Eric Schneiderman, der New Yorker Generalstaatsanwalt, der international wegen seines Vorgehens gegen den Hochfrequenzhandel (mehr dazu hier)bekannt wurde, reichte vor einigen Tagen eine Betrugsklage gegen die britische Barclays-Bank ein.
Hintergrund ist, dass ein großer Teil des US-amerikanischen Börsenhandels womöglich auf Betrug und Täuschung aufgebaut ist.
Dem Finanzkonzern Barclays wird vorgeworfen, Kunden in seinen „Dark Pool“ gelockt zu haben mit dem Ziel, den außerbörslichen Handel in ihrem Dark Pool voranzutreiben. Daher habe die Bank Hochfrequenzhändler angelockt und ihnen ausnahmslos Vorteile gegenüber anderen Investoren eingeräumt, wie die Financial Times berichtete.
Dark Pools sind anonyme Handelsplätze, in denen die Teilnehmer und ihre Orders anonym bleiben. Nur durchgeführte Handels-Aktionen werden an die Aufsichtsbehörde gemeldet. Investoren nutzen die kaum regulierten Dark Pools vor allem dann, wenn sie große Aktienpakete handeln wollen. „Diese Orders werden im Dark Pool – anders etwa als an der NYSE – nicht öffentlich gemacht, und allfällige Preisverzerrungen im Vorfeld eines Handelsabschlusses werden somit vermieden“, meldet die NZZ.
Allein in den USA nehmen diese „dunkeln Handelsplätze“ einen Marktanteil von 15 Prozent ein. Sie sind im Grunde legalisiert, damit institutionelle Anleger, also auch Großbanken wie Barclays, große Aktiengeschäfte anonym und günstig handeln können – unten ihnen befinden sich Pensionskassen und Hedgefonds – vorbei an den offiziellen Börsen.
Der Vorwurf Schneidermans lautet nun, Barclays habe seinen Dark Pool ausgeweitet. Zugleich habe die Bank ihre anderen Kunden nicht ausreichend darüber informiert, inwieweit Hochfrequenzhändler im Dark Pool tätig sind, die mit dem Hochfrequenzhandel andere Anleger aushebeln wollen, wie die Financial Times berichtet.
Dagegen habe die Bank habe ihren anderen Kunden versichert habe, sie seien in sicheren Gewässern. Jedoch sei der „Dark Pool“ voll mit Raubfischen gewesen. Und Barclays habe diese Raubfische noch eigens in diesen Pool gelockt.
Das Pikante dabei: Gerade Pensionsfonds sind „bedeutende Kapitalanleger an den internationalen Kapitalmärkten. Der Wettbewerb, insbesondere die jederzeitige Möglichkeit, das Vermögen von einem Pensionsfonds auf einen anderen zu übertragen, zwingt sie, eher kurzfristige Renditeinteressen zu verfolgen. Durch die Einrichtung von Pensionsfonds fließen immer mehr Spargelder der Bevölkerung in die Kapitalmärkte“.
Mit dem Kapital der Pensionsfonds, die auch in Aktienmärkte fließen, wird demnach munter spekuliert.
Gleichwohl baut Helen Roberts von der Vereinigung der nationalen britischen Pensions-Fonds öffentlicher Kritik in Großbritannien vor. „Die Behauptung, dass die Anleger getäuscht worden seien, ist nicht akzeptabel“. Allein in Großbritannien haben die Mitglieder der Pensionsfonds Vermögenswerte von 900 Milliarden britischen Pfund aufgebaut, wie die FT berichtet. „Interessenkonflikte müssten beseitigt werden. Gleiche Wettbewerbsbedingungen sollten für alle Anleger gelten“, so Roberts.
Im Nachhinein betrachtet scheint dies das reinste Wunschkonzert.
Barclays musste im Jahr 2012 eine Zahlung von 450 Millionen Dollar wegen des branchenweiten Skandals um die Manipulation des Interbanken-Zinssatzes Libor leisten. Zuletzt hatte Barclays eine Strafzahlung von 32 Millionen Euro für Manipulationen des Goldpreises aufgebrummt bekommen, (mehr dazu hier.)
Der Dark Pool „Barclays LX“ ist nach einer Statistik der amerikanischen Aufsichtsbehörde Finra der zweitgrößte in den USA. Den größten Dark Pool in den USA betreibt die Credit Suisse („CS Crossfinder“), an dritter Stelle befindet sich die UBS mit ihrem „UBS ATS“-Dark Pool.
Wie prekär die Situation ist, zeigt die Reaktion gegenüber Barclays. Laut Financial Times zogen sich Großinvestoren wie Deutsche Bank, Credit Suisse, Royal Bank of Canada und Investmentbanken unmittelbar nach der Schneidermann-Anklage vom Barclays-„LX“-Pool zurück.
Schneiderman ließ jedoch die Frage offen, ob er gegen weitere große Dark-Pool-Banken wie Credit Suisse und UBS vorgehen wird. Dennoch verlor die Aktie von CS 3,6 Prozent. Die UBS-Titel gaben um 2,5 Prozent nach, Barclays Aktien verloren 6,5 Prozent.