Politik

Boko Haram: USA suchen entführte Mädchen mit der Luftwaffe

Lesezeit: 2 min
13.05.2014 09:45
Nach der Entführung von 200 Mädchen in Nigeria durch die Terrorgruppe Boko Haram beteiligt sich nun auch die US-Luftwaffe an der Suche nach den verschleppten Mädchen. Boko Haram will in Nigeria ein islamisches Kalifat errichten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die USA setzen bei der Suche nach den von Islamisten entführten Mädchen in Nigeria nach Angaben aus amerikanischen Regierungskreisen Aufklärungsflugzeuge ein. Die bemannten Flüge fänden mit Erlaubnis der Regierung in Abuja statt, sagte ein hochrangiger Vertreter am Montag nach Reuters-Angaben. Ihr würden auch Satelliten-Aufnahmen zur Verfügung gestellt. Die Islamistengruppe Boko Haram hatte Mitte April rund 250 Mädchen aus einer Schule entführt. Etwa 200 sollen sich noch in der Gewalt der Sekte befinden. Sie hat damit gedroht, die Kinder als Sklaven zu verkaufen. Mehrere Staaten haben Unterstützung bei der Suche angeboten.

Der Anführer der radikal-islamischen Boko-Haram-Rebellen in Nigeria soll einen Austausch der entführten Schülerinnen gegen Gefangene angeboten haben.

Auf einem von Boko-Haram veröffentlichten Video war Rebellenchef Abubakar Shekau zu sehen. In seinem minutenlangen Vortrag soll er den Gefangenenaustausch angeboten haben. Dabei soll er aber auch widersprüchliche Botschaften abgegeben haben.

Unter anderem soll er gesagt haben : "Wir werden die Mädchen nicht freilassen, solange ihr unsere Brüder gefangen haltet." Aber auch: "Diejenigen, die den Islam nicht akzeptieren, werden so behandelt, wie der Prophet Ungläubige behandelt, sie werden bei uns bleiben".

Shekau trug auf dem Video militärische Kleidung und hatte eine Kalaschnikow im Arm. Teilweise gestikulierte er heftig und lachte auch an einer Stelle.

Auf dem Video waren auch rund 100 Mädchen zu sehen, die in bodenlange Gewänder gehüllt an einem unbekannten Ort zusammensaßen, sangen und beteten. Ob sie am gleichen Ort wie der Boko-Haram-Führer waren, war unklar.

Eine offizielle Reaktion der nigerianischen Regierung gab es zunächst nicht.

Boko Haram hatte Mitte April rund 250 Mädchen aus einer Schule entführt. Etwa 200 sollen sich noch in der Gewalt der Sekte befinden. Die Gruppe hatte damit gedroht, sie als Sklaven zu verkaufen. Mehrere Staaten wie die USA, Großbritannien, Frankreich und Israel haben Nigeria Unterstützung bei der Suche nach den Kindern angeboten.

Die Entführung hatte weltweit für Empörung gesorgt. Die Islamistengruppe Boko Haram, die sich zu der Tat bekennt, überzieht das Land bereits seit Jahren mit einer Welle der Gewalt. Sie gilt als größte Bedrohung für die Sicherheit im Land. Ihr Anführer Abubakar Shekau droht damit, die Mädchen in Zwangsehen zu verkaufen.

Der Name Boko Haram bedeutet übersetzt in etwa "westliche Bildung ist Sünde". Die Gruppe kämpft seit Mitte 2009 für die Errichtung eines mittelalterlichen islamischen Kalifats in Nigeria und hat inzwischen weite Teile des Nordostens destabilisiert. Boko Haram ist die erste Extremistengruppe, die in Nigeria Selbstmordattentate verübte. Sie setzt auch Sprengfallen, Panzerfäuste oder Schusswaffen ein. Ziele sind Polizei, Militär, Regierungsvertreter, Märkte, christliche und muslimische Geistliche, Banken, Schulen und Mobilfunkmasten.

Boko Haram wurzelt im vernachlässigten Nordosten Nigerias, der im Gegensatz zum ölreichen Süden eine der ärmsten Regionen der Welt ist. Kindersterblichkeit, Analphabetenquote und Jugendarbeitslosigkeit sind hoch. Der Regierung wird vorgeworfen, zu wenig für die unterentwickelte Region zu tun, die sich vom relativ wohlhabenden, weitgehend von Christen bewohnten Süden betrogen fühlt. Die traditionellen Stützen der Wirtschaftzweige im Norden - Landwirtschaft und Textil - sind mit der Konzentration auf das Ölgeschäft zusammengebrochen.

Gegründet wurde Boko Haram 2002 von Muhammed Yussuf als streng salafistische Sekte. Seine Anhänger rekrutierte er unter arbeitslosen Jugendlichen mit wenig Aufstiegschancen. In ihren ersten Jahren lieferte sich die Gruppe nur Scharmützel mit den Sicherheitskräften. Nach dem Tod Yussufs im Polizeigewahrsam 2009 radikalisierte sich die Gruppe zusehends. Ihr neuer Anführer Abubakar Shekau war ein enger Verbündeter Yussufs und gilt als ideologischer Hardliner. Boko Haram unterhält Kontakte zur Al-Kaida im islamischen Maghreb, von der sie Waffen, Geld und Ausbildung erhalten haben soll.

Durch Anschläge und Gewalttaten von Boko Haram wurden seit 2009 Tausende Menschen getötet. Mehr als 250.000 Nigerianer sind wegen der Unruhen nach UN-Angaben im Land auf der Flucht, weitere 60.000 haben das Land verlassen. Etwa die Hälfte der rund 170 Millionen Nigerianer bekennt sich zum Islam, die andere Hälfte zum Christentum. Die Muslime leben vornehmlich im armen Norden, die Christen im Süden.

Eine typische Einheit der Islamistengruppe umfasse 300 bis 500 Kämpfer, sagt Jacob Zenn vom US-Terrorabwehr-Institut CTC Sentinel. Seine Prognose für die Zukunft ist düster: Die Gruppe erhalte immer mehr Zulauf und mehr Waffen, ihre Macht steige täglich, warnt er.


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Gaskraftwerke oder Wasserstoff? Ministerium stellt Förderpläne für neue Kraftwerke vor
11.09.2024

In Deutschland soll zukünftig ein größerer Anteil des Stroms aus Wind- und Solarenergie stammen. Da diese Energiequellen jedoch nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Commerzbank-Aktie im Aufwind: Unicredit steigt ein – Übernahme in Sicht?
11.09.2024

Die italienische Großbank Unicredit hat sich in signifikantem Umfang an der Commerzbank beteiligt, was zu neuen Übernahmegerüchten...

DWN
Politik
Politik Weitreichende Waffen: Erhält die Ukraine nun die Weitschusserlaubnis? Blinken und Lammy besuchen Kiew
11.09.2024

US-Außenminister Antony Blinken und Großbritanniens Außenminister David Lammy sind in Kiew eingetroffen, um über die Lockerung der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autoland Deutschland: Wie schwer wiegt die Krise?
11.09.2024

Die deutsche Autoindustrie gilt als Schlüsselbranche in Deutschland: 770.000 Menschen arbeiten in dem Sektor. Gemessen am Umsatz ist sie...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
11.09.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Panorama
Panorama Good News: In diesen Städten ist Deutschland noch glücklich
11.09.2024

Deutsches Städteranking im Glücksatlas 2024: Wo wohnt das Glück? Wohlstand und Lebensqualität haben offenbar weniger mit Glück zu tun....

DWN
Politik
Politik Migrationsgespräche - Scholz an Union: „Die Tür ist nicht zu“
11.09.2024

Die Migrationsgespräche sind gescheitert. Im Bundestag machen sich beide Seiten gegenseitige Vorwürfe. Es gibt aber auch eine...

DWN
Immobilien
Immobilien 600.000 ohne feste Bleibe: Wohnungsnot bei jungen Menschen immer größeres Problem
11.09.2024

Bundesweit wird die Anzahl der Obdachlosen mit über 50.000 Menschen beziffert. Gut 600.000 Menschen freilich gelten als wohnungslos - ein...