Politik

52.000 Jahre alter Wald im Golf von Mexiko entdeckt

Lesezeit: 2 min
29.08.2014 00:07
Taucher haben im Golf von Mexiko einen jahrtausendealten Zypressen-Wald entdeckt. Ein Hurrikan legte offenbar die Überreste der Bäume unter einer Sedimentdecke frei. Die Wachstumsringe geben Forschern Aufschluss über die Klima-Veränderungen in der Region.

Taucher haben einen tausende Jahre alten Zypressenwald tief im Golf von Mexiko ausfindig gemacht. Das Gebiet umfasst eine halbe Quadratmeile und war scheinbar lange Zeit von Sedimentschichten bedeckt. Vermutet wird jetzt, dass durch den Wirbelsturm Katrina im Jahr 2005 diese Ebenen abgetragen wurden.

Interessierte Forscher müssen sich aber offenbar beeilen, wenn sie den Unterwasserwald analysieren wollen. Laut Experten wird der auf 52.000 Jahre geschätzte Wald nicht lange in seinem intakten Zustand erhalten bleiben. Schon in wenigen Jahren könnten Meerestiere, die sich in Holz eingraben, den Wald komplett zerstört haben.

Eigentlich war der Wald bereits ein Jahr nach dem letzten Hurrikan in der Region bekannt. Allerdings nur von einem Mann, der diese Information bisher für sich behielt. Dieser ist Eigentümer einer Tauchschule und wurde von einem befreundeten Fischer über besonders ertragreiche Gebiete informiert, die er nach dem desaströsen Wirbelsturm ausfindig gemacht hatte. Der Fischer wollte wissen, ob sich etwas Besonderes an dieser Stelle unter der Wasseroberfläche befindet. Deshalb erzählte er dem Taucher davon und dieser macht sich auf den Weg. Er fand als Erster den Unterwasserwald – entschied sich aber gegen eine Veröffentlichung von seinem Fund.

Erst Jahre später verriet er die genaue Lage,“ berichtet ein Taucher Ben Raines der Weeks Bay Foundation.  Der Taucher erzählte Raines von seinem Fund, aber dieser musste schwören ebenfalls zu schweigen.

Raines wollte den außergewöhnlichen Fund mit eigenen Augen sehen und tauchte an der besagten Stelle an der Küste von Alabama. Zu seiner Überraschung hatte sich aus dem Wald bereits eine künstliches Riff gebildet, dass besonders viele Fische und Krustentiere beheimatete. Auch Anemonen und unterschiedliche Meereslebewesen tummeln sich dort. Weiterhin gibt es einige Schichten Sediment, die eine Art Schutzmantel für das besondere Waldstück bilden.

Nachdem er sich von der Entdeckung überzeugen konnte, stellte Raines ein Team aus Wissenschaftlern zusammen. Sie schufen eine Unterwasserkarte von dem gesamten Areal. Außerdem wurden zwei Proben von Bäumen genommen und untersucht. Das Schweigegelübde war für Raines damit weniger wert, als die Erforschung des überraschenden Funds.

Im Labor konnten die Biologen schnell ausmachen, dass die Bäume 52.000 Jahre alt sind. Das bietet wiederum ganz neue Forschungsmöglichkeiten. Ein Wald mit derart altem Wissen kann viel über die Vergangenheit verraten. So wollten Wissenschaftler von ihm mehr über die sogenannte Wisconsin Kaltzeit lernen. Das war die letzte Kaltzeit im aktuellen Eiszeitalter in Nordamerika. Diese kleinere Eiszeit ist 85.000 bis 11.000 Jahre her.

Der Wald unter Wasser liegt damit zentral in der jüngsten Eiszeit in Nordamerika. Allein deshalb könnten die Forscher einige Informationen über die Zustände zu diesem Zeitpunkt erfahren. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Bäume unter der Sedimentschicht gut erhalten wurde. Diesen Anschein machten sich offenbar. Bleibt nur noch die Frage, ob in den Jahren seit der Entdeckung des ersten Tauchers wertvolle Daten aus dem Wald verloren ging.

Unabhängig von den Forschungsergebnissen ist Ben Raines begeistert: „Wenn man um diese Baumstümpfe und Baumstämme schwimmt, kommt es einem vor, als wäre man in einer Märchenwelt."

Einer der Wissenschaftler war Grant Harley, ein Dendrochronologe, also jemand, der Bäume und beispielsweise deren Datierung studiert. Er freut sich besonders darüber, dass es sich bei dem Fund um Zypressen handelt. Diese Bäume können 1.000 Jahre alt werden. Deshalb hofft Harley auf möglichst viele Daten aus dem alten Holz. „Diese Stämme sind so gewaltig, sie sind mehr als zwei Meter im Durchmesser – haben die Größe von Lastern.“

Die Wachstumsringe der Bäume können ausführlich verraten, wie sich das Klima am Golf von Mexiko vor Tausenden Jahren verändert hat. Während dieser Zeit der Wisconsin Kaltzeit war der Meeresspiegel viel tiefer als heutzutage. Der Fundort liegt einige Meilen vor der Küste von Mobile in Alabama. Der Wald selbst ist nur 18 Meter unter der Wasseroberfläche. Für Forscher also durchaus in Reichweite, die sie ganz einfach mit Tauchflaschen erreichen können. Dank der Sedimentschicht sind die Bäume auch 50.000 Jahre später noch sehr gut erhalten. Doch wegen den Baumschädlingen unter Wasser bleiben den Forschern nur wenige Jahre Zeit das Maximum aus diesem Fund herauszuholen.

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...