Finanzen

Bank of England wagt die Zinswende noch nicht

Die Bank of England bleibt bei ihrer Politik des billigen Geldes. Die britische Notenbank belässt den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Damit wagt sie sich ebenso wenig an eine Zinserhöhung heran wie die EZB, die den Leitzins sogar noch weiter auf 0,05 Prozent senkte.
04.09.2014 14:10
Lesezeit: 1 min

Trotz der jüngsten Kontroverse über eine Zinswende hält die Bank of England (BoE) an ihrer Politik des billigen Geldes fest. Die Notenbanker um BoE-Chef Mark Carney beließen den Leitzins am Donnerstag auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Auch das seit langem ruhende Anleihen-Kaufprogramm in Höhe von 375 Milliarden Pfund wird nicht aufgestockt. Zwei von neun Zentralbankern hatten wegen der anziehenden Wirtschaft im August für eine sofortige Zinsanhebung gestimmt. Dies nährte Spekulationen auf eine baldige Straffung der Geldpolitik. Ob es auch diesmal zu einem Richtungsstreit über den Kurs der Notenbank kam, bleibt vorerst offen: Die Sitzungsprotokolle werden bis zum 17. September unter Verschluss gehalten.

Die meisten Experten rechnen damit, dass die Notenbank erst im März 2015 die Leitzinsen anheben wird. Ökonom Daniel Vernazza von der italienischen Großbank UniCredit erwartet, dass es bereits im November 2014 so weit sein wird: „Aber es wird eine knappe Entscheidung werden“, prophezeit der Geldpolitik-Experte.

Die BoE hält den Leitzins seit mehr als fünf Jahren auf dem historisch niedrigen Niveau. Die Wirtschaft Großbritanniens hat die Schwächephase nach der globalen Finanzkrise mittlerweile verdaut und wächst wieder kräftig. Zugleich läuft der Häusermarkt heiß.

Die Notenbanker Martin Weale und Ian McCafferty plädierten daher im vorigen Monat für eine sofortige Zinserhöhung auf 0,75 Prozent. Sie argumentieren, damit könne die Notenbank einem zu erwartenden Lohnanstieg und Inflationsgefahren rechtzeitig begegnen. In dem geldpolitischen Ausschuss herrscht jedoch die Meinung vor, dass der Inflationsdruck derzeit noch nicht stark genug ist, um eine Zinserhöhung zu rechtfertigen.

Auch die Europäische Zentralbank senkt ihren Leitzins auf ein neues Rekordtief von 0,05 Prozent. Das teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mit. Zudem will EZB-Chef Draghi die lahmende Euro-Wirtschaft mit Konjunkturhilfen von bis zu 500 Milliarden Euro ankurbeln.

Im Schatten der geopolitischen Wirrnisse wandelt Mario Draghi die EZB zu einer über allen stehenden Großbank und zugleich zu einer Planungskommission um. Innerhalb der EU wird die EZB unwiderruflich zum Staat um Staate. Die Regierungen schauen tatenlos zu, weil sie hoffen, dass die EZB sie damit von den europäischen Staatsschulden befreit. Der Preis ist ein nicht demokratisch legitimierter oder kontrollierter Einheitsstaat. Napoleon Bonaparte würde vor Neid erblassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik 100 Milliarden für Klimaschutz: Einigung zwischen Union, SPD und Grünen
14.03.2025

Ein Milliarden-Paket für Verteidigung und Infrastruktur sorgt für politische Bewegung. Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD und...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...