Politik

Der Staat braucht Geld: Verschärfte Jagd auf Steuerhinterzieher

Lesezeit: 2 min
30.04.2014 19:12
Die Finanzminister der Länder wollen bei Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung noch mehr verdienen: Der Strafzuschlag bei hinterzogenen Steuern ab einer Million Euro steigt von 5 auf 20 Prozent. Die Bürger müssen ihre Steuerangelegenheit für zehn statt bisher fünf Jahre offenlegen. Seit 2010 hat der Fiskus aus nachversteuerten Einkünften rund 3,5 Milliarden Euro eingenommen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Steuerhinterzieher müssen sich beeilen, wenn sie bei einer strafbefreienden Selbstanzeige nicht deutlich mehr Geld an den Fiskus bezahlen wollen als bisher. Eine federführende Gruppe der Länderfinanzminister einigte sich unter Beteiligung des Bundes am Mittwoch in letzten strittigen Punkten, wie Teilnehmer der Nachrichtenagentur Reuters sagten.

„Die Weichen sind gestellt: deutliche Verschärfung ab 2015“, sagte der nordrhein-westfälische Ressortchef Norbert Walter-Borjans. Geplant ist etwa, bei hinterzogenen Steuern in Millionen-Höhe den Strafzuschlag auf 20 Prozent anzuheben, während bisher fünf Prozent fällig waren.

Die schleswig-holsteinische Ministerin Monika Heinold sagte, man sei sich in allen Punkten einig. Sie gehe davon aus, dass der von den acht Teilnehmern der Telefonkonferenz erzielte Kompromiss von den übrigen Ländern mitgetragen werde. Formal soll der Vorstoß am 9. Mai auf einer Finanzministerkonferenz der Länder in Stralsund beschlossen werden.

Wenn dies geschehen sei, „werden wir die entsprechende Gesetzgebung auf den Weg bringen“, kündigte Finanzstaatssekretär Michael Meister für den Bund an. „Steuerhinterziehern steht der Weg zurück in die Steuerehrlichkeit offen. Sie werden dafür aber verstärkt zur Kasse gebeten.“

Nach der Einigung könnte die Verschärfung vom kommenden Jahr an gelten, sagte Walter-Borjans. Klar ist, dass es die strafbefreiende Selbstanzeige für Steuerhinterzieher weiter gibt. Allerdings wird es für die Betroffenen teurer. „Die politische Einigung ist da, so dass alles jetzt entscheidungsreif ist“, sagte Heinold.

Die Minister verständigten sich darauf, dass künftig ab einem Hinterziehungsbetrag von 25.000 Euro - und nicht ab 50.000 Euro wie bisher - ein einmaliger Strafzuschlag zu den zusätzlich fälligen Zinsen gezahlt werden muss. Auch wird dieser Zuschlag erhöht: Ab 25.000 Euro sollen zehn Prozent fällig werden, ab 100.000 Euro 15 Prozent und ab einer Million Euro 20 Prozent.

„Für die ganz dicken Fische ist die Strafe vervierfacht worden von 5 auf 20 Prozent“, sagte Heinold. Auf eine völlige Aufhebung der Strafbefreiung für hinterzogene Beträge in Millionenhöhe verzichteten die Minister laut Heinold auch aus verfassungsrechtlichen Gründen.

Schon früher hatten sich die Länder verständigt, dass die Hinterziehungszinsen von sechs Prozent pro Jahr künftig unverzüglich bezahlt werden müssen. Zudem müssen die Betrüger in Zukunft ihre Steuerangelegenheiten für die vergangenen zehn und nicht mehr fünf Jahre offenlegen.

„Letzter Aufruf: Am besten noch in diesem Jahr reinen Tisch machen und spätestens ab jetzt alle Steuern ehrlich erklären“, appellierte Walter-Borjans. Heinold sagte, nun müsse sich der Steuerehrliche nicht mehr als „der Dumme“ fühlen. Der baden-württembergische Finanzminister Nils Schmid sprach von einem „Meilenstein für mehr Steuergerechtigkeit“.

Allein in Baden-Württemberg sind seit Februar 2010 knapp 21.000 Selbstanzeigen in Zusammenhang mit Kapitalerträgen aus der Schweiz und Liechtenstein mit einer erklärten Summe von 1,7 Milliarden Euro eingegangen. Dem Fiskus flossen davon fast eine halbe Milliarde Euro zu - und das nur im Zusammenhang mit Fällen aus Baden-Württemberg. Medienberichten zufolge hat der Fiskus seit 2010 aus nachversteuerten Einkünften rund 3,5 Milliarden Euro eingenommen.

Die Debatte über den ehemaligen FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß, der wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, hatte der Debatte über schärfere Regeln Auftrieb gegeben und die Zahl der Anzeigen noch einmal nach oben schnellen lassen. Hoeneß muss bald in Landsberg in Haft (mehr hier).

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Sturz von Credit Suisse zwingt UBS-Chef zum Rücktritt

Nachdem die UBS ihren Rivalen Credit Suisse geschluckt hat, holt sie ihren alten Chef Sergio Ermotti zurück. Der bisherige UBS-Chef Ralph...

DWN
Politik
Politik „Politisches Harakiri“: Ampel verdoppelt Lkw-Maut mit CO2-Aufschlag

Eine neue Klima-Sondersteuer soll die Straßen-Logistik verteuern. Branchenverbände reagieren mit scharfer Kritik.

DWN
Deutschland
Deutschland Preise steigen langsamer, aber Inflation bleibt ein Risiko

Die Inflation in Deutschland ist im März auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen. Doch Ökonomen zufolge ist dies wohl nur die...

DWN
Politik
Politik Südafrika besteht auf Freundschaft zu Russland

Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor hat Russland ausdrücklich als einen "Freund" bezeichnet. Dies ist ein weiterer Affront des...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China bezahlt LNG-Importe erstmals mit Yuan

Chinas Abkehr vom US-Dollar kommt in kleinen Schritten voran. Interessant ist, wer an dem LNG-Deal mitwirkte.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferengpässe in Industrie sinken sechsten Monat in Folge

Der Anteil der deutschen Industrieunternehmen, die über Lieferengpässe berichten, ist massiv zurückgegangen. Ökonomen warnen dennoch...

DWN
Politik
Politik Taiwan verliert seine letzten Freunde an China

Nun hat auch Honduras seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und sich stattdessen China zugewandt. Die Luft für den...