Politik

Espirito Santo in der Krise: Anleihen sinken auf Rekord-Tief

Die Anleihen der Espirito Santo Bank sind am Montag auf ein neues Rekord-Tief gesunken. Politische Beschwichtigungen und ein Wechsel in der Führungsriege konnte den Absturz der Papiere nicht verhindern. Die portugiesische Bank ist auf dem europäischen Bankensektor stark verflochten. Die Zahlungsengpässe könnten auch andere EU-Banken ins Wanken bringen.
15.07.2014 00:31
Lesezeit: 1 min

Auf Druck der portugiesischen Zentralbank zieht das in Turbulenzen geratene Geldhaus Espirito Santo (BES) einen geplanten Wechsel an seiner Spitze vor. Wie das Institut am Montag mitteilte, stimmte der Verwaltungsrat einer sofortigen Neubesetzung zu. Nach bisheriger Planung sollten die Manager erst Ende Juli auf ihre Posten kommen. Espirito Santo hatte zuvor erklärt, dass der renommierte Ökonom Vitor Bento neuer Konzernlenker werde und der Chef der portugiesischen Schuldenagentur, Joao Moreira Rato, den Posten des Finanzvorstands übernehme.

Die Zentralbank hatte den Personalwechsel am Sonntag gefordert, um die größte börsennotierte Bank des Landes von den Zahlungsproblemen ihrer Gründerfamilie abzuschirmen. Dabei war es eben jene Zentralbank, die ihre Aufsichtspflicht verletzt hat und damit die Krise mit zu verantworten hat (mehr hier). An den Kapitalmärkten wachsen seit der vergangenen Woche Befürchtungen, die Turbulenzen könnten die gesamte portugiesische Finanzbranche in die Krise stürzen. Portugiesische Staatsanleihen waren bereits betroffen. Vor allem die engen Beziehungen mit der Gründerfamilie Espirito Santo lösten die Sorgen aus.

Die Familie Espirito Santo ist eine der reichsten und einflussreichsten Familien in Portugal. Sie verliert durch die Personalwechsel nun ihren direkten Zugriff auf die Bank. Außerdem baut sie ihre Beteiligung ab. Wie die Espirito Santo Financial Group (ESFG) mitteilte, wurde ein Paket von knapp fünf Prozent abgestoßen. Dadurch sinke die Beteiligung des wichtigsten Anteilseigners auf gut 20 Prozent. Mit dem Erlös solle ein Kredit zurückgezahlt werden. Unklar ist, an wen die Aktien veräußert wurden.

BES-Papiere hatten im vergangenen Monat mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Am Montag ging es knapp acht Prozent auf gut 44 Cent nach unten. Ratingagenturen hatten die Papiere herabgestuft, zeitweise wurden sie vom Handel ausgesetzt.

Nachdem in der vergangenen Woche Gerüchte um eine staatliche Rettung der Großbank in Umlauf waren, hat Portugals Ministerpräsident Pedro Passos Coelho die Probleme zunächst heruntergespielt (mehr hier). Auch staatliche Gelder für eine Rettung der BES hat er öffentlich ausgeschlossen. Einem Bericht der Financial Times zufolge sagte Coelho: „Privatunternehmen müssen die Konsequenzen ihrer schlechten Geschäfte selbst tragen. Die Steuerzahler müssen nicht für die Verluste privater Firmen aufkommen“.

Investoren jedoch lassen sich von den Worten Coelhos nicht mehr beschwichtigen. Japan hat inzwischen einen gewährten Kredit von 100 Millionen Euro auf fällig gestellt - die Forderung könnte die endgültige Pleite der Bank auslösen (mehr dazu hier).

 

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik 100 Milliarden für Klimaschutz? Einigung zwischen Union, SPD und Grünen
14.03.2025

Ein Milliarden-Paket für Verteidigung und Infrastruktur sorgt für politische Bewegung. Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD und...

DWN
Politik
Politik BSW auch nach endgültigem Ergebnis nicht im Bundestag
14.03.2025

Das endgültige Wahlergebnis steht fest: Das BSW verpasst den Bundestag knapp. Trotz zusätzlicher Stimmen bleibt die Partei unter der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...

DWN
Technologie
Technologie Polen will Bau von AKW an der Ostsee 2028 starten
14.03.2025

Deutschland hat sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Polen indes will seinen ersten Reaktor direkt am Ostseestrand errichten. Das...