Finanzen

Dänemark erwartet nationale Bankenkrise

Alte Kredite, die dänische Banken noch vor der Finanzkrise aufgenommen haben, bedrohen nun die Existenz etlicher nationaler Banken. Mehr als 50 Milliarden Euro müssen refinanziert werden. Die Zentralbank kann nicht helfen und darüber hinaus benötigen die dänischen Banken weitere fast 6 Milliarden Euro, um ihr Eigenkapital aufzustocken.
12.08.2012 23:55
Lesezeit: 1 min

Viel hört man nicht von Dänemark, wenn es um die Schuldenkrise geht. Doch wie Schätzungen der dänischen Finanzaufsichtsbehörde zeigen, sind die Banken des Landes alles andere als flüssig. Dänemarks Banken stehen vor der Herausforderung, Kredite, die 2012 und 2013 auslaufen, in Höhe von mehr als 53 Milliarden Euro (400 Milliarden Kronen) zu refinanzieren. Kredite, die die Banken noch vor Ausbruch der Finanzkrise aufgenommen hatten.

„Die Zentralbank kann ihnen kein Kapital geben", sagt Torben Jensen, Chef-Händler von Nykredit A / S in Kopenhagen. „Sie haben drei Möglichkeiten: ihre Bilanzen zu reduzieren, zu fusionieren oder mehr Geld zu verdienen. Aber das ist wahrscheinlich die härteste Option", ergänzt er im Interview mit Bloomberg. Eine Verlängerung der Laufzeit ist Kristian Madsen Vie, dem stellvertretender Generaldirektor bei der in Kopenhagen ansässigen Finanzdienstleistungsaufsicht, zufolge unwahrscheinlich.

Etwa 12 Prozent der auslaufenden Kredite sind nachrangige Bankanleihen. Das sind Darlehen, bei denen die Gläubiger im Falle einer Insolvenz der entsprechenden Bank, erst nach allen anderen Gläubigern bezahlt werden. Damit sind diese risikoreicher für die Investoren. Und in der aktuellen Situation in Europa halte sich für neue nachrangige Anleihen das Interesse der Investoren in Grenzen, so Kristian Madsen Vie. Nur große dänische Banken sind in der Lage auch vorrangige Bankanleihen auszugeben, um die Kredite durch neue Darlehen zu refinanzieren. Die regionalen Banken können meist nur nachrangige Anleihen ausgeben, die sie jedoch kaum loswerden.

Die regionalen Banken Dänemarks sind nicht gut aufgestellt. Nach der geplatzten Immobilienblase folgte die Rezession. Zwei Drittel der mittelgroßen Banken des Landes haben im vergangenen Jahr Geld verloren, wie die Daten der Zentralbank zeigen. Doch nicht nur die Rezession und die auslaufenden Kredite stellen die regionalen Banken vor fast unlösbare Probleme. Die Zentralbank senkte am 5. Juli ihre Rendite für 7-Tages-Einlagen auf minus 0,2 Prozent. So dass die Banken noch drauf zahlen, um ihr Geld dort zu parken. Hinzu kommt, dass etliche Banken die neuen Eigenkapitalanforderungen noch nicht erfüllen. Der Finanzaufsichtsbehörde zufolge benötigen die Banken noch frisches Kapital in Höhe von 39 Milliarden Kronen (5,23 Milliarden Euro).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...