Politik

Aufbau nach US-Vorbild: Amerika investiert in Finanz-Berater und Medien in der Ukraine

Die USA stocken ihre Finanzhilfen für die Ukraine auf und stellen der Regierung in Kiew weitere Berater zur Seite. Diese sollen etwa dabei helfen, die ukrainische Landwirtschaft zu regulieren und mittels neuer Technologien die Öl- und Gasförderung zu erhöhen. Außerdem sollen demokratische Einrichtungen gemäß den Vorstellungen der Amerikaner aufgebaut werden - unter anderem ein Nachrichtenprogramm auf Russisch.
21.09.2014 01:12
Lesezeit: 2 min

Die USA unterstützen die Ukraine dieses Jahr mit 291 Millionen Dollar. Zudem gewähren sie der Führung in Kiew im Rahmen des IWF-Programms Kreditgarantien im Umfang von 1 Milliarde Dollar. Darin eingeschlossen ist ein neues Hilfspaket in Höhe von 53 Millionen Dollar, darunter 46 Millionen Dollar zur Unterstützung des Militärs und 7 Millionen Dollar für internationale Hilfsorganisationen, so eine Aufstellung der US-Regierung.

„Die Vereinigten Staaten sind fest entschlossen, die Ukraine darin zu unterstützen, Sicherheit und Stabilität herzustellen, humanitäre Bedürfnisse und den Wiederaufbau anzugehen, demokratische Wahlen und Verfassungsreformen durchzuführen, die Wirtschaft wiederherzustellen und die Korruption zu bekämpfen“.

Zusammen mit ihren internationalen Partnern, darunter der IWF, wollten die USA die Reformen in der Ukraine unterstützen und zugleich sicherstellen, dass die Ukrainer in der Lage sind, „ihre Zukunft ohne Einschüchterung und äußeren Zwang zu bestimmen“, so das Weiße Haus.

Zudem wird eine US-Delegation am 26. September in die Ukraine reisen, um dort mit führenden Vertretern von Regierung und Wirtschaft über die wirtschaftlichen Reformen zu diskutieren. Dabei solle besprochen werden, was die Regierung tun muss, um das Geschäftsklima zu stärken und eine Wirtschaft aufzubauen, die privates Kapital anzieht.

Auch in Zukunft könne die Ukraine weitere Unterstützung der USA erwarten, so das Weiße Haus. Die US-Regierung habe vom Kongress für das kommende Finanzjahr weitere 45 Millionen erbeten, die der Ukraine helfen sollten, ihre Verteidigung zu stärken und die Zusammenarbeit mit den Streitkräften der USA und des Westens zu verstärken.

Insgesamt haben die USA nunmehr 116 Millionen Dollar für die ukrainischen Streitkräfte bereitgestellt. Die Unterstützung umfasst Körperpanzerungen, Helme, Fahrzeuge, Nachtsichtgeräte, schwere Ingenieursausrüstung, Funkgeräte, Patrouillenboote, Verpflegung, Zelte, Radargeräte und Uniformen.

Schwere Waffen liefern die USA allerdings nicht. Daher schien der ukrainische Präsident Petro Poroschenko verbittert. Auf seiner Rede vor dem Kongress am Donnerstag in Washington sagte er fast anklagend: „Decken und Nachtsichtgeräte sind wichtig, aber man kann keinen Krieg mit Decken gewinnen!“

„Während der Präsidentenwahl im Mai unterstützten die USA die Arbeit der internationalen und heimischen Wahlbeobachter sowie Bemühungen, die Wahlleitung zu stärken, die Wähleraufklärung, die Sicherheit während der Wahl und die unabhängigen Medien“, so das Weiße Haus. In ähnlicher Form wollen die Vereinigten Staaten auch die vorgezogenen Parlamentswahlen am 26. Oktober unterstützen.

„Wir stellen auch Unterstützung bereit, um die Kapazitäten der unabhängigen Medien zu stärken, unabhängige Informationen bereitzustellen und den Zugang zu Informationen in allen Teilen der Ukraine zu erhöhen.“

„Mitte Oktober wird das US-Rundfunkdirektorium (BBG) ein tägliches 30-minütiges russischsprachiges TV-Nachrichtenprogramm starten, das eine gemeinsame Produktion von Radio Free Europe/Radio Liberty und Voice of America sein wird.“

„Das Programm wird auf TV-Partnern in der Ukraine gezeigt sowie in Litauen, Lettland, Estland, Moldawien, Georgien und möglicherweise anderen Ländern. BBG wird versuchen, das Programm über digitale Plattformen weltweit für russischsprachige Nachrichtenkonsumenten zugänglich zu machen.“

Nach dem Umsturz in der Ukraine im März, schickten die USA sofort Berater nach Kiew. Diese sollten helfen, „den Finanzsektor zu stabilisieren und zusammen mit dem ukrainischen Finanzministerium und der Nationalbank entscheidende Reformen umzusetzen“, so das Weiße Haus.

„Diese Berater unterstützen eine Reihe von Reformen im Zusammenhang mit Angelegenheiten wie der Bankenaufsicht, dem Management der öffentlichen Schulden, der Infrastrukturfinanzen und der Besteuerung.“

Außerdem unterstützen die USA die Ukraine darin, in wichtigen Sektoren der ukrainischen Wirtschaft die Grundlage für Wachstum zu schaffen. Das Weiße Haus sagt:

„Zum Beispiel helfen wir den ukrainischen Behörden dabei, Reformen durchzuführen, welche die privaten Investitionen in die Landwirtschaft stärken werden, den Zugang der Bauern zu Kredit- und Kapitalinvestitionen verbessern werden und die Regulierung des Landwirtschaftssektors vereinfachen werden.“

Ein Team von US-Experten soll die Ukraine darin unterstützen, den Energiebedarf des Landes im kommenden Winter abzudecken.

„In Zusammenarbeit mit anderen internationalen Spendern arbeitet die US-Regierung daran, der Ukraine bei der Entwicklung von Strategien zu helfen, um sicherzustellen, dass Energiehilfsprogramme auf die verwundbarsten Ukrainer abzielen, und um die Energieeffizienz beim Endnutzer zu erhöhen, darunter die Haushalte und der Industriesektor.“

Zudem soll die Energieproduktion im Land ausgebaut werden. Die USA wollen etwa beim Umbau des staatlichen Öl- und Gaskonzerns Naftogaz technische Unterstützung leisten und durch die Einführung neuer Technologien die Produktion steigern, bei bestehenden und neuen konventionellen und unkonventionellen Öl- und Gasfeldern in der Ukraine.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...