Finanzen

Niedrige Zinsen: Kommt nun der Bailout für die Lebensversicherungen?

Der IWF schlägt Alarm: Die niedrigen Zinsen bedrohen die Lebensversicherungen. Die Truppe von Christine Lagarde schlägt daher vor, die Politik solle die Versicherer retten. Weil den Versicherten massive Verluste drohen, könnte nun der Bailout kommen: Eine Umverteilung ist auf der ersten Blick weniger brutal als der glatte Diebstahl.
20.05.2014 00:11
Lesezeit: 2 min

Die Senkung der Einlagezinsen der EZB seit November letzten Jahres auf Null Prozent hatte keinerlei Effekte auf die Kreditvergabe an Unternehmen in der Peripherie der Eurozone. Doch nun will die Zentralbank den Einlagezins unter die Null-Prozent-Marke absenken. Daraus werden dann Negativ-Zinsen. In der Folge trifft dies neben den Sparguthaben auch die Lebensversicherungen.

In der ersten Juni-Woche, kurz nach den Europa-Wahlen will die EZB ein Bündel von Maßnahmen beschließen: Gegen die niedrige Inflation in der Euro-Zone, eine Verbesserung der Kreditvergabe der Banken an Unternehmen in der Peripherie, sowie eine Laufzeitverlängerung der LTRO-Maßnahmen für die Banken (eine Billion Euro, wovon bisher etwa die Hälfte an die EZB zurückgeflossen ist) auf ein weiteres Jahr bis 2016.

Des Weiteren kommt für die EZB eine Senkung der Leitzinsen von derzeit 0,25 Prozent (der Zinssatz für Banken, die sich Kapital von der EZB leihen) auf 0,15 oder 0,1 Prozent in Betracht.

Seit November steht der Einlagezinssatz (Vergütung der Geschäftsbanken, wenn sie bei der EZB ihr Geld „parken“) bei Null Prozent. Zu einer verbesserten Kreditvergabe an Unternehmen in den Krisenländern haben bekanntlich weder die Leitzinssenkung noch die Absenkung des Einlagezinssatzes geführt.

Von der Geldpolitik der EZB profitieren in Deutschland einzig die Aktienbörsen und Immobilienkäufer.

Die Kürzung des Einlagezinssatzes auf einen sogenannten „Negativ-Zinssatz“, auch Strafzins genannt, würde unterm Strich zu noch weniger Zinsen für die Spareinlagen führen, womöglich zu Negativ-Zinsen für Sparer oder höheren Gebühren und zu höheren Zinssätzen für Kredite (mehr hier).

Jedoch betreffen die Absichten der EZB nicht nur die Guthaben auf Sparkonten. Auch Lebensversicherungen wären betroffen. Der IWF schlägt bereits Alarm und fordert: Die Politik müsse etwas tun, um die negativen Folgen der niedrigen Zinsen für die Lebensversicherer zu dämpfen, die vor allem von hohen Garantiezinsen herrührten. Es gehe um eine fairere Aufteilung von stillen Reserven.

Nach Bekanntwerden der Pläne der EZB sind die Zinsen für Bundesanleihen in den Keller gerauscht. Für Versicherer ein schlechtes Zeichen, denn sie legen ihr Kapital zumeist in Anleihen an. In der Konsequenz bedeutet dies, dass vormalige Zinsversprechen bei Abschluss eines Vertrags, insbesondere bei Lebensversicherungen, nicht zu halten sind.

„Wurden den Kunden, die jährlich 1200 Euro in eine Police gepackt haben, kurz vor der Jahrtausendwende noch 115.000 Euro nach 30 Jahren in Aussicht gestellt, liegt der durchschnittliche Erwartungswert der Branche nach Map-Angaben aktuell gerade noch bei 59.560 Euro,“ Doch „auch dieser Wert ist mit Vorsicht zu genießen“, sagt Map-Mann Manfred Poweleit. Es handele sich um einen hochgerechneten Erwartungswert. „Sollten die Zinsen noch länger so niedrig liegen, wird die tatsächliche Auszahlung deutlich niedriger liegen“, berichtet die Welt.

Schon in der Vergangenheit mussten sich Bürger mit Lebensversicherungen mit deutlich weniger Auszahlungen zufriedengeben als in den Policen ursprünglich fixiert war.

Denn durch die Geldpolitik der EZB wurde es für die Versicherer erforderlich, immer mehr Versicherungsbedingungen zum Nachteil der Kunden zu ändern, damit die Versicherungen nicht bereits reihenweise pleitegingen (mehr hier). Die freiwillige Gewinnbeteiligung wurde schon seit langem gekürzt oder ganz gestrichen.

Bei einem Negativ-Zins drohte der finanziellen Alterssicherung der Bürger mittels Lebensversicherungen das Ende.

Das wäre glatter Diebstahl.

Daher ist es denkbar, dass die Bundesregierung mit einem Bailout - wie vom IWF angedeutet - einspringt.

Dann wäre es auch Diebstahl, allerdings in Form einer Umverteilung.

Und da ist der IWF ja der globale Experte.

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