Finanzen

Anleger nervös: Aktienmärkte verlieren deutlich

Lesezeit: 2 min
11.04.2014 15:12
Technologie-Aktien haben in den vergangenen Wochen fast 20 Prozent verloren. Nun zeigt sich: Sie waren der Vorbote einer Verfalls auf den Aktienmärkten. Die Anleger merken langsam, dass die Preise nichts mit den Werten der Unternehmen zu tun haben - sondern vom billigen Geld der Zentralbanken kommen.

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Technologieaktien als Verlierer und schwache Quartalszahlen der US-Großbank JP Morgan haben die Talfahrt an Europas Börsen am Freitag beschleunigt. Anleger gingen vor dem Wochenende auf Nummer Sicher und machten Kasse. Der Dax rutschte unter die psychologisch wichtige Marke von 9300 Punkten und verlor bis zu 2,1 Prozent auf 9260 Zähler. Damit summierte sich das Minus der vergangenen Tage auf 4,5 Prozent. Es wäre der größte Wochenverlust seit Juni 2012. Der EuroStoxx50 fiel um 1,3 Prozent auf 3110 Stellen.

Europaweit gerieten vor allem Technologietitel unter die Räder, nachdem der Nasdaq-Index am Vortag in den USA mit 3,1 Prozent den höchsten prozentualen Rückgang an einem Tag seit November 2011 verbucht hatte. "Wenn es eine so deutliche Vorgabe aus den USA gibt, dann wirkt sich das letztendlich auch auf die anderen Märkte aus", sagte Fondsmanagerin Veronika Pechlaner von Ashburton Investments. Der europäische Technologieindex verlor mehr als zwei Prozent, Infineon fielen um bis zu 3,9 Prozent auf 8,06 Euro, in Amsterdam verbuchten ASML ein Minus von 3,7 Prozent. Der TecDax rutschte erstmals seit vier Wochen unter die Marke von 1200 Punkten. Am Nachmittag zeichnete sich erneut eine schwächere Eröffnung an der Wall Street ab: die Indizes lagen rund ein halbes Prozent im Minus.

Investoren sorgten sich, dass einige Titel der Technologiebranche mittlerweile zu teuer seien, sagten Analysten. Seit November 2012 hat der Sektor mehr als 40 Prozent zugelegt. "Der Ausverkauf resultiert aus den wachsenden Bedenken zum künftigen Gewinnwachstum", sagte Unicredit-Stratege Christian Stocker. "Die Bewertungen sind hoch im Vergleich zu den Jahren davor und der Trend bei den Gewinnschätzungen ist für die USA sehr verhalten und fast stagnierend in Europa."

Verunsichert zeigten sich Anleger auch durch die Lage in der Ukraine. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt gedroht, die Gaslieferungen in das Land zu drosseln. Die EU und auch Deutschland beziehen ein Drittel des Erdgases aus Russland. Davon fließen rund 50 Prozent über die Ukraine.

Anleger trennten sich auch von Bankenwerten, nachdem JP Morgan mit seinen Zahlen enttäuschte. Der amerikanische Branchenprimus blieb mit einem Nettogewinn von 5,3 Milliarden Dollar im ersten Quartal nicht nur ein Fünftel unter dem Vorjahreszeitraum, sondern auch deutlich unter den Markterwartungen. Die Papiere von Deutsche Bank verloren 2,3 Prozent, Commerzbank 4,3 Prozent. Der europäische Bankenindex gab rund zwei Prozent ab. Aktien von JP Morgan verloren im vorbörslichen US-Geschäft 3,9 Prozent.

Besser schnitt Wells Fargo ab: Der Gewinn des größten US-Hypothekenhauses stieg stärker als gedacht, die Titel kletterten vorbörslich um rund ein Prozent.

Eine Kaufempfehlung trieb die Aktien von Salzgitter an. Die Papiere stiegen um bis zu drei Prozent auf 31,34 Euro und waren damit einer der wenigen Gewinner im Nebenwerteindex MDax. Salzgitter werde einer der Hauptprofiteure einer durch den Bausektor getriebenen Stahlnachfrage in Europa sein, sagten die Citi-Analysten.

Spannend blieb es bei Air Berlin. Großaktionär Etihad Airways will einem Insider zufolge mit 49 Prozent bei der kriselnden italienischen Fluggesellschaft Alitalia einsteigen. Die Verhandlungen zwischen Etihad und Alitalia seien deutlich fortgeschritten. Mit den Verhandlungen vertraute Personen hatten Ende März gesagt, dass Etihad Air Berlin mit Alitalia zusammenlegen will. Die Aktien von Air Berlin notierten im SDax rund 0,8 Prozent schwächer auf 1,77 Euro


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