Der Internationale Währungsfonds (IWF) bricht in seiner Prognose für das Jahr 2012 (World Economic Outlook) mit einem Tabu: Erstmals wird ein Crash der Eurozone nicht ausgeschlossen.
Unter dem Punkt "Extremfall-Risiken (tail risks)" schreiben die Analysten des IWF auf Seite 17 des Berichts: "Die möglichen Auswirkungen einer ungeordneten Staatspleite und dem Austritt eines Mitglieds aus der Eurozone sind unvorhersehbar und können daher nicht in einem speziellen Szenario abgebildet werden. Wenn ein solches Ereignis eintritt, kann es geschehen, dass andere Euro-Staaten, die ähnliche Riskiofaktoren aufweisen, unter ernsten Druck kommen könnten. Dies könnte eine volle Panik an den Finanzmärkten auslösen und zu Kapitalflucht und Bank-Run führen. Unter diesen Umständen kann ein Auseinanderbrechen der Eurozone nicht ausgeschlossen werden. Die Auswirkungen auf andere Regionen, im besonderen auf Ost- und Mitteleuropa, würden vermütlich gravierend sein. Dies könnte größere politische Verwerfungen nach sich ziehen, deren Folgen deutlich über jenen der Lehman-Pleite liegen dürften."
Die IWF-Ökonomen sind auch pessimistisch, was die politischen Handlungsmöglichkeiten angeht, um in einem solchen Szenario gegenzusteuern: "Das gegenwärtige Umfeld mit begrenzten politischen Möglichkeiten könnte auch dazu führen, dass die verschiedenen Schocks einander verstärken und zu einem Absturz führen, wie er in den 1930er Jahren zu beobachten gewesen ist." Diese Gefahr sei vor allem durch einen neuen, vom Iran ausgelösten Ölpreisschock zu erwarten, und könnte Haushalte, Staaten und Banken gleichermassen treffen. Verschärft würde die Entwicklung durch "eine Neubewertung der Kreditrisiken und der Wachstumschancen in Asien". Durch einen Kollaps bei den Rohstoffpreisen würden vor alllem Südamerika und Afrika in Mitleidenschaft gezogen werden.
Bisher hatte IWF-Chefin Christine Lagarde zwar auch schon die 30er-Jahre beschworen, die Möglichkeit eines Euro-Crashes jedoch tunlichst vermieden.