Unternehmen

Schweizer Wirtschaft läuft Sturm gegen ökologische Steuerreform

Der Umbau des Steuersystems wäre mit hohen Kosten und Risiken verbunden und könnte die Staatsfinanzierung gefährden. Die Schweizer Regierung plant eine massive Erhöhung der Strom- und Benzinpreise. Wirtschaftsvertreter wehren sich gegen diese Pläne.
07.02.2013 00:16
Lesezeit: 1 min

Die Energiestrategie 2050 der Schweizer Regierung umfasst rund 60 gesetzliche Maßnahmen, die Energie sparen und die Umwelt schonen sollen. Von Emissionsvorschriften für Gebäude, Elektrogeräte und Fahrzeuge, bis hin zur Energieversorgung soll das Steuersystem in der Schweiz völlig neu strukturiert werden.

Wirtschaftsvertreter und Unternehmen wehren sich gegen die Pläne der Regierung. Die Schweiz weise bereits zahlreiche Steuern und Abgaben im Umweltbereich auf, dessen Einnahmen im Staatshaushalt fest verankert seien. Selbst bei einer massiven Erhöhung der Steuern für den Energieverbrauch könne es einem Bericht des Dachverbandes der Schweizer Unternehmen zufolge nur wenig Entlastung für die Bürger in anderen Bereichen geben.

Positive volkswirtschaftliche Effekte seien von der Steuerreform nicht zu erwarten, heißt es in dem Bericht der Economie Suisse. Im Gegenteil: Der Wirtschaft drohen erhebliche Kosten und Risiken. Der Klimawandel sei vielmehr ein globales Problem. Ein kleines Land wie die Schweiz solle keinen Alleingang hinlegen. Sonst drohe der Verlust von Arbeitsplätzen durch die Verlegung energieintensiver Prozesse ins Ausland. Die Theorie der Regierung, eine Verteuerung der Energie führe automatisch zu Spareffekten und einer geringeren Umweltbelastung sei daher mit einem großen Risiko verbunden, heißt es in dem Bericht des Verbandes.

Anstatt dessen sollten bereits bestehende Steuerinstrumente auf ihre Effektivität hin untersucht werden. Marktwirtschaftliche Mechanismen und freiwillige Maßnahmen seien ebenfalls effektiver als staatliche Verordnungen. Je stärker der Staat in den Energiemarkt eingreife, desto eher sinke die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Die Wirtschaftsvertreter fordern daher eine Reform der Unternehmenssteuer, die den Mittelstand entlasten und auf diese Weise zu den gewünschten Innovationsanreizen führen soll.

Die höchsten Abgaben im ökologischen Bereich fallen bei allen Staaten auf die Mineralöl- und Motorfahrzeugsteuern ab. Diese Steuern wirken jedoch kaum lenkend, sie erziehen die Bürger und Unternehmen nicht zu einem ökologischeren Bewusstsein, sondern dienen eher dazu die Staatskassen zu füllen. Auch die Co2-Abgabe sei mittlerweile zu einem Drittel zu einer Steuer „umdefiniert“ worden, heißt es in dem Bericht.

Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz im Bereich der umweltrelevanten Steuern im Mittelfeld. Beim Energieverbrauch hat sie sogar die Spitzenposition inne (siehe Grafik). Wenn man diesen internationalen Kontext berücksichtigt, dann ist die Schweiz „bereits heute die  energieeffizienteste Volkswirtschaft der OECD“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik IfW-Analyse: Europa verstärkt Ukraine-Hilfe deutlich
16.06.2025

Die europäische Ukraine-Hilfe hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen – doch nicht überall im gleichen Maß. Während die USA...

DWN
Politik
Politik Einbürgerungsantrag: Entscheidung dauert mitunter Jahre
16.06.2025

Die Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag kann lange dauern – warum profitieren bislang nur wenige von der verkürzten Frist? Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs legt kräftig zu: Woran das liegt und was Anleger jetzt wissen müssen
16.06.2025

Der Ripple-Kurs zeigt sich oft von seiner volatilen Seite. Doch zum Auftakt in die neue Handelswoche klettert der XRP-Coin kräftig –...

DWN
Politik
Politik SPD drängt auf gemeinsame Linie bei AfD-Verbotsverfahren
16.06.2025

Soll die AfD verboten werden? Während einige Bundespolitiker ein AfD-Verbotsverfahren fordern, mahnen andere zur Vorsicht. Im Raum steht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Blackstone setzt auf Europa – Anleger an der Wall Street uneins über US-Ausblick
16.06.2025

Das Vertrauen der Wall Street in Europa wächst weiter. Mit Blackstone signalisiert nun ein weiteres Schwergewicht der Finanzwelt seine...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel in Kanada: Zerrissene Wertegemeinschaft vor Bewährungsprobe
16.06.2025

Der G7-Gipfel in Kanada steht vor enormen Herausforderungen: Konflikte, Uneinigkeit und globale Krisen prägen das Treffen. Wie finden die...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzprofis zeigen: So bauen sich Studenten ihre Geldmaschine
16.06.2025

Sie zeigen jungen Anlegern, wie man es richtig macht: Zwei schwedische Börsenprofis legen Musterportfolios auf – und erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Rundfunkbeitrag: Was sich ändert – und was passiert, wenn man nicht zahlt
16.06.2025

Der Rundfunkbeitrag sorgt regelmäßig für Ärger – sei es wegen der Pflichtzahlung oder neuer Regeln. Millionen Bürger sind betroffen,...