Finanzen

EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone erneut unangetastet. Neue Prognosen zur Inflation, Signale aus dem EZB-Rat und eine aufflammende Debatte über den künftigen Kurs der Zentralbank hatten im Vorfeld der EZB-Zinsentscheidung für Spannung gesorgt. Was die Entscheidung nun konkret bedeutet!
18.12.2025 14:24
Lesezeit: 3 min
EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
EZB-Zentrale in Frankfurt: Die EZB-Zinsentscheidung steht im Zeichen einer erneuten Zinspause (Foto: dpa). Foto: Arne Dedert

EZB-Zinsentscheidung: Eurozone-Leitzinsen bleiben erneut unverändert

Die EZB-Zinsentscheidung an diesem Donnerstag steht ganz im Zeichen einer erneuten Zinspause: Ökonomen hatten im Vorfeld erwartet, dass die Europäische Zentralbank den für Sparer und Banken relevanten Einlagenzins bei 2,0 Prozent belässt. Und exakt so ist es gekommen, der EZB-Rat nimmt keine Änderung am Leitzins für die Eurozone vor.

Seit mehreren Monaten befindet sich die EZB in einer Beobachterrolle: Insgesamt viermal in Folge haben die EZB-Währungshüter nun das Zinsniveau im Euro-Raum unverändert gelassen. Auch beim letzten Zinsentscheid des Jahres 2025 hat die EZB auf einen Zinsschritt verzichtet. Diese EZB-Zinsentscheidung wird deshalb auch als Signal gelesen, wie stabil die aktuelle Geldpolitik noch ist und wie der Leitzins der Eurozone in den kommenden Monaten eingeordnet wird.

Der Zinssatz für die Einlagefazilität sowie die Zinssätze für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte und für die Spitzenrefinanzierungsfazilität werden unverändert bei 2,0 Prozent, 2,15 Prozent bzw. 2,4 Prozent belassen. Für Anleger, Unternehmen und Verbraucher ist die EZB-Zinsentscheidung zentral, weil Leitzinsen an den Finanzmärkten weitreichende Auswirkungen haben und etwa die Kreditzinsen für Unternehmen sowie die Zinsen für Sparer beeinflussen.

Inflation nahe an EZB-Zielmarke

Für ein Abwarten bei der EZB-Zinsentscheidung hatte im Vorfeld gesprochen, dass die nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ausgeuferte Inflation wieder unter Kontrolle ist. Für dieses Jahr erwartet die EZB nach aktueller Prognose eine Teuerungsrate von 2,1 Prozent – nur knapp über dem Inflationsziel der Notenbank von 2,0 Prozent. Auch die Euro-Statistiker haben zuletzt nach unten korrigiert: Die anfängliche Schätzung von 2,2 Prozent wurde in der zweiten Schätzung am vergangenen Mittwoch (17.12.2025) leicht nach unten korrigiert. Die Kernrate der Inflation liegt bei 2,4 Prozent. Damit bleibt die EZB-Zinsentscheidung eng an der Frage geknüpft, ob der Leitzins der Eurozone bereits „passt“ – oder ob eine spätere Kurskorrektur droht.

Hinzu kommt: Die Wirtschaft in Europa hält sich trotz höherer US-Zölle robuster als erwartet, die EZB hat ihre Prognose für dieses Jahr bereits erhöht. Zugleich bleibt der Blick auf den Eurozone-Leitzins sensibel, weil seine Höhe entscheidend dafür ist, wie sich Spar- und Kreditzinsen im Euro-Raum entwickeln.

EZB-Zinsentscheidung: Neue Prognose zum Inflationsschub

Die Äußerungen der EZB-Ratsmitglieder ließen bereits vor der EZB-Zinsentscheidung am heutigen Donnerstag keinen anderen Schluss als eine weitere Zinspause zu. Am deutlichsten hatte es der slowakische Notenbankchef Peter Kazimir vor Wochenfrist formuliert: Es werde „auf keinen Fall“ einen Schritt im Dezember geben, sagte er. Viele andere Zentralbanker folgten öffentlich der Linie von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, der zufolge sich die Geldpolitik „in einer guten Position“ befinde. Damit erhält die EZB-Zinsentscheidung zusätzliche kommunikative Wucht: Sie bestätigt nicht nur den Status quo, sondern soll ihn auch begründen.

In der Pressemitteilung zur EZB-Zinsentscheidung heißt es: "Der EZB-Rat ist entschlossen, sicherzustellen, dass sich die Inflation auf mittlere Frist beim Zielwert von 2 Prozent stabilisiert. Die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses wird von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen."

Vor der Zinspause hatte die EZB die Zinsen stetig, aber insgesamt deutlich gesenkt. Nach einer Serie von Zinssenkungen hatte die Notenbank schon im Juli, September und Oktober eine Pause eingelegt. Noch im Frühjahr 2024 lag der Einlagenzins doppelt so hoch bei 4,0 Prozent. Seither sind auch die Sparzinsen deutlich gesunken – während Banken inzwischen teils wieder verbesserte Konditionen für Sparanlagen und Tagegeld anbieten.

Wichtigste EZB-Ratssitzung des Jahres

Lagarde dürfte auch das Ende des gegenwärtigen Zins-Zyklus andeuten: Nach insgesamt acht Zinssenkungen wäre dann Schluss mit weiteren Reduzierungen. Auch eine mögliche Zinserhöhung wird in den nächsten Monaten nicht mehr ausgeschlossen – ein möglicher Richtungswechsel, der vielen Unternehmen missfallen dürfte. Doch bis zu einer echten Zinswende dauert es mindestens noch bis zum 5. Februar, dann findet der erste EZB-Zinsentscheid 2026 statt.

Im Hintergrund läuft parallel eine Personaldebatte um die Führungsspitze bei der EZB: Isabel Schnabel, 54 Jahre alt und seit rund sechs Jahren im Direktorium, sagte: "Wenn ich gefragt werde, stehe ich für das Amt zur Verfügung". Lagarde bleibt allerdings bis Ende Oktober 2027 im Amt. Zudem gilt: Ein Direktoriumsmitglied darf maximal acht Jahre bleiben. Als weiterer deutscher Kandidat wird Bundesbank-Präsident Joachim Nagel (59) genannt.

Lagarde nannte in einem AFP-Interview den Niederländer Klaas Knot (58) und sagte: “Knot wäre ein sehr guter EZB-Präsident." Knot war rund 14 Jahre Präsident der dortigen Zentralbank und nahm an rund 330 Sitzungen teil. Auch Spanien wird als Option genannt, während Luis de Guindos im Mai kommenden Jahres turnusgemäß ausscheidet.

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