Dale Carnegie, ein amerikanischer Kommunikationstrainer des vergangenen Jahrhunderts, veröffentlichte bereits vor mehr als sechzig Jahren ein Buch das zum Bestseller avancierte. Der Titel der englischen Ausgabe war eben genau der: How to Win Friends and Influence People. Darin wird eine Reihe von Ratschlägen gegeben wie man Freunde gewinnt und andere Menschen beeinflussen kann. Eine der Techniken ist es eben durch unverhoffte Geschenke sich die Sympathie des Beschenkten zu erwerben. Xi Jinping, hat diese Lebensweisheit jetzt auf den Krisenfall Argentinien angewandt. Argentinien, das aufgrund eines Urteils des höchsten US-Gerichts aufgrund einer Klage von US-Hedgefonds kurz vor der Staatspleite steht, erhält von China 7,5 Mrd. US-Dollar. Während sich die USA, der IWF oder die Weltbank bedeckt gehalten haben, übernimmt Xi Jinping die Rolle des weißen Ritters, der Argentinien voraussichtlich vor der Staatspleite rettet. Damit festig China seine Stellung in Lateinamerika.
Auch Wladimir Putin nutzte seine Reise zum BRICS-Gipfel in Brasilien dazu – schnell bei einem Zwischenstopp in Kuba – die ausstehenden Staatsschulden Kubas gegenüber Russland zu streichen (mehr dazu hier). Ganz ohne Gegenleistung geht das Geschäft jedoch nicht über die Bühne. Im Gegenzug stimmt Kuba der Errichtung einer großen russischen Abhörstation auf Kuba zu. Des Weiteren sollen auf Kuba wie auch in Nicaragua Bodenstationen für das Navigationssystem Glonass errichtet werden, Russlands Antwort auf GPS. Damit hebelt Putin den Widerstand der USA aus, die die Errichtung derartiger Bodenstationen in den USA verhindert haben.Ziel ist es offenbar eine Annäherung Kubas an die USA damit zu unterlaufen. Die Amerikaner dürften jedenfalls not amused über diese Kooperationsabkommen mit Russland sein.
Auch China ist bestrebt seine Beziehungen zu Kuba auf eine neue Stufe der wirtschaftlichen Kooperation zu heben. China beteiligt sich bereits am Hafenausbau in Mariel, so dass man innerhalb der Karibik einen zukünftigen Handelsstützpunkt auf Kuba einrichten kann. Mariel ist Bestandteil einer Sonderwirtschaftszone, die analog zu denen in China ausländische Investoren anlocken soll. Damit engagieren sich China und Russland verstärkt in Lateinamerika.
Neben den guten wirtschaftlichen Beziehungen zu Brasilien haben beide Länder erst im letzten Jahr ein Devisen-Swap-Abkommen abgeschlossen. China zählt bereits jetzt zu den wichtigsten Handelspartnern Brasiliens.
Das kriselnde Venezuela ist auch Ziel der chinesischen handelspolitischen Initiative in Lateinamerika. Dazu wurde erst jetzt eine Eröffnung einer Filiale der Chinesischen Entwicklungsbank in Caracas vereinbart. Zwischen Kuba und Venezuela bestehen traditionell enge wirtschaftliche Beziehungen. Unter Hugo Chavez wurde bereits Kuba mit billigem Öl aus Venezuela unter die Arme gegriffen. Im Gegenzug half Kuba Venezuela beim Aufbau seines Gesundheitswesens aus.
China ist auch in Nikaragua besonders aktiv. Ein Mega-Projekt, der Nikaragua-Kanal, soll mit chinesischem Kapital und massiver Unterstützung rasch realisiert werden. Noch in diesem Jahr soll Baubeginn sein. Damit tritt man in direkte Konkurrenz zum Panama-Kanal, der bisher weiterhin indirekt unter der Kontrolle der USA steht. Er wird derzeit gerade verbreitert, um größeren Container-Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Dort war es zuletzt zu Verzögerungen aufgrund von Finanzierungsproblemen und Planungsfehlern gekommen. Man wird sich in einigen Jahren auf die Konkurrenz zum Nikaragua-Kanal einstellen müssen. China wird dabei die indirekte Kontrolle als Finanzier und Bauherr innehaben.
Auch mit anderen lateinamerikanischen Staaten hat China seine wirtschaftliche Zusammenarbeit intensiviert. Der Außenhandel zwischen den Ländern dieser Region und China ist nicht zuletzt wegen des enormen Rohstoffhungers Chinas seit seinem Beitritt zur Welthandelsorganisation dramatisch gewachsen. Damit verdrängt China die USA immer stärker aus ihrer bisherigen angestammten Rolle in Lateinamerika. Gemäß der Monroe Doktrin, sollte ja Amerika den Amerikanern gehören. Sie richtete sich damals gegen die Europäer, die mit den USA um die wirtschaftlichen Beziehungen mit Lateinamerika konkurrierten. Jetzt fordern China gemeinsam mit Russland die USA auch in Lateinamerika heraus. Die Länder dort dürften nicht länger der Hinterhof der USA bleiben.
Das bei uns bekannte Brettspiel Go, im chinesischen als Wei Qi bekannt, ist die Kunst seinen Gegner zu umzingeln. Während die USA mit seinen strategischen Partnern in Asien einen Ring von mit den USA verbündeten Staaten um China im Westpazifik gelegt haben, sind offenbar die Chinesen im Bündnis mit Russland dabei ein Analogon in Lateinamerika zu etablieren. Im Osten lärmen, im Westen angreifen. Heimlich nach Chencang marschieren.
Man reagiert auf die strategische Offensive durch die USA und ihre Verbündeten, in dem man selbst die USA und deren Verbündete durch neue Allianzen einkreist. Im Wie Qi sind die Chinesen Meister. Ein Grund zur Beunruhigung der USA, die sich einem solchen Gegner um die Rolle als weltweite Hegemonialmacht stellen müssen.