In den Gewässern unweit der schwedischen Hauptstadt Stockholm wurde am Samstag ein bisher unbekanntes U-Boot gesichtet. Ein Bürger hatte den Vorfall beobachtet und das schwedische Militär informiert. Das Militär entschied sich dann für eine großangelegte Suchaktion in den Gewässern. Am Sonntag wurde dann der größte Einsatz dieser Art seit dem Kalten Krieg durchgeführt.
„Die Informationen des Bürgers sind sehr glaubwürdig. Nun liegt unser Fokus auf der Erhebung, Verarbeitung und Analyse von Daten“, zitiert DN.se den militärischen Operations-Leiter Jonas Wikström.
Bei der Suchaktion sollen fünf Korvetten der Visby-Klasse zum Einsatz kommen. Sie werden mit nichtmagnetischen Kunststoff-Laminat gebaut. Deshalb sind sie schwer zu erkennen für Radargeräte und Infrarot-Sensoren. Diese Visby-Korvetten umgehen auch hydroakustische Aufklärung durch U-Boote.
Die Vispy-Korvette verfügt über eine maximale Geschwindigkeit von umgerechnet 65 Kilometer Kilometer pro Stunde. Sie ist 73 Meter lang und 10,4 Meter breit. Ausgestattet ist sie mit einer 57 Millimeter-Kanone, acht Seeziel-Raketen, Wasserbomben, Torpedos und Granaten. Sie dienen der U-Boots-Kriegsführung und dem Flugabwehr-Kampf.
Außerdem werden Hubschrauber, Amphibienfahrzeuge und mehr als 200 Soldaten eingesetzt. Auch ein Kriegsschiff für die U-Boot-Jagd sei an der Aktion beteiligt.
Schon vor dem U-Boot-Vorfall hatte der schwedische Marine-Nachrichtendienst am Donnerstag ein Funkgespräch in russischer Sprache abgefangen, meldet die Zeitung Svenska Dagbladet. Das Funkgespräch war nicht verschlüsselt, da es auf einer offenen Funkfrequenz mitzuhören war.
Am Freitag wurde erneut ein Funkgespräch geortet. Diesmal war der Funkverkehr verschlüsselt. Diese Art der Verschlüsselung wird verwendet, um einen Eingriff von außen zu verhindern.
Doch auch verschlüsselte Funkübertragungen können nach Absender und Empfänger geographisch geortet werden. Der Absender wurde in Kanholmfjärden und der Empfänger in Kaliningrad geortet. Kanholmfjärden befindet südlich von Stockholm. Dort befindet sich ein Yachthafen.
In Kaliningrad sind hingegen große Teile der russischen Ostseeflotte, verschiedene Spezialeinheiten und Mini-U-Boote stationiert. Doch Moskau dementiert den Vorfall mit angeblicher russischer Beteiligung. Es gebe keinen Notfall mit einem russischen U-Boot, zitiert die Nachrichtenagentur ITAR-TASS eine Mitteilung des russischen Außenministeriums.
Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Zeit des Kalten Krieges, als die schwedische Marine mehrfach mutmaßliche Sowjet-U-Boote vor der Küste verfolgte. 1981 lief sogar ein sowjetisches U-Boot tief in schwedischen Gewässern auf Grund.
Im Zuge des Ukraine-Konflikts sind auch die Spannungen zwischen Russland und den baltischen sowie den nordischen Staaten gewachsen. Im vorigen Monat sollen zwei russische Kampfflugzeuge in schwedischen Luftraum eingedrungen sein. In der vergangenen Woche warf Finnland der russischen Marine vor, ein finnisches Forschungsschiff in internationalen Gewässern gestoppt zu haben.