Arbeiter im von der Schließung bedrohten Reifenwerk von Goodyear im französischen Amiens haben zwei Manager als Geiseln genommen. Die Arbeiter erklärten, dass der Werksleiter Michel Dheilly und der Leiter der Personalabteilung, Bernard Glesser, das Werk erst verlassen dürften, wenn die Arbeiter "eine hohe Summe Geld" erhalten.
Die beiden Manager durften ihre Mobiltelefone verwenden und bekamen Wasser, teilte ein Gewerkschaftssprecher am Montag mit. Die Lage sei "ruhig".
Der Gewerkschafter Franck Jurek sagte dem Radiosender RTL, dass die Arbeiter die Geiseln nicht freigeben würden - auch wenn sie noch drei oder vier Tage auf dem Fabriksgelände verharren müssten. Alle Arbeiter würden auf dem Gelände bleiben und dort auch übernachten.
Die Arbeiter verlangen eine Fortsetzung des Betriebs in Amiens. Sollte das nicht möglich sein und kein Käufer gefunden werden, müsste Goodyear ihnen hohe Abfindungen zahlen.
Das Werk von Amiens war im Vorjahr in die Schlagzeilen geraten, als Industrieminister Arnaud Montebourg die Fabrik dem US-Industriellen Maurice Taylor andienen wollte. Taylor antwortete mit einem geharnischten Brief: Er fragte Montebourg, ob er denke, dass er verrückt sei. Kein Mensch würde eine französische Fabrik kaufen, wo doch die ganze Welt wisse, dass die Arbeiter faul seien. Der wahre Grund von Taylors Zorn war jedoch, dass die Regierung in Paris seine Forderung nach massiven staatlichen Subventionen abgelehnt hatte und der Deal deshalb geplatzt war (mehr zu diesem Kampf der Kulturen hier).