Deutschland

Finanzkrise: Debatte um Kirchensteuer entbrannt

Lesezeit: 1 min
29.03.2013 00:51
Die FDP Sachsen fordert eine Überprüfung staatlicher Zahlungen an die Kirchen. Der Chef der Jungen Liberalen Becker fordert sogar das Ende der Kirchensteuer – eine Forderung, die er mit der Linkspartei teilt. Die CDU hält sich erstaunlich bedeckt.
Finanzkrise: Debatte um Kirchensteuer entbrannt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In der FDP mehren sich Forderungen, Staatsgelder an Kirchen von jährlich rund 480 Millionen Euro auf den Prüfstand zu stellen. Es müsse untersucht werden, was noch zeitgemäß sei, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Patrick Kurth der Nachrichtenagentur Reuters.

Zwar seien Subventionen für Kirchenbauten und damit für den Erhalt meist denkmalgeschützter Gebäude zu befürworten. Doch wenn der Staat Kirchenstrukturen finanziert, die „parteipolitischer Prägung“ sind, müsse die Leistung auf den Prüfstand, fordert Kurth.

Bereits am Wochenende hatte die sächsische FDP auf ihrem Parteitag eine Überprüfung staatlicher Zahlungen an die Kirchen gefordert. Vor dem Hintergrund sinkender Einnahmen des Landes und sinkender Kirchenmitglieder sei der automatische Anstieg der Kirchen-Subventionen nicht mehr zeitgemäß.

Abschaffung der Kirchensteuer

Lasse Becker, Chef der Jungen Liberalen, unterstützt diese Forderung: „Die sächsische FDP hat Recht, wenn sie den Status Quo bei der Unterstützung der Kirche hinterfragt“, zitiert ihn Reuters. Zudem stellte Becker den staatlichen Einzug der Kirchensteuer infrage. Dies mache er schließlich bei anderen Vereinen auch nicht.

Die Linkspartei hatte kürzlich einen Gesetzentwurf eingebracht, mit dem sie staatliche Zahlungen an die Kirchen einstellen will. Sie lehnt sowohl die Verankerung der Kirchensteuer im Grundgesetz als auch deren Einzug durch den Staat ab.

Maria Flachsbarth, Kirchenbeauftragte der Unionsfraktion, sagte, die Union stehe zu den Verpflichtungen des Staates aufgrund der Staats-Kirchenverträge. Doch wenn die Länder und die Kirchen eine Ablösung der geltenden Regelung wünschen, so sei die Bundespolitik selbstverständlich zu Gesprächen bereit. Derzeit könne sie dafür aber keine Initiativen von Landesregierungen erkennen, sagte sie Reuters.

Auch Kerstin Griese, kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, hatte in der Zeitung Die Welt „offene und ernsthafte Gespräche zwischen Bund, Ländern und Kirchen über eine Ablösung“ gefordert, die allen Seiten gerecht werde.

Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Fraktion, sagte, dass die Verträge mit den Kirchen nur von beiden Seiten geändert werden könnten. „Es muss aber schon erlaubt sein zu hinterfragen, ob es Aufgabe des Staates ist, die Gehälter von Bischöfen – wie in Bayern – zu finanzieren“, sagte er Reuters.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fast 75 Millionen Euro aus Erbe von Fiat-Chef Agnelli-beschlagnahmt
20.09.2024

Die Agnellis gehören seit Jahrzehnten zu den reichsten Familien Italiens. Nach dem Tod des Patriarchen gibt es einen erbitterten...

DWN
Politik
Politik Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen - Verdi-Protest war erfolgreich
20.09.2024

Die italienische Unicredit hat sich an der Commerzbank beteiligt und möchte das deutsche Bankhaus sogar in Gänze übernehmen. Die...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Sars-CoV-2 stammt vermutlich von Wildtieren
20.09.2024

Der Ursprung der Corona-Pandemie ist rätselhaft. Einer weiteren Studie zufolge stammt das Virus wohl von Wildtieren und nicht aus einem...

DWN
Politik
Politik Laut Studie des Instuts der Wirtschaft sind im Handwerk 113.000 Stellen derzeit unbesetzt
20.09.2024

Das Handwerk stirbt aus. Laut einer neuen Studie bleiben derzeit tausende Stellen in deutschen Handwerksbetrieben unbesetzt – mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz: Südwestdeutscher Autozulieferer entlässt alle Mitarbeiter
20.09.2024

In der deutschen Autobranche kriselt es gewaltig: Immer mehr Zulieferer gehen mit unter. Aktueller Fall ist die Insolvenz der Federnfabrik...

DWN
Politik
Politik Wer die Strippen zieht? Führen aus der zweiten Reihe hat bei der AfD Tradition
20.09.2024

Wer gibt in der AfD den Ton an? Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn anders als bei der CDU oder den Grünen ist in der AfD...

DWN
Politik
Politik Verband fordert vor Autogipfel günstigeren Ladestrompreis
20.09.2024

Es kriselt in der deutschen Autobranche. Vor einem Spitzentreffen bei Minister Robert Habeck (Grüne) macht der Branchenverband deutlich,...

DWN
Politik
Politik Sorge vor umfassendem Krieg zwischen Israel und Hisbollah
20.09.2024

Alle Appelle verpuffen. Israel und die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon kündigen weitere Kämpfe an. Die Sorge vor einer möglichen...