Im Geschäft mit Russland bereiten den deutschen Maschinenbauern Auftragseinbrüche und Finanzierungsprobleme zunehmend Sorgen. Nachdem die Ausfuhren in das Land im ersten Quartal bereits infolge der Konjunkturschwäche und des Rubelverfalls um 17 Prozent rückläufig waren, bekommt die Branche nun die Auswirkungen der Ukraine-Krise zu spüren. Eine Umfrage des Branchenverbandes VDMA bei seinen Unternehmen von Mitte April bis Mitte Mai ergab, dass Anfragen und Aufträge aus Russland bereits um über 60 Prozent zurück gegangenen sind. „Da kommen sicher mehrere Faktoren zusammen“, sagte Monika Hollacher von der VDMA-Außenwirtschaft am Montag zu Reuters.
Neben der Konjunkturschwäche gäben 45 Prozent der deutschen Maschinenbauer an, dass Finanzierungsprobleme das Russland-Geschäft erschwerten. Hinzu kämen Auftragsstornierungen, Verzögerungen beim Import, Zahlungsausfälle wie auch Verzögerungen bei der Exportkontrolle. Zudem herrsche wegen möglicher weiterer Sanktionen gegen Russland eine „extreme“ Verunsicherung vor. Viele Maschinenbauer wüssten nicht, ob sie überhaupt noch einen Auftrag aus Russland annehmen sollen. Sie fürchten, dass dieser dann nicht abgewickelt werden könne.
Für die deutschen Maschinenbauer ist Russland weltweit der viertwichtigste Absatzmarkt. Im vergangenen Jahr hatten die Hersteller Maschinen und Anlagen im Wert von rund 7,8 Milliarden Euro nach Russland exportiert. Das waren 5,2 Prozent der gesamten Maschinenexporte in alle Welt. Zu den Hauptprodukten gehören Bau- und Baustoffmaschinen, die Land- und die Fördertechnik sowie Werkzeug- und Nahrungsmittelmaschinen. Dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zufolge ist Deutschland bei den internationalen Maschinen-Lieferanten nach Russland die Nummer eins vor China, Italien und den USA. Die überwiegend mittelständisch geprägte Branche mit rund einer Million Beschäftigten macht rund 200 Milliarden Euro Umsatz. Zu ihr gehören auch börsennotierte Unternehmen wie ThyssenKrupp , Gea oder DMG Mori Seiki (früher Gildemeister).