Die EZB, bekannt für ihre strengen Maßstäbe bei der Bewertung von Vermögen und Bilanzrisiken, bereitet nun den Bilanztest bei 128 Großbanken vor. Dem soll ein umfassender Stresstest folgen. Der Banken-Stresstest zielt darauf ab, dass die europäischen Banken unter dem Szenario einer Rezession gegen neue Krisen gewappnet sein sollen.
Nach einer Analyse – herausgegeben von Sascha Steffen, Professor an der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin Mitte Januar 2014 – fehlen deutschen, italienischen und französischen Banken jedoch rund 770 Milliarden Euro Eigenkapital, um bei Finanzkrisen zu bestehen (mehr hier).
Bei der bevorstehenden Bilanzprüfung durch die EZB wurde bekannt, dass es Bilanzrisiken von insgesamt 3,75 Billionen Euro gibt, wie die Financial Times am Dienstag berichtet. Das sind 58 Prozent der Risiken, allein bei den 128 Großbanken im Euro-Raum.
Doch wie sieht es mit der Objektivität der Bilanztests und Stresstests eigentlich aus? Beim Stresstest sollen die jeweiligen nationalen Bankenaufseher die Möglichkeit haben, zusätzliche „Stress-Kriterien“ für ihre heimischen Banken festzulegen.
Jedoch es gibt noch weitere Fragezeichen: Schon im Vorfeld der beiden sogenannten Banken-„Gesundheitschecks“ äußerte sich Danièle Nouy, Chefin der europäischen Bankenaufsicht (EBA) dahingehend, dass kleine Banken in Europa bald aussortiert werden. „Wir müssen akzeptieren, dass einige Banken keine Zukunft haben“, erklärte Nouy. „Einige müssen wir in geordneter Art und Weise verschwinden lassen und nicht unbedingt versuchen, sie mit anderen Instituten zu verschmelzen.“ Sie wisse nicht, wie viele Banken abgewickelt werden müssen. Aber schwache Banken müsse man sterben lassen (hier).
Hier passt ins Bild, dass ganz aktuell der Deutschlandchef der Rothschild-Bank, Martin Reitz, damit rechnet, dass nach dem erfolgten Stresstest durch die EZB der „Startschuss“ für Bankenfusionen in Europa fallen wird, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag berichtete. Es sei offenkundig, „dass dann was passieren wird“, fügte er kryptisch hinzu.
Offenbar ein gefundenes Fressen für Großbanken, sich lästige kleine Mitbewerber einzuverleiben. Vor allem für die großen internationalen Investment-Banken brechen goldene Zeiten an.
Damit wird klar: Die europäische Bankenlandschaft soll radikal neu geordnet werden (mehr hier).
Welche Rolle spielt die EZB bei der großen Umverteilung? Gibt es tatsächlich eine „objektive“ Bestandsaufnahme? Damit eines Tages die Großbanken in Europa zu noch größeren Großbanken fusionieren, die „weltweit auf Augenhöhe“ handeln können.
Womöglich werden die europäischen Banken, nachdem sie mit Milliardenhilfen (aus dem ESM?) gerettet bzw. rekapitalisiert wurden, für die weltweiten Groß- und Investmentbanken zur attraktiven Beute.
Und werden Opfer einer quasi „anlasslosen“ Due-Diligence. Eine Due-Diligence bedeutet: Käufer und Verkäufer vereinbaren Zeitraum und Umfang für die Due-Diligence-Prüfung. Unterstützt wird der Käufer bei den Due-Diligence-Prüfungen von Anwälten, Wirtschaftsprüfern und Fachleuten mit spezifischen Kenntnissen. „Due-Diligence-Prüfungen analysieren Stärken und Schwächen eines Objekts sowie die entsprechenden Risiken und spielen daher eine wichtige Rolle bei der Wertfindung des Objekte“.
Die Frage lautet also: Wer profitiert von der Offenlegung der Bilanzen durch die EZB? Für Investmentbanker und Hedgefonds-Manager lautet die Devise: Womit und wie machen wir unser Geschäft? Oder auch: wie kommen wir an das Objekt der Begierde. Erst kürzlich hatte Investor George Soros angekündigt, sich künftig bei europäischen Banken engagieren zu wollen (mehr hier).
Denn sobald es im Verlauf der Bilanzprüfungen zur Rekapitalisierung einer Bank kommt, um deren „Überlebensfähigkeit“ zu sichern, unter der Voraussetzung, dass das Geldhaus ein tragfähiges Geschäftsmodell besitzt, so bietet dies wiederum genügend Raum für Spekulationen von US-amerikanischen Investmentbanken. Die Altlasten der Banken sind derweil abgeschrieben oder auf Kosten der Steuerzahler „entsorgt“, die toxischen Derivate längst in Schattenbanken verlagert.
Goldman Sachs, Barclays, JP-Morgan, Rothschild und BlackRock sind die Player, die bereit stehen, das große Rad der Geldvermehrung zu drehen. Es geht darum, zu den einzigen, wenigen großen Playern zu gehören.
Kleine Banken sind für diese Player uninteressant. Es sei denn, man kann sich deren Assets noch vor der Zerschlagung (neuerdings Abwicklung genannt) sichern. Je nachdem, wie gerade „filetiert“ wird.
Nur die großen Banken sind von Interesse. Unterm Strich geht es um Marktbeherrschung. Es geht um den Aufbau einer Banken-Oligarchie. Und schlussendlich auch darum, bei Fehlspekulationen bei der Gewinnmaximierung wiederum mit dem Etikett „too big too fail“ geschützt zu sein.
Nahrungsmittelhersteller, Saatgutvertreiber wie Monsanto, Versicherungsgesellschaften und Banken, sie alle streben nach Monopolstellungen, von Kapstadt bis Istanbul, von Buenos Aires bis New York.
Ziel und Absicht ist, die globalen Märkte zu beherrschen.
Für die großen Player wird die Euro-Krise zur großen Chance.
Es herrscht Goldgräberstimmung.