Vor der Finanzkrise war es an der Tagesordnung, die in den Bankenportfolios befindlichen Hypothekenpapiere gewinnbringend von Banken an andere Banken oder Investoren jedweder Couleur zu verkaufen.
Diese Immobilienkredite wurden mitsamt Kreditausfallversicherungen und zusammen mit solventen und zahlungsunfähigen Kreditnehmern in immer neue Schulden-Pakete verpackt, wiederum umverpackt und in neuen Paketen verkauft. Bekanntlich entstand daraus eine enorme Blase, die zum großen Melt-Down führte. Steuerzahler in den meisten westlichen Ländern mussten für die Rettung der beteiligten Banken bluten.
Aufgrund des hohen Drucks der Regulierungsbehörden sind Banken in der Europäischen Union nunmehr dabei, „unerwünschten Kreditportfolios“ im Umfang von etwa 100 Milliarden Euro abzustoßen, wie die Financial Times berichtet.
Etwa 83 Milliarden dieser „Vermögensverkäufe“ wurden inzwischen abgeschlossen oder werden im Lauf des Jahres ausgeführt – gegenüber Transaktionen von 64 Milliarden Euro im Jahr 2013. Dies zeigten Daten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).
Richard Thompson, Partner im selbigen Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen, sagte, die Summe könne in diesem Jahr rund 100 Milliarden Euro ausmachen. Insgesamt wäre es das Doppelt der Verkäufe seit einem Zeitraum von zwei Jahren.
Der größte Löwenanteil der abgeschlossenen Verkäufe in diesem Jahr umfasste nach angaben der FT irische Immobilienvermögen sowie deutsche und spanische Portfolios mit Gewerbeimmobilien.
Die beschleunigten Verkäufe stellen jedoch laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers nur einen Bruchteil der insgesamt 2,4 Billionen „non-core assets“ in den Bilanzen der Banken in Europa dar.
Dennoch scheinen Investoren Gefallen am Kauf von Krediten in der Euro-Zone zu finden. Im Gegenzug möchten die Banken ihre Bilanzen während des Bilanz-Checks der EZB restrukturieren.
Lee Galloway, ein Portfoliomanager bei Pimco, die dieses Jahr fünf Milliarden US-Dollar in einen Fonds zum Ankauf von Bank-Vermögenswerten in den USA und Europa investiert, unterstrich, dass die EU auf halbem Weg eines sieben bis Zehn-Jahres-Zyklus bei den Vermögensverkäufen sei.
Dennoch verlaufen die Konsolidierung respektive der Verkauf der Vermögenswerte eher schleppend.
Während der Großteil der Vermögensverkäufe auch hohe Anteile notleidender Kredite umfasst, gäbe es auch eine Zunahme gesunder Portfolios, sagte ein Mitarbeiter von PwC. Leistungsstarke Darlehen umfassen demnach etwa ein Viertel der Transaktionen, die bisher abgeschlossen wurden oder noch im Gange sind. Diese beträfen etwa 15-20 Prozent des letztjährigen Umsatzes von 64 Milliarden Euro.
Etwa die Hälfte der Kredite im Umfang von 2,4 Billionen Euro, auf denen europäische Banken sitzen – also 1,2 Billionen Euro – sind nach Schätzungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC notleidend. Allein Spanien hält den größten Anteil davon, nämlich 200 Milliarden Euro.