Politik

Cloud-Computing: Daten sind nicht vor Zugriff durch Staat geschützt

Behörden können bei Ermittlungen auf sämtliche Daten von Nutzern zugreifen, die auf einem externen Server gespeichert sind. In einigen Fällen braucht der Staat dafür nicht einmal einen Gerichtsbeschluss.
20.08.2012 02:50
Lesezeit: 1 min

Staaten dürfen auf die Daten von Nutzern zugreifen, die in Cloud-Diensten gespeichert sind. Bei Ermittlungen gegen Bürger sind Cloud-Anbieter dazu verpflichtet, sämtliche Inhalte, die ein Kunde in einem solchen Dienst gespeichert hat, an die Behörden weiterzugeben.

Dies zeigt ein Bericht der Anwaltskanzlei Hogan Lovells, welche die rechtlichen Rahmenbedingungen und Datenschutzbestimmungen von Cloud-Diensten untersucht hat. Das zentrale Ergebnis der Untersuchung ist, dass der leichte Zugang des Staates auf private Daten weiter verbreitet ist, als allgemein vermutet: „Die Studie kommt zum Schluss, dass die weitverbreitete These, in den USA habe der Staat mehr Zugriffsrechte als anderswo, so allgemein nicht haltbar sei“, sagt das IT-Sicherheitsunternehmen Datenschutz Nord GmbH.

In Spanien, Frankreich, Großbritannien und Dänemark sowie den USA ist etwa nicht einmal ein Gerichtsbeschluss nötig, um Zugriff auf Nutzerdaten zu erhalten. Die Nutzer müssen auch in Europa so gut wie nie darüber informiert werden, wenn ihre Dateien an die Behörde weitergegeben wurden.

In Deutschland ist ein Gerichtsbeschluss nötig, um die Herausgabe von Cloud-Inhalten zu erwirken. Hierzulande müssen die Nutzer auch darüber informiert werden, wenn der Staat Zugriff auf die privaten Daten gefordert hat. Halten die Behörden dadurch ihre Ermittlungen allerdings für gefährdet, darf der Cloud-Betreiber seinen Kunden nicht darüber informieren.

Japan und Deutschland sind darüber hinaus die einzigen beiden untersuchten Staaten, die nicht auf Server in anderen Ländern zugreifen dürfen.

Die Untersuchung hat auch ergeben, dass die meisten Staaten bei ihren Ermittlungen auch auf Server in anderen Ländern zugreifen dürfen. Hogan Lovells untersuchte die Cloud-Bestimmungen in den USA, Australien, Japan, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Spanien, Kanada und Großbritannien.

Die weitreichenden Zugriffsrechte des Staates werden mit dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus gerechtfertigt. Cloud-Dienste erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Sie bieten für alle möglichen Dateien und Daten Speicherplatz auf einem externen Server. Die Nutzer speichern ihre Dateien dann nicht mehr auf der Festplatte ihre Computers oder auf dem Speicher ihrer Endgeräte, sondern übertragen sie über das Internet auf den Cloud-Server. So können sie jederzeit von überall auf ihre Daten zugreifen. Datenschützer warnen bereits seit längerem vor ungeklärten rechtlichen Fragen dieser Praxis.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...