Politik

Frankreich: Neuer Finanz-Skandal ist Wasser auf die Mühlen von Le Pen

Lesezeit: 1 min
27.05.2014 19:17
Ein neuer Finanzskandal erschüttert die Konservativen in Frankreich: Durch illegale Gelder hat sich die Partei des damaligen Präsidenten Sarkozy möglicherweise einen Vorteil verschafft. Marine Le Pen spricht von einer Manipulation des Wahlergebnisses. Das verrottete politische Establishment von Paris entwickelt sich immer mehr zum besten Wahlkampfhelfer für den Front National.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die UMP, Partei des früheren französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, tauscht nach Wahlschlappe und Finanzskandal ihre komplette Führungsspitze aus. Der Stabschef von UMP-Chef Copé hat die illegale Wahlkampf-Finanzierung im Präsidentschaftswahlkampf 2012 gestanden. Der damalige UMP-Kandidat Sarkozy unterlag dem heutigen Präsidenten Hollande. Der Betrug untergrabe die Legitimität der Wahl, so die damalige Dritte Marine Le Pen.

Damit wird das politische Frankreich von einem weiteren Erdbeben erschüttert: Deie EU-Wahl vom Sonntag hatte dem Front National von Marine Le Pen einen historischen Sieg verschafft - nicht zuletzt, weil die Franzosen des verrotteten Pariser Establishments überdrüssig sind (mehr dazu hier, und was es für die EU bedeutet).

UMP-Parteichef Jean-Franois Copé soll Parteigelder in Millionenhöhe an die Kommunikationsagentur Bygmalion überwiesen haben, die von seinen Vertrauten geführt wird. Mit diesen Geldern sollen illegal Wahlkampfausgaben im Jahr 2012 finanziert worden sein. Im Präsidentschaftswahlkampf unterlag Sarkozy dem heutigen Präsidenten Francois Hollande.

Ein ehemaliger Anwalt der Agentur – und jetziger Stabschef von Copé – hatte am Montag im TV tränenreich gestanden, Rechnungen gefälscht zu haben. Ausgestellt wurden sie auf einen Event-Veranstalter. Dieser hatte allerdings nicht wie behauptet UMP-Partei-Treffen organisiert. Die erlaubten Kampagnenkosten von 22,5 Millionen Euro waren bereits überschritten, die weiteren elf Millionen Euro, die zusätzlich ausgegeben wurden, hatte der Anwalt in Schein-Rechnungen versteckt, berichtet Le Monde, wo der Skandal in seinen wichtigsten Punkten aufgeschlüsselt wird.

Kurz nach dem TV-Auftritt durchsuchten Polizisten der Anti-Korruptions-Einheit die UMP-Parteizentrale. Laut Anwalt sollen weder der frühere (Sarkozy) noch der jetzige (Copé) Partei-Chef Kenntnis von den gefälschten Rechnungen gehabt haben. Am Dienstag trat die komplette UMP-Spitze zurück.

Der Fall hat eine verherrende Wirkung in dem durch Politikverdrossenheit durchzogenen Land. Wahlsiegerin Le Pen bezeichnete den Skandal als sehr ernste Situation für die Demokratie in Frankreich. Sarkozy könnte sich nicht seiner moralischen Verantwortung entziehen, sagte die empörte Le Pen im französischen TV, wie der Figaro berichtet.

„Der Betrug untergräbt die Legitimität der Wahl von 2012“, so Le Pen, die damals Dritte wurde. Die Affäre „verbreitert die Kluft zwischen dem französischen Volk und der politischen Klasse“, so Le Pen im Figaro.

Sarkozy selbst hatte sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ihm werden Comeback-Ambitionen für die Präsidentschaftswahl 2017 nachgesagt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....