Finanzen

Schäuble brüskiert EU: Kein ESM-Geld zur Banken-Rettung

Lesezeit: 1 min
18.12.2013 13:14
Wolfgang Schäuble zieht seine Zusage zurück, dass Banken auch über den ESM gerettet werden dürfen. Wenn Schäuble dabei bleibt, gibt es vorerst keine Bankenunion in Europa.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Hinter den Kulissen in Brüssel eskaliert offenbar der Streit über die Bankenrettung in Europa.

Es herrscht weiter Uneinigkeit über die Nutzung des ESM. Finanzminister Schäuble versprach am Mittwoch, dass auch künftig nur Staaten ESM-Hilfen beantragen können. Sein französischer Amtskollege Moscovici hingegen sagte, es sei weiterhin alles offen.

Notwendiges Kapital zur Abwicklung einer Bank wird nach den Worten von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auch in Zukunft nicht direkt aus dem ESM stammen.

„Heute Nacht haben wir vereinbart, dass das nicht über den ESM geschehen kann“, sagte der CDU-Politiker am Mittwochvormittag in Brüssel nach Beratungen mit seinen Kollegen aus der Eurozone. Damit hat sich die Bundesregierung offenbar mit einer ihrer Kernforderungen durchgesetzt.

Zuvor hatten Euro-Länder wie Frankreich dafür plädiert, zumindest für die kommenden Jahre den ESM nutzen zu können, um marode Banken mit Krediten schnell zur Seite springen zu können.

Bisher können nur Staaten einen Hilfsantrag beim ESM stellen, wenn sie in Schieflage geraten sind. Spanien hatte Finanzmittel für seine Banken beantragt, musste aber ebenso wie andere Krisenländer Auflagen erfüllen.

Schäuble versprach, dass diese Bedingungen auch in Zukunft gelten würden. Frankreichs Finanzminister Pierre Moscovici sagte nach den Beratungen dagegen, dass alles möglich sei. Am Mittwoch wollen die EU-Finanzminister eine abschließende Einigung finden.

In zehn Jahren soll ein Fonds aufgebaut sein, in den die Banken dann rund 55 Milliarden Euro eingezahlt haben. Damit sollen künftig die Kosten für die Schließung von Geldhäusern bestritten werden. Auf diesen Fahrplan einigten sich die Euro-Finanzminister in der Nacht.

Der Fonds soll in der Aufbauphase aus verschiedenen Kammern bestehen, in welche die Beiträge der Banken aus den einzelnen Nationalstaaten fließen. Die Details dürften bis Februar ausgehandelt sein.

Endgültig einigen müssen sich die EU-Finanzminister noch darauf, wer in letzter Instanz über die Abwicklung einer Bank entscheiden soll. Die Minister seien sich aber einig, dass möglichst viel von einem neuen Gremium (Board) geregelt werden solle, so Schäuble. Ob am Ende die Kommission oder der Rat der Finanzminister das letzte Wort hat, ist offenbar weiter strittig.

Die Reform der Bankenregulierung in Europa soll das Vertrauen in den Finanzsektor stärken und den Steuerzahler davor schützen, dass dieser erneut für die Rettung von Banken aufkommen muss.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Ex-Bundesbankchef Axel Weber: Die Gefahr vorzeitiger Zinssenkungen der EZB
03.06.2024

Die Europäische Zentralbank steht kurz davor, einen neuen Zinssenkungszyklus einzuleiten, nachdem die Inflationsraten im Euroraum deutlich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Litauen: Rheinmetall will 180 Millionen Euro in Munitionsfabrik investieren
03.06.2024

Der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall plant eine 180 Millionen Euro teure Munitionsfabrik sowie eine Artilleriefabrik in...

DWN
Politik
Politik DWN-SERIE zur Europawahl (Teil 7): Das Wahlprogramm der CDU/CSU für die EU
03.06.2024

Am Sonntag, dem 9. Juni, findet in Deutschland die Abstimmung zur Europa-Wahl statt. Erstmals werden auch 16-Jährige über die...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungskrise: Wo die Mieten in Deutschland am stärksten steigen
03.06.2024

Seit Jahren steigt der Druck auf den Mietmarkt in Deutschlands Großstädten. Neue Zahlen zeigen nun: Kräftig teurer wird es auch in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Traditionsbruch nach 90 Jahren: Kritik am Umzug von Spielzeughersteller Schleich nach München
03.06.2024

Der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold (CDU), hat stocksauer auf den Umzug des Spielwarenherstellers Schleich nach...

DWN
Politik
Politik Demografie: Bevölkerung in der EU altert rasant
03.06.2024

Europa überaltert: Der Anteil der Über-65-Jährigen in der Europäischen Union dürfte bis zum Jahr 2070 auf rund 30 Prozent steigen,...

DWN
Politik
Politik "Kleine Energierevolution": Halbe Million Balkonkraftwerke am Netz
03.06.2024

Die Zahl der Mini-Solaranlagen in Deutschland hat sich seit Mitte vergangenen Jahres mehr als verdoppelt. Inzwischen gelten weniger...

DWN
Politik
Politik Streit um Stromautobahnen: Erdkabel oder Freileitungen für die Energiewende?
03.06.2024

Ohne neue Leitungen kommt Windstrom aus dem Norden nicht in den Süden. Doch muss der Strom-Transport unbedingt über teure Erdkabel...