Politik

Umfrage: Erstmals Mehrheit der Schotten für die Abspaltung von Großbritannien

Lesezeit: 1 min
07.09.2014 13:24
In Schottland bahnt sich eine Überraschung an: Erstmals haben die Befürworter einer Abspaltung von Großbritannien eine Mehrheit bei einer Umfrage erreicht. Die schottischen Separatisten könnten im Erfolgsfall eine Lawine in der EU auslösen. London hat angekündigt, den Schotten weitgehende Souveränitätsrechte einräumen zu wollen - wenn die Schotten nicht austreten. Der Vorstoß könnte zu spät kommen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Weniger als zwei Wochen vor der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands hat sich erstmals eine Mehrheit für die Trennung von Großbritannien ausgesprochen. Damit wird die Aufspaltung des Landes eine immer realistischere Option. Wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die "Sunday Times" ergab, sprachen sich 51 Prozent der Schotten für die Unabhängigkeit aus und 49 Prozent dagegen. Die britische Regierung reagierte noch am Sonntag und kündigte Pläne für eine größere Autonomie Schottlands an.

Falls die Schotten gegen den Austritt aus dem Vereinigten Königreich stimmen, sollten sie mehr Rechte bei Entscheidungen zu Steuern, Ausgaben und Sozialhilfe erhalten, sagte Finanzminister George Osborne dem Fernsehsender BBC. "Das wird umgesetzt, wenn es im Referendum ein 'Nein'-Votum gibt", betonte er. Die rund vier Millionen Schotten stimmen am 18. September über die Unabhängigkeit ab.

Die schottischen Nationalisten schafften kurz vor der Zielgeraden eine rasante Aufholjagd: Noch vor einem Monat lagen sie in Umfragen 22 Prozentpunkte hinter den Anhängern eines einigen Großbritanniens. Bei dem Ergebnis nicht enthalten seien die erklärten Nichtwähler sowie die Unentschiedenen, teilten die Meinungsforscher mit. Nimmt man beide Gruppen hinzu, ergebe sich ein Wert von 47 Prozent für die Befürworter der Unabhängigkeit und 45 Prozent für die Gegner.

Nach Angaben von YouGov fand die Befragung nach einer zweiten Fernsehdebatte statt, die der Anführer der Unabhängigkeitsbewegung, Alex Salmond, nach Ansicht vieler Beobachter für sich entschieden hat. "Die letzte Umfrage war die erste, die einem 'Ja' eine echte Möglichkeit einräumt", teilte das Institut mit.

Auch eine weitere Umfrage sah die Befürworter der schottischen Nationalisten auf dem Vormarsch. Einer Erhebung von Panelbase zufolge sprach sich mit 48 Prozent aber noch keine Mehrheit für die Unabhängigkeit aus.

Die Aufholjagd der schottischen Nationalisten hat nach der Rückkehr aus den Sommerferien die britischen Politiker in Aufregung versetzt. Eine Annahme des Referendums würde Verhandlungen mit der Regierung in London über das künftige Währungssystem, angehäufte Schulden und die Ölvorkommen des Landes nach sich ziehen. Falls das Vereinigte Königreich nach 300 Jahren zerbrechen würde, müsste Premierminister David Cameron mit Rücktrittsforderungen rechnen.

Die schottischen Nationalisten werfen der Regierung insbesondere vor, den Reichtum des Landes zu verschwenden: Statt in die armen Regionen Schottlands, flössen die Einnahmen aus den schottischen Ölvorkommen vor allem nach London.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...