Politik

Vertrauensverlust: Italien droht Chaos wegen Wahlrecht

Der Streit über eine neues Wahlrecht lähmt die italienische Politik im Vorfeld der kommenden Wahlen. Weil nicht klar ist wie gewählt wird, werden auch die Märkte langsam misstrauisch und fordern für die politische Instabilität Italiens höhere Zinsen am Anleihenmarkt.
27.08.2012 12:15
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Italien – Parlament hört nicht mehr auf Monti und will nicht sparen

Das umstrittene Wahlrecht destabilisiert das wirtschaftlich angeschlagene Italien vor den Wahlen im Frühjahr zunehmend. Beobachter fürchten, die Diskussion über eine Änderung des Wahlrechts könnte die Politik lähmen und das Land so in eine starke Rezession treiben lassen.

Weil nicht klar ist, wie sich die politische Situation in Italien nach der technokratischen Regierung unter Mario Monti entwickeln wird, sinkt das Vertrauen der Märkte. Dies lässt wiederum die Zinsen für Staatsanleihen steigen und verschärft Italiens Lage zusätzlich.

Um eine möglichst handlungsfähige Regierung zu erhalten, bekommt aktuell die Partei mit den meisten Stimmen zusätzliche Sitze im Parlament: „Dieses Wahlsystem ist ein Horror und beschämend. Es macht, was eine proportionale Repräsentation nicht machen sollte: Es gibt einer Minderheit von Stimmen die Mehrheit der Sitze“, sagte der römische Politikwissenschaftler Giovanni Sartori der Nachrichtenagentur Reuters.

Außerdem können die Wähler die Abgeordneten nicht direkt wählen. Die Parteien bestimmen nach Listen, wer für sie in das Parlament einzieht. Das Wahlsystem in seiner aktuellen Form wurde erst im Jahr 2005 eingeführt. Bereits zwei Versuche es abzuändern scheiterten. Zuletzt hatten 1,2 Millionen Italiener ein Referendum unterschrieben, doch das Höchstgericht urteilte, dass über technische Fragen des Wahlrechts keine Volksentscheid bestimmen könne.

Nun soll bis zu den kommenden Wahlen ein neues Wahlrecht eingeführt werden. Doch die Zeit drängt und noch ist keine Einigung in Sicht. Die Unsicherheit wirkt sich auch auf die Wahlen selbst aus: Weil die Parteien nicht wissen, unter welchen Umständen sie gewählt werden, können sie auch ihren Wahlkampf nicht richtig planen.

Weitere Themen:

USA: EU-Staaten sollen Griechenland bis zu US-Wahlen im Euro halten

Samaras: „Wir sind ein sehr stolzes Volk“

Griechenland will Vetternwirtschaft per Gesetz stoppen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...