Wenige Tage vor dem St. Petersburger Wirtschaftsforum warnen in Deutschland Industrie und Banken davor, die Handelsbeziehungen zu Russland aufs Spiel zu setzen. „Wir sollten mit Russland im Gespräch bleiben, das gilt auch für die Wirtschaft“, sagte Industriepräsident Ulrich Grillo der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Die Politik weiß genau, was Wirtschaftssanktionen auslösen können.“ Er habe aber vollstes Vertrauen, dass die Bundesregierung hier sehr verantwortungsvoll vorgehe, äußerte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Jürgen Fitschen, rief ebenfalls dazu auf, nun auf Dialog zu setzen. Es wäre grundfalsch nun alles aufzugeben, was die deutsche Wirtschaft in jahrelanger Zusammenarbeit in Russland aufgebaut habe, sagte der Co-Chef der Deutschen Bank. Beide Manager sagten aber, wenn die Bundesregierung Sanktionen beschließe, würden die deutschen Unternehmen diese auch mittragen.
Von Donnerstag bis Samstag findet in St. Petersburg eine Wirtschaftskonferenz statt, auf der auch Russlands Präsident Wladimir Putin sprechen wird. Anders als in früheren Jahren werden diesmal wegen der russischen Ukraine-Politik keine westlichen Spitzenpolitiker dabei sein. Die US-Regierung hatte zudem heimische Firmen aufgefordert, sie sollten ihre Teilnahme überdenken. Bereits Anfang Mai hatten etliche deutsche Konzerne wie Metro, E.ON und Siemens mitgeteilt, dass Spitzenvertreter an der Veranstaltung wie geplant teilnehmen werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande hatten zuletzt angekündigt, dass die EU Wirtschaftssanktionen verhängen werde, falls die geplante ukrainische Präsidentenwahl am kommenden Sonntag nicht durchgeführt werden könne.