Finanzen

Biontech-Aktie: Curevac-Übernahme, Afrika-Expansion und Durchbruch in der Krebstherapie

Biontech steht vor entscheidenden Weichenstellungen: Die genehmigte Curevac-Übernahme, der Durchbruch in der Krebsforschung und der Ausbau in Afrika könnten das Unternehmen neu positionieren. Was bedeutet das für die Biontech-Aktie?
14.10.2025 14:17
Aktualisiert: 14.10.2025 14:17
Lesezeit: 2 min
Biontech-Aktie: Curevac-Übernahme, Afrika-Expansion und Durchbruch in der Krebstherapie
Biontech-Aktie im Fokus: Das Bundeskartellamt hat die Übernahme des einstigen Konkurrenten Curevac genehmigt (Foto: dpa). Foto: Arne Dedert

Biontech-Aktie fällt: Genehmigte Curevac-Übernahme belastet Aktienkurs

Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech (ISIN: US09075V1026) hat erneut für Schlagzeilen gesorgt. Während das Bundeskartellamt grünes Licht für die Curevac-Übernahme gab, meldet das Unternehmen Fortschritte bei seiner globalen Impfstoffstrategie und einen entscheidenden Erfolg in der Onkologie. Für Anleger rückt die Biontech-Aktie damit wieder stärker in den Fokus.

Das Bundeskartellamt hat keine Einwände gegen die geplante Übernahme des Tübinger Konkurrenten Curevac (ISIN: NL0015436031) durch Biontech. Der Deal soll über einen Aktientausch erfolgen und noch bis Jahresende abgeschlossen werden. Laut der Behörde bestehen keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken, da sich die Forschungspipelines beider Unternehmen nur geringfügig überschneiden.

Während Biontech mit seinem Covid-19-Impfstoff Comirnaty, der in Kooperation mit Pfizer vertrieben wird, bereits Milliardenumsätze erzielt hat, verfügt Curevac bisher über keine zugelassenen Wirkstoffe. Das Kartellamt betonte, dass der mögliche Anwendungsbereich der mRNA-Technologie weit über Corona-Impfstoffe hinausreiche und auch onkologische Wirkstoffe umfasse. Kartellamtspräsident Andreas Mundt erklärte: „Die Forschungspipelines von Biontech und Curevac für Arzneimittel weisen keine erheblichen Überschneidungen auf.“ Eine Einschränkung des Innovationswettbewerbs sei daher nicht zu erwarten. Die Curevac-Übernahme markiert einen wichtigen strategischen Schritt, um Biontechs Forschungsbasis zu stärken.

Neue Horizonte für die Biontech-Aktie: Afrika im Fokus

Parallel dazu treibt Biontech seine Expansion in Afrika voran. Das Unternehmen erhält bis zu 95 Millionen Euro für den Bau einer modernen mRNA-Produktionsstätte in Ruanda. Finanziert wird das Projekt von der Europäischen Investitionsbank und der EU-Kommission. Damit entsteht die erste mRNA-Fabrik Afrikas, die künftig Impfstoffe gegen Malaria, Tuberkulose und HIV herstellen soll – ein Meilenstein für den Kontinent und ein Signal für Biontechs langfristige Wachstumsstrategie.

Die Fabrik in Kigali soll im Rahmen der sogenannten „BioNTainer“-Einheiten entstehen – modular aufgebaute Produktionsanlagen, die sich flexibel an verschiedene Impfstofftypen anpassen lassen. Damit stärkt Biontech seine Unabhängigkeit von globalen Lieferketten und positioniert sich als technologischer Partner für die Gesundheitsautonomie Afrikas.

Dieser Schritt gilt als Biontech-Meilenstein, der zeigt, wie das Unternehmen seine Pandemie-Gewinne in nachhaltige Zukunftsprojekte reinvestiert.

Trotz der positiven Schlagzeilen bleibt die Biontech-Aktie an der Börse unter Druck. Seit Jahresbeginn hat sie mehr als 20 Prozent an Wert verloren. Anleger hoffen, dass die neuen strategischen Initiativen langfristig den Biontech-Aktienkurs stabilisieren könnten. Kurzfristig dürfte jedoch erst der nächste Quartalsbericht zeigen, ob sich der Trend dreht.

Biontech-Meilenstein in der Onkologie: Durchbruch gegen Brustkrebs

Am 5. September 2025 verkündete Biontech einen bedeutenden Fortschritt in der Krebsforschung: Die Phase-3-Studie zu Trastuzumab Pamirtecan (BNT323/DB-1303) erreichte bei HER2-positiven Brustkrebspatientinnen ihr primäres Ziel. Das Medikament, entwickelt in Kooperation mit DualityBio, zeigte eine überlegene progressionsfreie Überlebenszeit im Vergleich zur Standardtherapie. Damit gelang Biontech der erste große Biontech-Meilenstein in der Onkologie seit den Corona-Impfstoff-Zeiten.

„Das ist ein Meilenstein in der fruchtbaren Zusammenarbeit mit unseren Kollegen bei DualityBio“, erklärte Prof. Özlem Türeci, Mitgründerin von Biontech. Besonders bemerkenswert: Es handelt sich um die erste erfolgreiche Phase-3-Krebsstudie des Unternehmens, die zu einer Marktzulassung führen könnte.

Biontech hält die weltweiten Vermarktungsrechte außerhalb Chinas – ein Markt mit gewaltigem Umsatzpotenzial. Das Medikament erhielt bereits den Fast Track- und Breakthrough Therapy-Status der US-Behörde FDA.

Biontech-Aktie: Analysten bleiben vorsichtig optimistisch

Analysten zeigen sich angesichts der jüngsten Entwicklungen verhalten positiv. Morgan Stanley hält trotz einer leichten Kurszielsenkung an der Bewertung „Overweight“ fest. Auch Van Lanschot Kempen lobt den wissenschaftlichen Fortschritt: „Es ist aufregend, dass dies Biontechs erstes fortgeschrittenes Onkologie-Programm ist, das das primäre Ziel einer entscheidenden Phase-III-Studie erreicht.“ Der durchschnittliche Analystenkonsens liegt bei einem Zwölf-Monats-Kursziel von 133,43 Dollar. Mit über 16 Milliarden Euro an Cash-Reserven bleibt Biontech finanziell stark aufgestellt, um Forschung und Expansion weiter voranzutreiben.

Die genehmigte Curevac-Übernahme, der Ausbau der mRNA-Produktion in Afrika und der Biontech-Meilenstein in der Krebsforschung markieren gleich drei entscheidende Weichenstellungen. Ob diese Entwicklungen den Biontech-Aktienkurs nachhaltig beflügeln, hängt nun davon ab, ob das Unternehmen die Erwartungen an künftige Gewinne erfüllen kann. Klar ist: Die Biontech-Aktie bleibt ein Hoffnungsträger – mit neuen Perspektiven weit über das Pandemiegeschäft hinaus.

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