Europas Abhängigkeit von russischem Gas nimmt ab. Grund dafür ist nach einem Bericht von Bloomberg, dass Europa Rekordvolumen des Treibstoffs in unterirdische Lagerstätten pumpt. Dort gehortet sollen die Reserven das Risiko von Energie-Engpässen während des kommenden Winters verhindern.
Die blaue Linie zeigt den durchschnittlichen tägliche Durchfluss bei Velke Kapusany an der slovakisch-ukrainischen Grenze. Hier befindet sich der größte Eintrittspunkt für russisches Gas in die Europäische Union. Vergangenen Monat fiel der Wert nach Angaben des slowakischen Betreibers Eustream AS auf ein Rekordtief.
Das rote Histogramm zeigt auf der anderen Seite, dass die 28-EU-Länder nach Angaben der Brüsseler Lobby-Gruppe Gas Infrastructure Europe, ein Rekordvolumen an Gas in ihre Lagerstätten gepumpt haben.
Russland beliefert etwa 15 Prozent der europäischen Gas-Versorgung über Pipelines durch die Ukraine. Mitte Juni hat Russland die Versorgung der Ukraine auf Eis gelegt, weil Kiew mit Zahlungen im Verzug war. Bei ähnlichen Streitigkeiten in den Jahren 2006 und 2009 waren die Lieferungen an die EU angezapft und die europäische Energieversorgung so in Mitleidenschaft gezogen worden.
Ein Gazprom-Sprecher sagte gegenüber Bloomberg, man nehme an, dass die Länder, welche ihr Gas über die Ukraine beziehen, das mögliche Risiko verstanden haben und daher jetzt ihre Lager schneller auffüllen. Entsprechend fielen die Gazprom-Exporte in den vergangenen Monaten wegen vermehrter Gas-Käufe bereits im Mai. In den vergangenen beiden Monaten habe es daher keine große Nachfrage nach russischem Gas gegeben.
Erdgas-Ströme von Russland in die EU sind von der aktuellen Krise bisher nicht betroffen. Lagerstätten in der Slowakei, die 2009 noch Notfall-Importe vornehmen mussten, weil ihre Versorgung abgeschnitten war, sind demnach derzeit zu 92 Prozent gefüllt.