Finanzen

Türkischer Finanzmarkt von neuer Verkaufswelle erfasst

Lesezeit: 1 min
28.03.2019 10:46
Der türkische Finanzmarkt wurde am Donnerstag erneut von starken Abverkäufen in verschiedenen Anlageklassen erfasst.
Türkischer Finanzmarkt von neuer Verkaufswelle erfasst

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angesichts neuer Währungsturbulenzen hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kurz vor den Kommunalwahlen den Westen an den Pranger gestellt. Die USA und andere westliche Staaten versuchten das Land durch Angriffe auf den Wechselkurs in eine Falle zu locken, sagte er am Donnerstag vor Jungwählern in Ankara. Die Banken trieben vor den Wahlen Spielchen mit der Währung. Welche Geldhäuser er meinte, ließ er offen. Die Türkei müsse den "Spekulanten an den Märkten Disziplin beibringen".

Vor einigen Tagen hatten die Behörden allerdings ein Verfahren gegen die US-Großbank JPMorgan aus ähnlichen Motiven eröffnet.

Zugleich erneuerte Erdogan seine Forderung an die Notenbank, dass die Inflation durch Leitzinssenkungen bekämpft werden müsse.

Nach den Währungsturbulenzen des vergangenen Jahres war die Lira zuletzt wieder unter die Räder gekommen. Börsianer sprachen von der Furcht, dass sich die diplomatischen Spannungen zwischen der Türkei und den USA wieder verschärfen und die türkische Wirtschaft dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird.

Am Donnerstag zogen sich Anleger erneut fluchtartig aus der türkischen Währung zurück. Dadurch stieg der Kurs des Dollar um bis zu 5,3 Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 5,6110 Lira. Gleiches galt für den Euro, der sich auf 6,3235 Lira verteuerte. Türkische Anleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Börsianern zufolge hatten türkische Banken ausländischen Investoren keine Lira mehr geliehen, um weitere Wetten auf einen Verfall der Währung zu erschweren. Der Chef des Bankenverbandes wies dies allerdings zurück. Manche Experten sehen in der aktuellen Entwicklung ein mögliches Vorspiel für die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen.

Der Financial Times zufolge begannen die Abverkäufe am vergangenen Freitag, als Analysten entdeckten, dass die Devisenreserven der Zentralbank gesunken waren. Sie deuteten dies als Zeichen dafür, dass die Währungshüter die Lira mit Verkäufen von Fremdwährung weiterhin stützen mussten.

„Der vergangene Freitag war ein Stresstest für alle Schwellenländer und die Türkei ist durchgefallen“, zitiert die FT einen Analysten von Columbia Threadneedle.

Die türkische Zentralbank ist Sorgen vor einem Rückgang ihrer Devisenreserven entgegengetreten. Zentralbank-Chef Murat Cetinkaya sagte am Donnerstag, die Bank strebe weiterhin die Erhöhung ihrer Reserven an. "Auch wenn die Reserven wegen periodischer Faktoren schwanken können, gab es mittelfristig einen kontinuierlichen Aufwärtstrend", sagte Cetinkaya der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Demnach stiegen die Reserven insgesamt bis zum 27. März um 4,3 Milliarden Dollar auf 96,7 Milliarden Dollar.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...