Politik

Ukraine-Kritik: EU-Parlament will Gerhard Schröder zum Schweigen bringen

Lesezeit: 1 min
13.03.2014 13:18
Die Grünen und Konservativen im EU-Parlament wollen dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler ein Redeverbot auferlegen: Weil er Mitarbeiter des Staatskonzerns Gazprom ist, sollte Schröder zum Thema Ukraine keine Aussagen mehr tätigen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Grünen und Konservativen im EU-Parlament haben sich zu einer Anti-Schröder-Fraktion zusammengeschlossen. In einem gemeinsamen Antrag will Schwarz-Grün ein redeverbot für den eheamligen deutschen Bundeskanzler verhängen. In einem gemeinsamen Entschließungsantrags heißt es unter Punkt 25a einer Resolution zur Krim-Krise:

Das Europaparlament bedauert die Äußerungen des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder über die Krise in der Ukraine, betont, dass er keine öffentlichen Aussagen zu Themen machen sollte, die Russland betreffen, da er sich aufgrund seiner Beziehungen zu dem Unternehmen Gazprom, das eines der bedeutendsten außenpolitischen Instrumente Russlands darstellt, in einem eindeutigen Interessenkonflikt befindet.

Update 17.45 Uhr: Das EU-Parlament hat die Entschließung abgelehnt.

Noch vor wenigen Wochen hatte Linken-Chef Gregor Gysi Schröder sogar zum Ukraine-Vermittler vorgeschlagen.

Schröder hatte bei einer Veranstaltung in Hamburg gesagt, die Spitze der EU-Kommission in Brüssel habe "nicht im Entferntesten kapiert", dass die Ukraine "ein kulturell gespaltenes Land ist und dass man mit einem solchen Land so nicht umgehen kann". Die EU-Kommission habe den Fehler gemacht, ein Assoziierungsabkommen unter dem Motto "Entweder- Oder" abschließen zu wollen.

Schröder hat einen gut dotierten Berater-Posten bei Gazprom. Ein Gazprom-Mitarbeiter sagte erst kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Konzern Befehlen von Putin umgehend gehorche.

Die Aktion sagt in mehrfacher Hinsicht einiges auf die Verkommenheit der EU und der europäischen Politik: Meinungs- und Redefreiheit sollte für jeden gelten. Es ist besser, ein Lobbyist wie Schröder spricht öffentlich als in den bekannten Hinterzimmern in Berlin, Moskau und Brüssel. Die CDU hat, wie die Grünen, Ex-Politiker in mächtige Lobbyvereine entsandt.

Natürlich zeigt sich nun auch, wie fatal es ist, wenn Politiker ihre "Ämter" schamlos dazu nutzen, in Top-Jobs in der Wirtschaft zu wechseln. Das ist mittlerweile geradezu üblich geworden: Politiker wechseln von einem Konzern (= Partei) zum anderen (= Unternehmen), weil die Politik nicht mehr Dienst am Volk, sondern eine besonders lukrative Möglichkeit für kommerzielle Karrieren ist.

Der Schaden an der Demokratie ist erheblich: Selbst die Politiker können, wie die Resolution zeigen, nicht mehr unterscheiden, ob einer der Ihren nun als Politiker oder als Konzern-Mann spricht.

Das ist Dekadenz auf hohem Niveau.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...