Unternehmen

IWF: Spanier werden mit Arbeitslosigkeit leben müssen

Der IWF kann den Spaniern keine Hoffnungen auf Besserung machen: Die Arbeitslosigkeit werde weiter hoch bleiben, für junge Spanier sind die Aussichten besonders schlecht. Darüber hinaus wurde nun bekannt, dass in Spanien offenbar massive Manipulationen bei den Statistiken vorgenommen wurden. Das bedeutet: Die Realität ist noch deutlich schlechter als die Befürchtungen des IWF.
12.07.2014 01:26
Lesezeit: 2 min

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt Spanien weiterhin schwierige Zeiten voraus. Die Bevölkerung müsse sich darauf einstellen, dass die enorm hohe Arbeitslosigkeit im Land auf Jahre bestehen bleibt.

Der Währungsfonds prognostiziert für das kommende Jahr eine Arbeitslosenrate von 23,8 Prozent. Für 2016 rechnet er immer noch mit 22,6 Prozent an arbeitslosen Spaniern. Die Arbeitslosenrate werde nicht vor 2019 unter 20 Prozent fallen, prognostiziert der IWF.

„Durch eine besonders hohe Arbeitslosigkeit unter den Jungen (55 Prozent) und Unterqualifizierten, besteht das Risiko des dauerhaften Verlustes von Fertigkeiten“, zitiert die Financial Times aus dem IWF-Bericht.

Der IWF appellierte an die Regierung, stärker gegen die hohe Verschuldung und die Arbeitslosigkeit vorzugehen. Um die Arbeitslosigkeit effektiv zu bekämpfen, müssten die Löhne weiter niedrig gehalten werden. Zudem müsse Spanien das Gefälle zwischen Teilzeit- und Vollzeitanstellungen verringern.

Spaniens Wirtschaft hat eine zweijährige Rezession hinter sich. Der IWF betonte, die wirtschaftliche Trendwende sei das Ergebnis „kollektiver Anstrengungen der spanischen Bevölkerung“. Besonders lobt der Währungsfonds dabei die Maßnahmen der Regierung bei der Reformierung des Bankensektors, des Arbeitsmarktes und des Pensionssystems.

„Obwohl das Bankensystem nun viel robuster und sicherer ist und die Kreditbedingungen sich entspannen, schrumpft die Kreditvergabe noch immer schneller als erwünscht. Deshalb sollten die Banken weiterhin die Kapitalquoten erhöhen, auch durch die Reduzierung der Kosten, beispielsweise durch die Begrenzung von Dividenden und Bonus-Zahlungen“, so der IWF-Bericht mit Hinblick auf den Bankensektor.

Mögliche Sorgen vor einem Deflationsrisiko für Spanien versuchte die Organisation zu dämpfen. „Der private Konsum erholt sich […] und der Trend zur Lohnerhöhungen bleibt positiv (wenn auch gering), was einen anhaltenden Preisverfall verhindern sollte“.

Die spanische Zentralbank erwartet in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 2 Prozent. Der IWF schätzt die Lage jedoch deutlich verhaltener ein und rechnet nur mit 1,2 Prozent. Erst für 2015 erwartet der Währungsfonds eine Wachstumsrate von 1,7 Prozent.

Doch die meisten Zahlen sind offenbar Schall und Rauch: Wie sich jetzt herausstellt, wurden in Spanien im großen Stil manipuliert. Prognosen sind daher kaum das Papier wert, auf dem sie an die Öffentlichkeit verteilt werden.

Die EU-Kommission nimmt nämlich die spanische Region Valencia wegen möglicher Manipulationen von Statistiken unter die Lupe. Geprüft werde, ob absichtlich oder fahrlässig falsche Angaben über die Ausgaben gemacht wurden und dies dazu geführt habe, dass die Daten zur spanischen Verschuldung und zum Defizit bis 2012 über mehrere Jahre hinweg fehlinterpretiert wurden, teilte die Brüsseler Behörde am Freitag mit.

Konkret geht es um einen Fall aus dem Jahr 2012, in dessen Folge das spanische Defizit für 2011 um 0,4 Prozent nach oben korrigiert werden musste. Die Daten wurden im Oktober 2012 nach Angaben der Kommission richtiggestellt. Seitdem habe die EU-Statistikbehörde Eurostat an den spanischen Angaben nichts zu bemängeln gehabt. Dennoch habe Eurostat eine Untersuchung der Vorfälle empfohlen.

Nach Angaben der EU-Kommission ist es das erste Mal, dass sie im Rahmen neuer Befugnisse infolge der Euro-Schuldenkrise eine Untersuchung wegen möglicher Fehlinformationen bei Statistiken einleitet. Sollte sich der Verdacht der Fälschung bestätigen, würden angemessene Sanktionen verhängt. Die Schuldenkrise hatte 2009 in Griechenland ihren Anfang genommen, nachdem festgestellt wurde, dass die dortigen Behörden an die EU falsche Statistiken zum Defizit übermittelt hatten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump gegen Windkraft: Präsident eskaliert den Kampf gegen Turbinen
03.09.2025

Trumps Strategie ist eindeutig: fossile Brennstoffe stärken, Windkraft schwächen. Der US-Präsident stoppt Milliardenprojekte, attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersvorsorge: Selbstständige zweifeln an finanzieller Absicherung fürs Alter
03.09.2025

Gut abgesichert im Alter? Mehr als die Hälfte der Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmer in Deutschland haben Zweifel, ob ihre...

DWN
Politik
Politik Friedland: Abgelehnte Asylbewerber stößt 16-Jährige vor einen Zug – Gericht wirft Ausländerbehörde Fehler vor
03.09.2025

Ein 31-jähriger Iraker soll ein 16-jähriges Mädchen in Niedersachsen getötet haben. Die Behörden wollten den abgelehnten Asylbewerber...

DWN
Politik
Politik AfD-Todesfälle vor der NRW-Wahl: Polizei schließt Straftaten aus
03.09.2025

Mittlerweile sechs AfD-Kandidaten sterben kurz vor der NRW-Wahl am 14. September. Die Polizei hat die Fälle untersucht – und schließt...

DWN
Politik
Politik Koalitionsausschuss: Der Plan der Bundesregierung fürs zweite Halbjahr - mit fünf Großbaustellen der Koalition
03.09.2025

„Bullshit“-Vorwürfe hier, eiserne Sparvorgaben da: Das Klima in der schwarz-roten Koalition ist angespannt. Jetzt will man im...

DWN
Politik
Politik Militärparade in Peking: China empfängt Staatschefs von Nordkorea und Russland zu Militärparade
03.09.2025

Xi Jinping hat in Peking vor Wladimir Putin und Kim Jong Un neue Waffensysteme inspiziert. Der Auftritt gilt als Zeichen der Solidarität...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zwischen Kontrolle und Risiko: Wie sich Unternehmen frühzeitig auf das Weihnachtsgeschäft vorbereiten
03.09.2025

Weihnachten kommt schneller, als viele Unternehmer denken – und gerade für kleine Firmen kann das Fest zum entscheidenden Umsatzbringer...