Politik

Griechenland: 200 Rentner stürmen Gesundheitsministerium

Um gegen Rentenkürzungen zu demonstrieren, verlangten 200 griechische Pensionäre ein Gespräch mit dem griechischen Gesundheitsminister. Als dies verweigert wurde, stürmten die Rentner das Ministerium. Der Minister soll sie daraufhin als Lügner und Tyrannen genannt haben.
04.09.2012 15:01
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Krise in Spanien: Faule Kredite bei verstaatlichten Banken steigen

Eigentlich hatte Antonis Samaras vor der Wahl in Griechenland angekündigt, die notwendigen Einsparungen nicht weiter auf die Bürger abzuwälzen. Das neue Sparprogramm, das der Regierung mehr Verhandlungsstärke geben soll, wenn es um eine Lockerung des Reformprogrammes geht, nimmt darauf jedoch keine Rücksicht. Wieder einmal sind auch die Rentner des Landes davon betroffen (mehr hier). Hinzu kommt, dass Arztbesuche und verschreibungspflichtige Medikamente seit Montag dieser Woche zunächst vom Patienten selbst vorgestreckt werden müssen, weil die Regierung ihre Schulden nicht begleicht (hier). Das stellt die Rentner vor zusätzliche Herausforderungen.

Aus Protest über die Mängel im Gesundheitssystem und die bereits umgesetzten sowie die noch folgenden Rentenkürzungen demonstrierten am Dienstagmorgen 200 Pensionäre des größten griechischen Versicherungsfonds IKA vor dem Gesundheitsministerium. Sie forderten auch ein Treffen mit dem griechischen Gesundheitsminister Andreas Lykourentzos.

Als ihnen dies jedoch verweigert wurde, liefen sie überraschend mit vollem Körpereinsatz auf die Sicherheitskräfte zu und stürmten in das Ministerium. Vorgedrungen bis zu dem Büro des Ministers versuchten sie auch dort einzudringen, was ihnen jedoch nicht gelang. Vor dem Büro von Andreas Lykourentzos forderten sie nochmals die Rentenkürzungen zurückzunehmen, so keeptalkinggreece.com.

Einige griechische Medien berichteten, der Minister sei daraufhin aus seinem Büro gekommen und habe die Rentner gebeten, ruhig zu sein. Andere behaupteten Andreas Lykourentzos hätte sich ein paar Minuten mit einigen in seinem Büro unterhalten. Darüber hinaus erzählte der Vorsitzende des IKA-Renten-Verbandes, Dimos Koumpouris, den Pensionären, der Gesundheitsminister hätte sie Lügner und Tyrannen genannt, weil er nicht glaube, sie müssten die Medikamente aus eigener Tasche bezahlen. „Das Verhalten des Ministers war vulgär und faschistoid“, ergänzte Dimos Koumpouris.

Das Gesundheitsministerium soll der griechischen Zeitung To Vima zufolge nicht bestätigt haben, dass der Minister sich so geäußert habe. Verneint wurde aber auch nichts. Für Sonnabend planen Rentner aller privaten und öffentlichen Versicherungsfonds einen größeren Protestmarsch.

Weitere Themen

Druck auf Deutschland wächst: Spitzentreffen in Berlin und Rom

Trotz Soli: Ostdeutschland braucht weitere Milliarden Euro

Griechenland: Zigaretten-Schmuggel gerät wegen Krise außer Kontrolle

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktive ETFs: Wie US-Finanzriesen Europa erobern und was das für Anleger heißt
24.04.2025

Amerikanische Vermögensverwalter drängen verstärkt auf den europäischen Markt für aktiv gemanagte ETFs, da hier im Vergleich zu den...

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...

DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....