Deutschland

Bundesregierung will Verkauf von Überwachungs-Technologie nach Russland verbieten

Vizekanzler Sigmar Gabriel will deutschen Unternehmen den Verkauf von Überwachungstechnologie an Regime untersagen. Mit dieser Exportbeschränkung sollen autoritäre Staaten nicht weiter gestärkt werden. Selbst Nato-Partner sind von der Beschränkung nicht ausgeschlossen.
22.05.2014 01:54
Lesezeit: 1 min

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unter der Führung von Sigmar Gabriel will künftig den Export von bestimmten Softwares an autoritäre Regime verbieten. Solche Softwares werden von vielen Staaten verwendet, um die eigenen Bürger im Internet oder am Telefon zu überwachen. Deutschland gehört zu den Hauptlieferanten dieser Produkte. Wohin die in Deutschland entwickelten Programme verkauft werden, stand bislang unter keiner politischen Kontrolle. Das soll sich bald ändern.

„Autoritäre Regime unterdrücken ihre Bevölkerung (…) zunehmend auch mit Internet-Überwachungstechnologien“, sagt Gabriel. Wer die Freiheit des Internets verteidigen wolle, dürfe solchen Regimen keine Technologie in die Hand geben, so der Politiker weiter. Deutschland dürfe es nicht zulassen, dass Exporte autoritäre Staaten auch noch stärkten.

Für verbindliche Regeln des Exports sei in der EU die Kommission zuständig. Auf der Homepage des Ministeriums für Wirtschaft und Energie ist zu lesen, dass eine EU-Kontrollliste noch im Mai zu erwarten sei.

Bis die neuen Regeln in Kraft treten, werde die Bundesregierung von ihrem Außenwirtschaftsrecht Gebrauch machen. Exporte von Überwachungstechnologien an Länder mit zweifelhafter Menschenrechtslage sollen so unterbunden werden. Bisher gebe es weder eine Melde- noch Genehmigungspflicht. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) überprüfe bis zur neuen Reglement jeden Fall einzeln.

Um jene Staaten zu bestimmen, gehöre die Frage, „welche Regionen und Länder mit Blick auf die Wahrung von der Menschenrechte besonders kritisch behandelt werden müssen“, so der Vizekanzler. „Dabei spielt natürlich die jeweils aktuelle politische Lage eine große Rolle.“ Unternehmen, die diese Technologien produzieren, seien durch das Ministerium bereits informiert worden, berichtet Daily Sabah. Deutschen Medienvertretern habe Gabriel gesagt, dass sich auf der Liste der Staaten auch der Nato-Partner Türkei und Russland befänden, so das Blatt weiter.

Der ehemalige Uno-Waffeninspekteur und Linken-Abgeordnete Van Aken äußerte sich bereits im Vorfeld zu Sigmar Gabriel: „Öffentlich spielt Gabriel immer den Kritikern von Rüstungsexporten, ganz praktisch macht er genau das Gegenteil“, zitiert ihn die Frankenberger Zeitung.

Während Sigmar Gabriel in seinem Vorhaben die Menschenrechte hochhält, bleiben die Rüstungsexporte unter seiner Führung aus Deutschland unerwähnt. Allein zwischen Januar und April 2014 habe der Vizekanzler Rüstungsexporte im Gesamtwert von knapp 1,2 Milliarden erteilt. Er verteidigt das damit, dass die Vereinbarungen bereits vor seiner Amtsperiode zustande gekommen seien.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Frankreich: Regierung von Premier François Bayrou scheitert bei Vertrauensfrage
08.09.2025

Frankreichs Regierung unter Premier François Bayrou ist an der Vertrauensfrage gescheitert. Ein krachendes Votum zwingt Präsident...

DWN
Politik
Politik Höhere Beitragsbemessungsgrenzen: Sozialbeiträge werden für Beschäftigte 2026 spürbar steigen
08.09.2025

Die schwarzrote Koalition will die Beitragsbemessungsgrenzen für Rente, Pflege und Krankenversicherung anheben – mit der Begründung,...

DWN
Politik
Politik Government Pension Fund Global: Norwegens Ölfonds trotzt den USA
08.09.2025

Der Government Pension Fund Global (GPFG) sorgt für Streit: Nach dem Ausschluss von Caterpillar und israelischen Firmen drohen die USA mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autozulieferer unter Druck: Stellenabbau bei Bosch, Conti, ZF – Autobranche kämpft ums Überleben
08.09.2025

Die deutsche Autobranche steckt in einer existenziellen Krise. Auftragseinbrüche, Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und massiver...

DWN
Finanzen
Finanzen Wölfe der Wall Street: US-Börsen zwischen Rekorden und Unsicherheiten – steigt der Goldpreis auf 5.000 Dollar?
08.09.2025

Die US-Börsen schwanken zwischen Euphorie und Risiko: Rekorde bei S&P 500 und Nasdaq treffen auf Sorgen um Fed-Unabhängigkeit und...

DWN
Politik
Politik EU-Asylagentur: Deutschland bei Asylanträgen nicht mehr führend
08.09.2025

Seit mehr als zehn Jahren lag Deutschland bei Asylanträgen in Europa unangefochten an der Spitze. Nun übernehmen Frankreich und Spanien...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum Führungskräfte manchmal unlogische Entscheidungen treffen – und was zu tun ist
08.09.2025

Führungskräfte treffen oft irrationale Entscheidungen – aus Zeitdruck, Denkfehlern oder Selbstüberschätzung. Doch wer mutig ist und...

DWN
Politik
Politik Zwei Jahre nach dem Start: Wird die Regierung das Heizungsgesetz abschaffen?
08.09.2025

Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Heizungsgesetzes plant die schwarz-rote Koalition Änderungen. Zwischen Klimazielen, Förderkürzungen...