Die fünf großen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics) wollen eine gemeinsame Entwicklungsbank gründen. Die neue Bank soll Kredite für Infrastruktur-Projekte in den Ländern bereitstellen. Zudem kündigten die Schwellenländer die Gründung eines gemeinsamen Entwicklungsfonds an, der den Ländern in Krisenzeiten mit Kapital aushelfen soll. Die Schwellenländer werden ihre Dollar-Reserven verwenden, um die beiden Institutionen mit Startkapital auszustatten.
Somit schaffen die Schwellenländer Alternativen zum Internationalen Währungsfonds (IWF) und zur Weltbank, die vorwiegend die Interessen der USA und Europas vertreten. In der Vergangenheit bemühten sich die Brics-Staaten vergeblich um mehr Mitsprache-Rechte in beiden Institutionen. Bisher wurde jeglicher Versuch den IWF zu reformieren von Seiten der Amerikaner blockiert (mehr hier).
Die Brics-Bank wird kommende Woche auf dem 6. Treffen der führenden Schwellenländer ins Leben gerufen. Das Gipfel-Treffen beginnt am 15. Juli im brasilianischen Fortaleza und endet am 16. Juli in der Hauptstadt Brasilia. Das Institut soll den Namen „New Development Bank“ tragen, wie der russische Finanzminister Anton Siluanow dem Wall Street Journal sagte.
Man sei sich über alle Details zur Finanzierung und zur Struktur der neuen Bank einig. Lediglich der Hauptsitz des Instituts werde noch debattiert. In der engeren Auswahl stünden Schanghai und Neu Delhi. Der leitende Bankgouverneur soll alle fünf Jahre neugewählt werden. Die Bank wird sich auf die Finanzierung von Infrastruktur-Projekten in den Gründungsländern konzentrieren. Doch auch andere Staaten seien eingeladen der Alternative zur Weltbank beizutreten, betonte Siluanow.
Die Entwicklungsbank erhält zunächst ein Startkapital von 50 Milliarden Dollar, wie das Wall Street Journal weiter berichtet. Jedes der fünf großen Schwellenländer wird sich daran mit 10 Milliarden Dollar beteiligen. In fünf Jahren soll das Kapital dann auf 100 Milliarden Dollar verdoppelt werden. Erste Kredite sollen bereits 2016 vergeben werden. Die „New Development Bank“ wird dadurch zum direkten Konkurrenten der Weltbank, die über ein Kapital von rund 222 Milliarden Dollar verfügt.
Der russische Finanzminister bestätigte ebenfalls Pläne, einen alternativen Währungsfonds zu gründen. Die Pläne zum Aufbau eines eigenen Währungsfonds stammen aus dem Jahr 2013, als eine Finanzkrise die Schwellenländer erschütterte und die nötigen Finanzhilfen durch IWF ausblieben.
„Wir haben eine Einigung erzielt, dass es in Zeiten starker Kapitalflüsse wichtig für unsere Länder ist, diesen „Mini-IWF“ als Puffer zu haben – eine finanzielle Organisation, die schnell auf Kapitalflucht reagieren kann, durch die Bereitstellung von Liquidität in harter Währung, besonders in US-Dollar“, zitiert EUObserver den russischen Finanzminister Siluanow.
Der neue Fonds namens Contingency Reserve Arrangement (CRA) soll ein Kapital von 100 Milliarden Dollar erhalten. Um die Reserven des „Mini-IWF“ zu füllen, wollen die fünf Staaten offenbar einen Teil ihrer Dollar-Reserven verwenden. China wird mit 41 Milliarden Dollar den größten Anteil beisteuern. Russland, Indien und Brasilien beteiligen sich mit jeweils 18 Milliarden Dollar. Südafrika wird fünf Milliarden Dollar an den CRA überweisen. Der neue Währungsfonds soll schon 2015 bereitstehen, um den Schwellenländern in Krisenzeiten mit Kapital auszuhelfen.
Die großen Schwellenländer – allen voran Russland und China – verstärken ihre Bemühungen sich von der Dominanz der USA und vom US-Dollar zu lösen. So kündigte die russische Zentralbank kürzlich an, unter den Brics-Staaten ein Währungssystem zu etablieren, das ohne den US-Dollar auskommt (hier). Auch eine eigene Rating-Agentur von Russland und China befindet sich im Aufbau (hier).