Politik

Elektro-Konzern ABB verliert Millionen mit Solar und Windkraft

Im ersten Quartal ist Energietechnik des Schweizer Konzerns ABB in die roten Zahlen gerutscht. Der Gesamtgewinn schrumpfte um 18 Prozent. Nun will ABB das Geschäft mit erneuerbaren Energien zurückfahren. Offshore-Windparks kommen auf den Prüfstand.
29.04.2014 16:29
Lesezeit: 2 min

Der Elektrokonzern ABB hat sich mit Solar- und Windkraftanlagen übernommen. Großprojekte bekamen die Schweizer nicht in den Griff, die daraus folgenden Verluste brockten ABB im ersten Quartal einen empfindlichen Gewinnrückgang ein.

Nun verschärft Konzernchef Ulrich Spiesshofer das Sanierungsprogramm und bläst in Teilen des Geschäfts mit erneuerbaren Energien zum Rückzug. Am Hauptteil der Sparte Energietechniksysteme will er aber festhalten. „Wir werden das sanieren und wieder zum Blühen bringen“, erklärte der Deutsche am Dienstag.

Lange profitierte ABB in der Stromübertragung und Stromverteilung vom weltweiten Energie-Hunger und der Suche nach umweltverträglicher Produktion. Doch angesichts der konjunkturellen Abkühlung, politischer Unsicherheiten und anziehender Konkurrenz fuhren die Versorgungsunternehmen die Bestellungen zurück.

Bereits Spiesshofers Vorgänger Joe Hogan hatte eine Sanierung mit einhergehendem Stellenabbau eingeleitet. Spiesshofer selbst hatte dann im Januar angekündigt, ABB werde seine Angebotspalette weiter verkleinern und wählerischer bei den Aufträgen sein. Doch das reichte offenbar nicht.

Im ersten Quartal 2014 rutschte die Sparte Energietechniksysteme in die roten Zahlen. Der Gewinn des ganzen Konzerns, der auch in vier weiteren Bereichen tätig ist, schrumpfte um 18 Prozent auf 544 Millionen Dollar und verfehlt die Analystenerwartungen deutlich. Die Aktie sackte um rund sieben Prozent auf 21,46 Franken ab.

Spiesshofer will nun rigoros vorgehen. „Das Transformations-Programm wird vertieft und wir werden drastischere Maßnahmen ergreifen als bisher“, sagte der frühere Unternehmensberater. Er will weitere Manager auswechseln und mit Hilfe von Alix Partners prüfen, welche Energie-Märkte ABB in Zukunft auf welche Weise bearbeitet.

Generalunternehmer für große Solarstromanlagen will der Konzern nicht mehr sein. Projekte, für die ABB nicht nur eigene Produkte lieferte, sondern auch Bestandteile von anderen Anbietern verwendete, zahlten sich nicht aus. Das Geschäft mit Windparks auf See kommt auf den Prüfstand. Kernkomponenten, die Wind- und Solarenergie in Strom wandeln, wollen die Schweizer aber weiter produzieren.

Vor ABB hatte bereits Siemens viel Lehrgeld in der Nordsee bezahlt. Die Münchner stürzten sich auf die wenigen lukrativen Großaufträge in Europa, als die Netzbetreiber die Anschlüsse von Windparks auf hoher See ausschrieben. Das technische Neuland hatte seine kostspieligen Tücken und Siemens musste hohe Sonderlasten verbuchen.

Auch der schwache Weltmarkt setzt den Elektrokonzernen zu. Trotz des langfristigen Wandels in der Energieversorgung und der anhaltenden Automatisierung der Industrie investiert die Kundschaft bislang nur zögerlich in neue Anlagen. Bei ABB sank der Konzernumsatz im ersten Quartal um drei Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar.

Spiesshofer machte insgesamt positive Signale wie das stärkere Wirtschaftswachstum in den USA und die anziehende Konjunktur in Teilen Europas aus. Er warnte aber vor zu viel Optimismus. „Es ist zu früh, um von einem weltweiten Aufschwung zu reden.“ An den mittelfristigen Zielen hält Spiesshofer fest.

Trotz der Probleme in der Energietechnik arbeiten die Schweizer immer noch profitabler als Siemens. Der neue Siemens-Chef Joe Kaeser will am 7. Mai seine Pläne für die Neuausrichtung des Münchener Technologiekonzerns vorstellen. Damit soll sein Haus bei der Rendite wieder den Anschluss an ABB oder auch General Electric finden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Weltsparen-Studie: Sind Aktien bessere Wertanlagen als Immobilien?
30.05.2025

Lange Zeit galten Immobilien als eine sichere Kapitalanlage. Über viele Jahre hinweg bricht der Wert des Markts nicht ein, wiegt die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelsitz in der Eurozone: Warum Revolut eine zweite Banklizenz will
30.05.2025

Revolut investiert Milliarden in Paris – und kündigt eine zweite EU-Zentrale an. Während Frankreich feiert, wächst in Litauen die...

DWN
Panorama
Panorama Klimakrise verdoppelt Zahl der Hitzetage in Deutschland
30.05.2025

Es wird heißer: Forscher haben berechnet, wie viele Tage mit Extremtemperaturen auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Für...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen: Unser Auftrag ist europäische Unabhängigkeit
30.05.2025

Er ist die wichtigste Auszeichnung für Verdienste um die europäische Einigung: der Internationale Karlspreis. Die diesjährige...

DWN
Politik
Politik Istanbul im Fokus: Kommt jetzt die Wende im Ukrainekrieg?
30.05.2025

Russland lädt zu den nächsten Verhandlungsrunden mit der Ukraine – doch Kiew verlangt Einsicht in das Friedensmemorandum, bevor es...

DWN
Technologie
Technologie Schwedisches Start-up stellt KI-Giganten in Frage
30.05.2025

Ein schwedisches Start-up stellt das gängige KI-Paradigma auf den Kopf: Maschinen sollen nicht mehr mit riesigen Datensätzen trainiert,...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: EZB gibt Gas bei der Einführung
30.05.2025

Noch befindet sich der digitale Euro in der Testphase, doch die Europäische Zentralbank (EZB) treibt das Projekt „Digitaler Euro“...

DWN
Technologie
Technologie 50 Jahre Esa: Europas Raumfahrt zwischen Anspruch und Realität
29.05.2025

Die USA und China planen ehrgeizige Missionen zu Mond und Mars, auch Indien und Russland mischen kräftig mit. Wie ist Europas Position 50...