Technologie

Hamburger Hafen soll Weltzentrum der Wasserstoff-Energie werden

Lesezeit: 2 min
05.09.2019 14:46  Aktualisiert: 05.09.2019 14:51
Im Hamburger Hafen soll nach den Plänen der Stadt die weltgrößte Wasserstoff-Elektrolyse entstehen.
Hamburger Hafen soll Weltzentrum der Wasserstoff-Energie werden
Foto: Christian Charisius

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Hamburger Hafen soll die weltweit größte Wasserstoff-Elektrolyse mit einer Leistung von 100 Megawatt entstehen, berichtet die dpa. Die Gespräche mit potenziellen Kunden und Investoren seien bereits weit vorangeschritten; noch in diesem Jahr soll die finale Entscheidung über den Bau der Anlage fallen, sagte der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur. "Ich will einen solchen Leuchtturm hier in Hamburg und in Norddeutschland sehen", erklärte der Senator. Der Bau der Anlage werde einen dreistelligen Millionenbetrag kosten und soll durch Fördermittel vom Bund und der EU ermöglicht werden. Hamburg will die notwendige Fläche bereitstellen.

Hintergrund für den Vorstoß des Senators sind die Energiewende und die aktuelle Klimapolitik, die unter fehlenden Speichermöglichkeiten für Strom krankt. Speziell in den norddeutschen Bundesländern, aber auch in den Niederlanden mehren sich in letzter Zeit Stimmen und Initiativen, die auf Wasserstoff als einen wesentlichen Energieträger der Zukunft setzen. Eine gemeinsame Wasserstoffstrategie der Nord-Länder ist in Arbeit. Der Wasserstoff könnte regenerativ mit Offshore-Windstrom auf See oder an Land erzeugt und anschließend in Kavernen gespeichert oder unmittelbar verwendet werden. Damit könnten die auf der Nordsee erzeugten Strommengen effektiver genutzt werden.

"Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir alle Bereiche der Wirtschaft dekarbonisieren, also auf fossile Brennstoffe verzichten", sagte Westhagemann. Das gelte für den Verkehr und die Mobilität ebenso wie für die Industrie und Gebäude. Der Hamburger Hafen, das größte deutsche Industriegebiet, sei ein idealer Standort für eine große Elektrolyse. Gegenwärtig sei Wasserstoff noch teuer, aber die Politik könne ein Signal geben, dass sie hinter der Technologie stehe und massiv investiere. Mit größeren Mengen werde Wasserstoff auch wirtschaftlicher.

Hamburg und Schleswig-Holstein arbeiten bereits in dem Projekt Norddeutsche Energiewende (NEW 4.0) gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft an dem Ziel, die gesamte Region bis 2035 zu 100 Prozent mit regenerativem Strom zu versorgen. Mehrere Projekte aus NEW 4.0 waren auch in dem Wettbewerb "Reallabore der Energiewende" des Bundeswirtschaftsministeriums erfolgreich und werden vom Bund gefördert. Auch die Bundesregierung hat bis Ende des Jahres eine Wasserstoffstrategie angekündigt.

Eine 100-Megawatt-Elektrolyse zur Herstellung von Wasserstoff wäre eine neue technische Dimension. Die bislang größten Anlagen leisten allenfalls zehn Megawatt, in der Regel weniger. Eine solche Elektrolyse würde nach Angaben des Anlagenbauers Siemens ungefähr zwei Tonnen oder 22 000 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde produzieren. Mit dieser Stundenproduktion könnte zum Beispiel ein Auto 200 000 Kilometer weit fahren, ein Lkw 25 000 Kilometer. Größere Anlagen werden bislang auch durch die regulatorischen Rahmenbedingungen ausgebremst wie die EEG-Umlage und die Netzgebühren. Die Anlage im Hamburger Hafen soll modular aufgebaut sein, also Stück um Stück erweitert werden.

Der Wasserstoff könnte zum Beispiel in der Grundstoff-Produktion eingesetzt werden; in Hamburg arbeiten unweit des Hafens große Fabriken für Stahl, Aluminium und Kupfer. Der Energieträger könnte aber ebenso in schweren Lkw Verwendung finden, der Schifffahrt und im Hamburger öffentlichen Nahverkehr sowie in der Versorgung des Stadtgebietes mit Fernwärme.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Reform des EU-Asylsystems verabschiedet: Einwanderungsregeln werden verschärft
14.05.2024

Die EU-Mitgliedstaaten haben die Reform des EU-Asylsystems endgültig abgesegnet. Nach der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt wird sie in...

DWN
Politik
Politik Bauplanung für Besucherzentrum am Deutschen Bundestag fertig
14.05.2024

Der Berliner Senat hat über den Bebauungsplan für das Besucherzentrum am Bundestag entschieden. Künftig sollen Besucher unterirdisch in...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Pharmaindustrie: Der Milliardenmarkt der Medikamente
14.05.2024

Die Pharmaindustrie ist ein Schlüsselsektor der Wirtschaft. Jedes Jahr werden hunderte Milliarden Euro mit Medikamenten umgesetzt. Ein...

DWN
Politik
Politik Fachkräftezuwanderung: Expertenrat kritisiert das deutsche Erwerbsmigrationsrecht
14.05.2024

Gutachten bestätigt: Kompliziertes Migrationsrecht bremst in Deutschland die Fachkräftezuwanderung aus. Ausländischen Arbeitnehmern wird...

DWN
Finanzen
Finanzen „600 Milliarden Euro Mehrbedarf“: Infrastrukturen brauchen massive Investitionen
14.05.2024

Laut einer neuen Studie bedarf Deutschland zusätzliche Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Euro, um Infrastruktur und Klimaschutz...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kabel-Anschluss: Vodafone bekommt Ende des Nebenkostenprivilegs zu spüren
14.05.2024

Einnahmen für TV-Anschlüsse waren für Vodafone jahrzehntelang eine sichere Bank. Das ändert sich Mitte des Jahres, wenn eine...

DWN
Politik
Politik Bafin-Präsident Mark Branson fordert Finanzregulierung zu entschlacken
14.05.2024

Die Banken in Deutschland ächzen unter einem Wust an Regeln und Vorschriften. Auch Deutschlands oberster Finanzaufseher ist für...

DWN
Technologie
Technologie Studie: E-Autos drücken auf die Gewinne der Autohersteller
14.05.2024

Die globale Autoindustrie kämpft weiterhin mit der Umstellung auf den Elektro-Antrieb. Am besten kommen noch zwei deutsche Hersteller mit...