Politik

Finanzindustrie fordert weitere Amtszeit von Monti

Im nächsten Jahr läuft Mario Montis Zeit als italienischer Premier ab. Doch die italienische Finanzindustrie und führende Manager wollen ihn weiter an der Spitze behalten. Zudem will immerhin ein Drittel der italienischen Bevölkerung will auch weiterhin eine Technokraten-Regierung. Monti selbst scheint unentschlossen.
10.09.2012 16:05
Lesezeit: 1 min

Die Amtszeit Mario Montis nähert sich angesichts der Wahlen im kommenden Frühjahr dem Ende. Doch nicht überall wird dies befürwortet. Der eingesetzte, nicht gewählte Premier hat Unterstützer. Es sei „wünschenswert und sehr wahrscheinlich“, dass Mario Monti bleiben werde, sagte Enrico Cucchiani, CEO von Intesa Sanpaolo, Italiens größtem Kreditgeber, beim Ambrosetti Forum am Comer See. Hier trafen sich am Sonntag Banker, führende Manager und Politiker. „Andere Lösungen (bezüglich der neuen Regierung, Anm. d. Red.) könnten dem Land schaden“, fügte er hinzu. „Im Moment legt er den Grundstein dafür, dass Italiens öffentliche Finanzen das Wachstum fördern können“, unterstrich Nani Beccalli von General Electric Mario Montis Bedeutung für Italien.

Aber auch in der italienischen Bevölkerung ist Mario Monti noch nicht auf dem Abstellgleis. Wie die neue ISPO Umfrage zeigt, wollen 46 Prozent der Italiener eine klassische, politische Regierung sehen und immerhin 37 Prozent der Wähler tendieren zu einer weiteren Technokraten-Regierung nach den Wahlen im April. Groß ist die Sorge der Bevölkerung und der Wirtschaftselite, ob die neue Regierung bereit sein wird, den von Monti eingeschlagenen Kurs zu halten. Schon jetzt versuchen einige Parteien, sich mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen etwas mehr von Montis Richtung abzugrenzen. Die Sorge um die Zukunft des Landes geht sogar so weit, dass die Finanzindustrie ein eine EZB-Intervention für Italien fordern. „Italien soll um Hilfe durch das neue Programm, dass Mario Draghi angekündigt hat, bitten, und zwar schnell“, so Gianluca Garbi, Leiter der Banca Sistema. „Das könnte ein Versprechen sein, dass der nächsten Regierung die Hände gebunden sind“, da Italien sich dann an konkrete Reformvorgaben halten müsse (Monti lehnt das bisher ab - hier).

Mario Monti indes macht keine konkreten Ansagen. Zwar wies er in seiner Rede darauf hin, dass die Politik wieder ihren Kurs aufnehmen müsse und sagte, die italienischen Politiker „eigentlich besser sind, als ich erwartet habe“, aber zurückziehen will er sich noch nicht. „Die Italiener wollen Regierbarkeit“, unterstrich er und stimmt somit in den Chor derjenigen, die Monti als Voraussetzung für eine Regierbarkeit sehen. Derzeit zeichnet sich in den Umfragen keine klare Mehrheit für eine Partei ab. Und auch Romano Prodi, der zwischen 2006 und 2008 italienischer Premier war, sagte in einem Interview mit Bloomberg: „Wenn es ein Patt gibt, eine Art ausgeglichenes Ergebnis, wird Mario wahrscheinlich wieder aufgefordert werden, in den Dienst des Landes zu treten".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...