Indien steht vor einem Regierungswechsel. In einem der wichtigsten Schwellenländer der Welt wird nach ersten Ergebnissen der wirtschaftsfreundliche Hindu-Nationalist Narendra Modi mit absoluter Mehrheit regieren können. Der scheidende Regierungschef Manmohan Singh gratulierte Modi zu seinem Sieg. Modi selbst suchte am Freitag den Segen seiner Mutter. Aber auch ohne die guten Wünsche der 95-Jährigen sieht es gut aus für den Parteichef.
Nach den im Fernsehsender NDTV veröffentlichten Zwischenergebnissen kommen die BJP und ihre Verbündeten auf 336 Sitze. Für die absolute Mehrheit sind 272 Sitze nötig, laut Bericht erreicht die BJP 277 sogar allein.
Die bislang regierende Kongresspartei und ihren Kandidaten Rahul Gandhi straften die Wähler ab. Die Partei der Gandhi-Nehru-Familie muss ihr schlechtestes Wahlergebnis aller Zeiten einstecken.
„Das Endergebnis steht noch aus, aber der Trend ist beunruhigend“, sagte ein leitender Parteifunktionär am Freitag in Neu-Delhi. „Wir haben nicht damit gerechnet, aber wir akzeptieren die Entscheidung des Volkes.“
Sollte sich das Ergebnis bewahrheiten, hätte Modi die stärkste Regierungsmehrheit seit 1984. Mit einem derart breiten Mandat könnte er seine versprochenen Wirtschaftsreformen leichter durchsetzen als seine Vorgänger. Anders als sie müsste der Nationalist auf komplizierte Koalitionen keine Rücksicht nehmen.
Modi will die Wirtschaft des bevölkerungsreichen Landes ankurbeln, Steuern reformieren, zehn Millionen Arbeitsplätze schaffen und mehr Geld in die Energie-, Straßen- und Schienennetze stecken. Aber trotz seiner breiten Basis wird es der 63-Jährige nicht leicht haben, seine Versprechen zu erfüllen. Indiens Wirtschaft kämpft gegen eine hohe Inflation und wächst so langsam wie seit den 1980er Jahren nicht mehr.