Deutschland

Millionen-Deal: ZDF verweigert Auskunft über Kosten der Champions League

Lesezeit: 2 min
13.12.2013 09:14
Das ZDF zahlt Experten zufolge mindestens 150 Millionen Euro an die UEFA, damit der GEZ-Sender bis 2018 die Champions-League übertragen kann. Der Sender weigert sich jedoch, den Preis für die Rechte zu nennen. Konkurrenz bei den Bietern gab es offenbar keine. Die UEFA ist auch in den jüngsten Korruptions-Skandal um die Fußball-WM in Katar verwickelt. Das ZDF schuldet dem Gebührenzahler keinerlei Rechenschaft über den Verbleib seiner Zwangsbeiträge.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das ZDF hat die Rechte für die Übertragung der Champions League gekauft. Der Sender teilte mit: „Das ZDF und die UEFA haben sich auf eine Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit bei der UEFA Champions League verständigt. Der bestehende Vertrag, der noch bis zur Saison 2014/15 gilt, wurde um drei Jahre verlängert und umfasst den Zeitraum 2015/16 bis 2017/18.“

Über den Kaufpreis der Rechte machte das ZDF keine Angaben.

Der Branchendienst Kress schätzt, dass die Gebührenzahler für die Fußballspiele 50 Millionen Euro jährlich zu zahlen hat, Turi kommt auf 54 Millionen Euro.

Die Privatsender haben offenbar gar nicht mehr mitgeboten: Die Summe ist für Sender, die sich auf dem freien Markt refinanzieren müssen, nicht darstellbar.

Das öffentlich-rechtliche ZDF tut sich da wesentlich leichter: Erst kürzlich ist bekannt geworden, dass die Zwangsabgabe der Rundfunkgebühr mindestens eine Milliarde Euro mehr als geplant in die Kassen der Sender spülen wird.

Somit liegt hier der Fall einer vom Steuerzahler erzwungenen Zwangsfinanzierung eines durch und durch auf Kommerz ausgerichteten internationalen Sport-Konzerns, nämlich der UEFA, vor.

Die UEFA verfolgt seit Jahre ein knallhartes, auf reinen Profit ausgerichtetes Konzept. In diesem Zusammenhang gerät die UEFA auch immer wieder ins Visier von Ermittlungsbehörden, wenn es um Korruption geht.

Der neueste Skandal, der auch die UEFA betrifft, sind die dubiosen Hintergründe der Vergabe der Fussball-WM an Katar: Die NZZ berichtete, dass die Untersuchungskammer der Fifa-Ethik-Kommission ermittelt, ob es im Vorfeld der Abstimmung im Herbst 2010 zu Unregelmässigkeiten gekommen ist. Die NZZ:

„Die Ermittlungen könnten auch für Michel Platini, der Blatter bei den Präsidentschaftswahlen 2015 wohl herausfordern will, unangenehm werden. Der Sohn des Uefa-Präsidenten trat kurz nach der WM-Vergabe eine Stelle bei Katar Sport Investments an.“

Die WM in Katar ist heute schon ein Skandal, weil ausländische Arbeiter wie Sklaven behandelt werden, um die Prunk-Stadien im Wüstenstaat zu errichten (mehr hier).

In einem demokratischen System würde der Gebührenzahler darauf Einfluss haben, dass das ZDF mit einer starken investigativen Reporter-Truppe Tag und Nacht damit verbringt, diesen Machenschaften auf die Spur zu kommen.

Statt dessen wird die Zwangsgebühr umgeleitet, und der Bürger erfährt nicht einmal die Höhe der Ausgaben.

Dieses System ist auf Dauer nicht zu rechtfertigen: Entweder die Sender leben von einer Zwangsgebühr - dann sind sie zur Auskunft verpflichtet. Außerdem sind sie dann zur intensiven Aufklärung von Korruptions-Skandalen verpflichtet. Die Quote spielt in diesem Fall keine Rolle - dafür gibt es ja die staatlichen Privilegien: Dass hervorragende Journalisten unabhängig Missstände aufdecken und darüber ungehindert berichten.

Die einzig ehrliche Alternative ist die Abschaffung der Zwangsgebühr.

Denn für Jubel-Veranstaltungen, die vorrangig dem Zweck dienen, die Taschen einer völlig unkontrollierten Kaste von Sportfunktionären zu füllen, ist das System der Öffentlich-Rechtlichen nicht erfunden worden.

Die Gebührenzahler haben es satt, die Sender immer wieder daran erinnern zu müssen.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...