Unternehmen

Bundesregierung will Verkauf von deutschen Unternehmen regulieren

Lesezeit: 1 min
18.10.2016 01:35
Die Bundesregierung will die Übernahme von deutschen Unternehmen durch Ausländer verbieten können. Die Industrie ist irritiert.
Bundesregierung will Verkauf von deutschen Unternehmen regulieren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach vereinzelter Kritik an den zahlreichen Übernahmen durch chinesische Konzerne hat das Bundeswirtschaftsministerium nun ganz klare Pläne ausgearbeitet, um weitere Einkäufe deutscher Unternehmen zu beschränken. Sigmar Gabriels Staatssekretär, Matthias Machnig, soll der Welt am Sonntag zufolge ein Dokument mit „Eckpunkten für einen Vorschlag zur Investitionsprüfung auf EU-Ebene“ an die Regierungsmitglieder versendet haben.

Es ist noch nicht lang her, dass der chinesische Hausgerätehersteller Midea den deutschen Roboterhersteller Kuka übernommen hat. Auch der Leuchtenhersteller Osram ist in Gesprächen mit dem chinesischen Halbleiterkonzern San'an Optoelectronics. Und vergangene Woche wurde bekannt, dass die Aktionäre des angeschlagene Chip-Anlagenbauer Aixtrons dem chinesischen Investor Fujian Grand Chip Investment (FGC) nun doch fast 60 Prozent ihrer Anteilsscheine zum Kauf offeriert haben.

Der Entwurf kann als erster Handlungsschritt der Regierung gesehen werden. Machnigs Dokument will weitreichende Verbotsrechte der nationalen Regierungen und der EU bei Unternehmenskäufen, die Investoren aus dem Nicht-EU-Ausland betreffen.

Sollte der Käufer mehr als 25 Prozent der Stimmrechte (Grenze der Sperrminorität) erreichen, soll den Regierungen das Recht eingeräumt werden, den Kauf von Unternehmensanleihen zu verbieten, zitiert die Welt aus dem Dokument. Das gilt, wenn hinter dem Kauf ein Staat involviert ist. Wenn es sich also um eine staatliche Subventionierung des Käufers, eine Übernahme durch ein (teil-) staatliches Unternehmen, eine Direktinvestitionen aus Ländern oder eine industriepolitisch beeinflusste Investition handele. Das Bundeswirtschaftsministerium ist sich angesichts seines Vorschlags keiner rechtlichen Schwierigkeiten bewusst. „Eingriffsmöglichkeiten gelten unbeschadet bestehender bilateraler und multilateraler Abkommen“, zitiert die Welt aus dem Schreiben.

Kritik von Seiten der Industrie an den Vorschlägen aus dem Ministerium ist bereits formuliert worden. Thilo Brodtmann vom VDMA sagte am Montag, dass ein funktionierender Wettbewerb und offene Märkte essenziell für die Zukunft der Maschinenbauer seien. „Diese Grundsatzregeln  dürfen nicht über Bord geworfen werden“, zitiert ihn Reuters in seinem englischsprachigen Dienst. Deutsche Unternehmen aus der Technologie- und der Maschinenbauerbranche „wollen keinen erweiterten Schutz vor ausländischen Investoren“, so Brodtmann. Aber man wolle in anderen Ländern unter denselben Bedingungen investieren, wie sie ausländische Unternehmen in Deutschland vorfänden. Das Recht eines Unternehmers, sein Eigentum frei zu verkaufen, sollte nicht aus Gründen alltäglicher Politik beschränkt werden.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...