Unternehmen

Krankenkassen: Höherer Eigenanteil für gesetzlich Versicherte

Lesezeit: 1 min
21.07.2014 15:27
Die gesetzlichen Krankenkassen werden dieses Jahr ein erhebliches Minus machen, so Berechnungen der Bundesbank. Die Versicherten müssten daher einen höheren Beitrag zahlen. Zudem sollen jene finanziell belohnt werden, die nicht mehr zum Arzt gehen.
Krankenkassen: Höherer Eigenanteil für gesetzlich Versicherte

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Bundesbank fordert angesichts der sich abzeichnenden Kostensteigerungen im Gesundheitswesen mehr Eigenleistungen der gesetzlich Krankenversicherten. Wegen der Alterung der Gesellschaft und der zu erwartenden steigenden Nachfrage bestehe beim gegenwärtigen Versicherungssystem die Gefahr, dass Gesundheitsleistungen übermäßig nachgefragt würden, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Bundesbank.

Nach Ansicht der Experten kann dem durch Selbstbehalte und Kostenbeteiligungen entgegengewirkt werden. Eine Möglichkeit seien auch Beitragsrückerstattungen für nicht in Anspruch genommene Leistungen. Zudem mahnen die Experten mehr Transparenz über die vom Arzt abgerechneten Behandlungen und Kosten sowie zum therapeutischen Wert einzelner Leistungen an. Schon heute können sich gesetzlich Versicherte eine Rechnung ausstellen lassen und sich von ihrer Kasse später das Geld zurückholen. Bislang wird davon aber kaum Gebrauch gemacht, unter anderem, weil die Versicherten dann in Vorleistung gehen müssen.

Als Reaktion auf die steigende Zahl älterer Menschen und der abnehmende Zahl von Beitragszahlern regt die Bundesbank ein „kapitalgedecktes System mit Altersrückstellungen“ an. Das wäre den Veränderungen weniger stark ausgesetzt als das derzeitige Umlageverfahren. Für jeden einzelnen Versicherten würde ein Kapitalstock gebildet. Aktuell nicht benötigte Beitragseinnahmen würden für die Zukunft angespart.

Darüber hinaus sei es nötig, die Erwerbsbeteiligung der Menschen insgesamt zu erhöhen. Die beschlossene Rente mit 63 sei hier aber kontraproduktiv, da sie Frühverrentungen begünstige, bemängelt die Bundesbank.

Angesichts des steigenden Kostendrucks und durch die Kürzung des Bundeszuschusses ist nach Einschätzung der Zentralbank in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) schon in diesem Jahr mit einem erheblichen Defizit zu rechnen. Der Fehlbetrag soll zunächst noch aus den Rücklagen gedeckt werden, die Ende vergangenen Jahres rund 30 Milliarden Euro betrugen. Die gute Finanzausstattung der GKV erlaube aber nur eine „Atempause“.

Hart ins Gericht geht die Bundesbank mit der jüngst verabschiedeten Krankenkassen-Finanzreform der großen Koalition, mit der die pauschalen Zusatzbeiträge durch einkommensbezogene, prozentuale Beiträge ersetzt werden. Mit der Reform bleibe „eine relativ intransparente und wenig zielgerichtete Einkommensumverteilung“ ein wesentliches Merkmal der gesetzlichen Krankenversicherung.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik ARD-Chef Gniffke: „Wir werden für eine Erhöhung der Rundfunkbeiträge kämpfen“
06.06.2023

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk will den Beitrag ab 2024 erhöhen – trotz Gesamteinnahmen von über 8 Milliarden Euro im Jahr....

DWN
Immobilien
Immobilien US-Banken verkaufen eilig Gewerbeimmobilien-Kredite
06.06.2023

Auch wenn Kreditnehmer ihre Rückzahlungen pünktlich geleistet haben, wollen große US-Banken Hunderte von Millionen Dollar an...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ende der Rezession „nicht absehbar“: Industrieaufträge fallen erneut
06.06.2023

Die Auftragslage der deutschen Industrie war auch im April enttäuschend. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest – und...

DWN
Marktbericht
Marktbericht Staudamm in der Ukraine schwer beschädigt: Sprengung oder Beschuss?
06.06.2023

In der von Russland kontrollierten Region Cherson ist ein wichtiger Staudamm schwer beschädigt worden. Kiew und Moskau machten sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Der große Schuldenerlass wirft seinen Schatten voraus
05.06.2023

Angesichts stark steigender Schulden erwarten einige Analysten einen großen Schuldenerlass. Möglich sei, dass dieser global ausfällt....

DWN
Politik
Politik Ukraine-News Mai 2023: Der Ukraine läuft die Zeit davon
31.05.2023

Das Ende der Waffenlieferungen für die Ukraine rückt unaufhaltsam näher, sagen Beamte in den USA und Europa. Damit droht Kiew der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Die teuersten Städte Europas: Deutschland ist nicht dabei
06.06.2023

Der starke US-Dollar hat den Index in einer Economist-Studie verzerrt. Verschiedene russische Städte kletterten nach oben, insbesondere...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Weniger volatil: Lohnen sich Dividendenaktien?
06.06.2023

Dividendenaktien gelten als Stabilitätsanker in angespannten Börsenzeiten. Lohnt sich ein Investment?