Das Nicht-EU-Land Norwegen bekommt als einer der Ersten die angekündigten Russland-Sanktionen aus Brüssel zu spüren. Im weltgrößten Staatsfonds liegen 890 Milliarden Dollar. Die Norweger müssen nun Assets in (momentaner) Höhe von 8 Milliarden Dollar neu bewerten.
„Russland scheint eine Bedrohung für ausländische Investitionen zu sein“, sagte Hans Olav Syversen, der Leiter der Finanzausschuss des norwegischen Parlaments, der den Fonds betreut.
Die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland werden nämlich konkreter: Nächste Woche könnte die Europäische Union nach Angaben von Diplomaten erstmals Strafmaßnahmen gegen russische Banken unter staatlicher Kontrolle verhängen. Die Kreditgeber vieler Firmen des Landes sollen so geschwächt werden. Darüber hinaus werden Exportverbote für verschiedene Branchen diskutiert, die aber zeitlich begrenzt werden sollen.
Diplomaten zufolge schlägt die EU-Kommission darüber hinaus vor, den Kauf neuer Aktien oder Anleihen zu untersagen, die von staatseigenen russischen Banken in der EU ausgegeben werden. Damit soll die Refinanzierung der Banken erschwert und deren Fähigkeit zur Kreditvergabe beeinträchtigt werden. „Solche Sanktionen würden die russische Wirtschaft empfindlich treffen und die wahrscheinliche Rezession noch verschärfen“, sagt Analyst Michal Dybula von der französischen Bank BNP Paribas.
Das Kaufverbot würde sich auf Papiere mit einer Laufzeit von mehr als 90 Tagen beziehen. Auch die Emission neuer Aktien oder Anleihen an Börsen in der EU soll dann nicht mehr erlaubt sein. Ein Kaufverbot für russische Staatsanleihen ist in den Vorschlägen der Kommission in der Fassung von Donnerstag nicht vorgesehen.
Norwegen hält laut Jahresbericht 2013 rund 3,6 Milliarden Dollar in russischen Aktien und rund 4 Milliarden Dollar in russischen Staatsanleihen. Der Staatsfonds beobachte die Situation in Russland sehr genau, zitiert Bloomberg die Fonds-Sprecherin Marthe Skaar. Ob der Fonds seine Beteiligungen bereits zurückfährt, wollte sie nicht beantworten.
Der norwegische Staatsfonds hat allerdings Ende Juni bereits angekündigt, seinen Anteil an Staatsanleihen zu halbieren. Stattdessen setzt der Fonds auf Start-ups und krisengeschüttelte Unternehmen. Der norwegische Pensionsfonds ist für viele Fonds ein Vorbild. Sein Ausstieg aus Staatsanleihen ist deutliches Signal gegen die Politik der Zentralbanken (mehr dazu hier).
Die Sanktionen beunruhigen auch den europäischen Banksektor: Denn ein Wirtschafts-Krieg gegen Russland ist für Europas Banken besonders gefährlich: Die Banken haben massiv Kredite an russische Unternehmen vergeben und riskieren, dass diese nicht bedient werden können. Der Ökonom Yanis Varoufakis hält eine neue Bankenkrise in Europa für möglich (mehr dazu hier).
Auch die Russen bereiten sich auf die Sanktionen vor: Staatsunternehmen und strategisch wichtige Unternehmen soll es künftig verboten werden, Konten bei ausländischen Banken zu unterhalten (mehr dazu hier).