereitet.

KNDS-IPO vs. Rheinmetall-Aktie: Einstieg ausgeschlossen

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Spekulationen über einen Gang von KNDS auf das Parkett gegeben. Das Management hatte noch vor wenigen Monaten einen solchen Schritt für 2026 als realistisch bezeichnet. KNDS dürfte mit einem IPO (Initial Public Offering) zudem auf das aktuell große Börsen-Interesse an Rüstungsaktien reagieren. Zugleich könnte die Ankündigung ein Dämpfer für Spekulationen über einen Deal mit Rheinmetall sein. Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat zuletzt einen neuen Vorstoß für einen Einstieg bei KNDS unternommen, um so einen neuen Landverteidigungsriesen zu schaffen.

Doch KNDS setzt hier eine klare Grenze: Vorstandschef Jean-Paul Alary sagte zur Frage nach potenziellen Investoren, er schließe den Konkurrenten Rheinmetall aus und verwies auf unterschiedliche Strategien. „Rheinmetall wird nicht die strategische Ausrichtung bieten, die für KNDS erforderlich ist“, sagte Alary. Rheinmetall verfolge eine Diversifizierung, während KNDS ein reiner Hersteller von Landsystemen bleiben wolle. Auch Airbus und Thales kämen nicht infrage. Als mögliche Alternative nannte er Private-Equity-Investoren. Für Anleger, die die Rheinmetall-Aktie beobachten, ist das im Kontext KNDS-IPO ein wichtiger Punkt: Ein Einstieg des Konkurrenten wird nicht als Teil der IPO-Story dargestellt.

Panzerhersteller KNDS: Rolle in Europa und Eigentümerstruktur

KNDS ist Hersteller des von der Ukraine gegen Russland eingesetzten Panzer Leopard 2 und gilt als eines der wichtigsten Verteidigungsunternehmen Europas. Der Panzerhersteller entstand vor einem Jahrzehnt durch die Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und dem französischen Unternehmen Nexter. Aktuell befindet sich KNDS im Besitz der deutschen Familie hinter Krauss-Maffei Wegmann und der französischen Regierung. Diese Struktur kann beim KNDS-IPO bedeutsam werden – auch, weil politische und personelle Fragen schon einmal eine Rolle spielten: Rheinmetall hatte Ende 2018 Gespräche mit der Wegmann-Holding über einen möglichen Einstieg bei KNDS geführt, der Vorstoß scheiterte jedoch an politischen und personellen Fragen.

Zuletzt waren Spekulationen über einen Einstieg wieder hochgekocht, nachdem das Bundeskartellamt ein Gemeinschaftsprojekt von Rheinmetall und KNDS für einen neuen Bundeswehr-Kampfpanzer genehmigte. Auch dadurch bleibt das Umfeld, in dem ein KNDS-IPO diskutiert wird, eng mit der Entwicklung europäischer Landverteidigung verknüpft – ein Feld, in dem der Panzerhersteller KNDS klar positioniert ist.

KNDS-IPO und Leonardo: Artilleriesystem für Italien

Zeitgleich treibt KNDS operative Kooperationen voran. KNDS Deutschland und der italienische Rüstungskonzern Leonardo haben eine Absichtserklärung (Letter of Interest) unterzeichnet, wonach beide Unternehmen gemeinsam ein mobiles Rohrartilleriesystem für die italienischen Streitkräfte entwickeln wollen. Das neu zu entwickelnde Artilleriesystem soll dem KNDS Artillery Gun Module – wie es bei der Radhaubitze RCH 155 zum Einsatz kommt – und einer verbesserten Version der geschützten Radfahrzeugplattform von Leonardo basieren. Beide Unternehmen kündigen zudem die Absicht an, ihre industrielle Zusammenarbeit zu intensivieren, um die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette und die Markteinführungszeit zu verbessern. Die Unternehmen wollen so ihre gemeinsame Lösung für das bevorstehende Beschaffungsprogramm des italienischen Heeres anbieten.

„Die Kombination aus Leonardos modernster Elektronik, C5I, UAV-Verteidigungstechnologien und neuer Radfahrzeugplattform mit dem fortschrittlichsten Artilleriesystem von KNDS wird erheblich zur Steigerung der Kampfkraft und Effektivität des Systems beitragen“, heißt es in der Mitteilung. Florian Hohenwarter, designierter CEO von KNDS Deutschland, wird zitiert: Die Absichtserklärung sei „ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Interoperabilität der europäischen Landstreitkräfte und der Zusammenarbeit der europäischen Industrie“. Und Roberto Cingolani, CEO und General Manager von Leonardo, sagt: „Diese Zusammenarbeit bestätigt einmal mehr unser Engagement für die Entwicklung integrierter Fähigkeiten, die den sich wandelnden Marktanforderungen in den neuen Einsatzszenarien gerecht werden“. Für Investoren, die neben dem KNDS-IPO auch die Leonardo-Aktie verfolgen, rückt damit ein konkretes Projekt in den Vordergrund.

Artillery Gun Module: Zahlen und Technik

Das Artillery Gun Module ist ein in Serienproduktion befindlicher, vollautomatischer Geschützturm mit einer aus der Panzerhaubitze 2000 bekannten 155 mm/L52-Waffenanlage von Rheinmetall. Gemäß den Aussagen des Herstellers treten beim AGM Rückstoßkräfte von bis zu 60 Tonnen (höchste Ladung) auf. Die Feuergeschwindigkeit des AGM beträgt mehr als acht Schuss pro Minute. Die Kampfbeladung besteht aus maximal 30 bezünderten Geschossen und 144 modularen Treibladungen und damit rund 50 Prozent mehr, als es typische, auf LKW basierte und im Einsatz befindliche Artilleriesysteme haben.

KNDS-Börsengang: Was bedeutet das für Anleger?

Unterm Strich trifft das KNDS-IPO auf ein Umfeld mit großem Interesse an Rüstungsaktien – und auf ein Unternehmen, das sich zugleich über Projekte wie die Kooperation mit Leonardo positioniert. Der geplante KNDS-Börsengang mit Doppelnotierung in Frankfurt und Paris, die angestrebte Bewertung von rund 20 Milliarden Euro und die klare Absage an Rheinmetall als Investor setzen die Leitplanken. Für den Markt bleibt das KNDS-IPO damit ein potenzieller Taktgeber im Verteidigungssektor – auch im Schatten von Beobachtungen rund um die Rheinmetall-Aktie und die Leonardo-Aktie.

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